1926 - Rekruten für Zophengorn
Auswüchse wirkten wie Scharniere. Ihre stabilisierende Funktion ließ sich jedoch mit einem Blick erfassen. Gerade die sichtbare Funktionalität war es, die verhinderte, daß ein Verdacht entstand.
Die sieben Gestalten verfügten scheinbar über unbeschränkte Mengen an Miro-Credits.
Einen halben Tag lang bezogen sie Quartier in der Stadt. Dann wandten sie sich zum Terminal der Gornischen Fähren.
Dort gaben sie sich als Heimatlose aus dem Volk der Logiden aus; als entwurzelte, bestens ausgebildete Existenzen, die bei den Bebenforschern eine neue Heimat finden wollten.
Man sah die sieben Echsenhäuter nicht mehr wieder zum Vorschein kommen. Sie alle bestanden die Eingangsprüfung, und jeder von ihnen bezahlte mit 2000 Miro-Credits seine Passage nach Zophengorn.
*
Natürlich hatten sie keine SERUNS dabei.
Es wäre schwer gewesen, die Existenz der High-Tech-Anzüge in Zophengorn zu erklären.
Rhodan hatte angeordnet, die SERUNS in eine Boje zu verpacken und außerhalb des Meihtard-Systems ins All zu stoßen.
Mondra Diamond hoffte, daß sie möglichst bald Eismer Störmengord wiederfanden; dann konnten sie die Anzüge mit der GLIMMER wieder auffischen.
Den Rest ihrer Kleidung besaß sie noch, in diesem Fall eine grüne Kombination, außerdem einige private Gegenstände. Die TLD-Agentenausrüstung führte sie in den Hohlräumen ihrer Maskierung mit sich.
Ihre Gesichtszüge waren durchaus noch erkennbar. Daß sie jedoch zum Volk der Terraner gehörte, sah nur jemand, der ohnehin Bescheid wußte.
Die Mitglieder der Gruppe Rhodan sahen alle ähnlich aus. Ihre Körper waren von einer grünblauen, geschuppten Schlangenhaut umgeben. Ein unschädlicher Hormonblocker hinderte die Haare am Wachstum; ein scheinbar kleines, aber nicht unwichtiges Detail, wenn man länger als eine Woche in einer Vollkörpermaske verbrachte.
Mondra war nicht sicher, ob sie die Maskierung für notwendig halten sollte.
Rhodan setzte jedoch voraus, daß Shabazza in DaGlausch über eine Machtbasis verfügte.
Diese Basis mußte logischerweise entweder mit Zophengorn identisch sein, oder aber Shabazza verfügte über eine Zugriffsmöglicheit auf die Bebenforscher-Gilde.
Shabazzas Endziel bestand darin, die Koalition Thoregon zu zerstören. Perry Rhodan war der Sechste Bote von Thoregon - also kannte Shabazza möglicherweise Rhodans Aussehen.
So lautete die Gedankenkette, der sie ihre Maskerade verdankten.
Mondra konnte sich schwer vorstellen, daß ein Wesen eine ganze Galaxis überwachte.
Shabazza kämpfte im Prinzip gegen mehrere Galaxien zugleich, da schien es nicht besonders glaubhaft, .daß ausgerechnet Zophengorn der kritische Punkt sein sollte.
Aber wie auch immer, Mondra nahm die Entscheidung hin. Im Augenblick gab es andere Dinge, die ihr auf der Seele brannten.
Rhodan und die anderen ließen sich durch die Gornische Fähre führen; sie dagegen blieb zurück.
Sie wußte, daß der Oxtorner in seiner Kabine weilte, und es gab Dinge, die sie ihm zu sagen hatte.
Monkey hockte scheinbar teilnahmslos auf einer Pritsche. Er trug dieselbe Logidenmaske wie sie alle.
Auf seine Weise war der Oxtorner schlimmer als Poulton Kreyn. Kreyn hatte man zumindest berechnen können, auch wenn er ein widerlicher Kerl gewesen war. Monkey dagegen schien ihr undurchschaubar.
Er mußte nicht einmal etwas sagen oder etwas tun. Allein durch seine Nähe fühlte sie sich provoziert. „Du weißt, daß ich gegen deine Anwesenheit bin, Monkey", begann sie unbehaglich. „Ja. Es ist mir allerdings gleich, was du denkst. Warum sagst du so etwas?" Mondra wollte schon aufbrausen. Sie hielt sich jedoch mit Mühe zurück. Das Gefühl der Überlegenheit, mit dem sie Menschen oft behandelte, war in diesem Fall nicht angemessen.
Ihr war klar, daß Monkey sie töten konnte. Er mußte nur wollen, dann brauchte er keine Sekunde dafür. Sie würde den Tod nicht kommen sehen. Der Gedanke, ihm im Ernstfall ausgeliefert zu sein, machte sie krank. „Ich vertrete einen moralischen Standpunkt, Monkey", machte sie ihm deutlich. „Ein Wesen, das mit voller Absicht und Überlegung andere umbringt, kann ich nicht respektieren."
„Habe ich um deinen Respekt gebeten? Du bist mir unwichtig. Ich werde dich als gleichberechtigtes Mitglied dieser Expedition behandeln, aber nicht mehr. Wir müssen keine Freunde werden."
„Wie schön", gab sie sarkastisch zurück. „Auf Terra habe ich eine Redensart gehört, von der ich annehme, daß sie sehr alt ist: Du, Mondra
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