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1927 - Legende der Tujokan

Titel: 1927 - Legende der Tujokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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du mit?"
    Zum Zeichen der Bestätigung ließ er die Arme sinken und gesellte sich zu ihnen. Es handelte sich um zwei Kämpfer seiner eigenen Einheit sowie vier Mitglieder des Camps Chlibonüm.
    Przondzu sank auf den freien Platz nieder und richtete die Augen auf das Jeggoret-Konzentrationsspiel. Eines der Hütchen, vollgestopft mit Springflöhen, änderte gerade seinen Standort und riß zwei andere um.
    Einer der Spieler leierte in monotonem Singsang den bisherigen Spielverlauf herunter, um Przondzu zu informieren. Dieser erhöhte seine Konzentration und vermied es, zu einer der verspiegelten Wände zu blicken. Dahinter vergnügten sich die lüsternen Frauen seines Volkes und unterzogen jeden Besucher des Ortes einer genauen Musterung - oftmals über Stunden hinweg. Die weiblichen Tujokan hatten eine Vorliebe für potentielle Retter ihres Volkes, und wenn ein Camp Urlaub erhielt, war es besonders für die jüngeren unter den Damen so, als fielen alle Feste des Jahres auf einen einzigen Tag.
    „Das rote Hütchen mit der Nummer acht ist als nächstes an der Reihe", sagte Przondzu.
    Er behielt recht. Es dauerte keine zwei Bajs, dann hüpfte Rotacht davon und landete in der letzten Reihe von Blau.
    Die Spieler um ihn herum erstarrten vor Ehrfurcht. So etwas war ihnen noch nie widerfahren, daß jemand neu ins Spiel kam und auf Anhieb einen Treffer landete.
    Przondzu stieß seinen Kameraden zur Linken an und forderte ihn auf, die nächste Prognose abzugeben. Der Kämpfer tippte auf Gelbdrei, aber Przondzu war völlig anderer Meinung. „Blausechs", sagte er.
    Und behielt wieder recht. Innerhalb von sechzig Bajs brachte er es bei zwanzig Prognosen auf sechzehn Treffer. Die Unruhe unter den Gonseln wuchs. Die ersten machten Anstalten, sich aus dem Spiel zurückzuziehen. Sie leerten ihre Taschen und übergaben Przondzu die letzten Reste ihres Ersparten.
    „Ich bin an keiner einzigen Muschel interessiert", machte er ihnen begreiflich. „Meine Familie ist reich genug."
    In Sichtweite öffnete sich eine der geheimen Wandtüren. Ein Angestellter trat ein und humpelte mit raschen Schritten auf die Gruppe zu. Er musterte Przondzu.
    „Sag mir deinen Namen!" flüsterte er. Przondzu tat es, und der alte Mann mit dem gichtschiefen Rücken und den ungleich langen Beinen deutete so etwas wie eine Verbeugung an.
    „Warte an der Tür, durch die ich komme und gehe", fuhr er fort. „Die gnädige Loreleykos wird dich abholen."
    „Ich werde warten."
    Przondzu sah die Kameraden der Reihe nach an. „Es hat Spaß gemacht, mit euch zu spielen."
    Er stand auf. Den Doppelsinn bei der Benutzung des Wortes „spielen„erkannten sie nicht.
    Dazu fehlte es ihnen an Intellekt. Mit teils unverhohlenem Staunen verfolgten sie, wie er hinüber zu der Tür ging, um sich dort an die Wand zu lehnen. Er ließ seine Muskeln spielen und spürte die Frauen auf der anderen Seite beinahe körperlich.
    Noch immer starrten ihn die Kameraden an. Hätten sie um sein Geheimnis gewußt, wäre ihnen sicherlich um einiges leichter auf der Brust gewesen. Daß Przondzu aus einem der Sümpfe stammte und zehn Jahre lang Flöhe dressiert hatte, wußte niemand außer ihm. Er kannte die winzigen Wesen unter den Hütchen besser als jeder andere auf dem Hauptkontinent.
    Endlich öffnete sich die Tür. Przondzu sah sich einer jungen Artgenossin gegenüber, deren Liebreiz ihn sofort verzauberte. Er hatte dieses Gesicht und diesen Körper schon einmal gesehen.
    „Du bist die Tochter des Dirigenten Kladdertosch", sagte er leise. „Ich grüße dich."
    „Nenne mich Loreleykos", antwortete sie. „Das Essen liegt bereits im Sud. Willst du mich begleiten?"
    „Mit dem größten Vergnügen."
     
    *
     
    Köstliche Speisen, ein herrlicher, algendurchwobener Pool mit kleinen Knabbereien auf dem Grund und in seinen kräftigen Armen den wogenden und längst glitschigen Körper der jungen Frau - was wollte er mehr?
    Loreleykos verstand es, jede Faser seines Körpers zu verzaubern und ihn vergessen zu machen, daß er sein Leben in den Dienst der ehrenvollsten Sache seines Volkes gestellt hatte.
    Er vergaß sogar ab und zu seinen Namen und seine Herkunft und gebärdete sich, als würde er schon seit hunderttausend Sonnenaufgängen mit dieser Frau zusammensein.
    In der Hälfte der Nacht servierte sie ihm den Liebestrank, als sie merkte, daß sie seine Gier nicht weiter zu steigern vermochte. Mit peitschenden Bewegungen durchpflügte sie den Pool von einem Ende des Grundstücks zum

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