1927 - Legende der Tujokan
anderen.
Przondzu leerte den Becher in einem Zug und folgte ihr dann. Bis hinauf zu den Zinnen der Mauer spritzte das Wasser, als er mit Wucht über sie kam und ihren geschmeidigen Körper kraftvoll und gleichzeitig sanft unter Wasser zog. Sie rutschten über den Grund, eilten an den Wänden entlang und klammerten sich immer enger aneinander.
Ihre beiden Körper fanden den Rhythmus einer gemeinsamen Bewegung und verschmolzen zu einer Einheit. Sie öffnete ihm in lustvollen Zuckungen ihren Leib. Er drang in sie ein und hatte das Gefühl, als fülle er ihr gesamtes Inneres aus. Bis zum Morgengrauen zappelten sie aneinandergeklammert durch das Wasser, ehe sie erschöpft voneinander abließen.
„Ich spüre es", keuchte sie, noch immer voller Lust und mit blitzenden Augen. „Du wirst eine große und berühmte Nachkommenschaft erhalten."
„Wie groß?"
Er zog sich ein Stück von ihr zurück, weil die Zeit begonnen hatte, wo Frauen keinen Mann in ihrer Nähe duldeten.
„Sechs Knaben und vier Mädchen." Es war eines der ungelösten Rätsel ihres Volkes, wie die Frauen es schafften, die Nachkommenschaft sofort nach der Zeugung auf das Kind genau vorherzusagen. Offensichtlich funktionierte der Selektionsmechanismus extrem präzise und steuerte die Fruchtbarkeit bereits während der viele Bajs andauernden Begattung.
„Wirst du sie mir zeigen?"
Vom Gesetz her durfte der Vater die Kleinen ein einziges Mal sehen, möglichst bald nach der Geburt. Von da an lag die Erziehung in den Schwimmhäuten der Frau.
„Vergiß nicht, ich bin die Tochter eines Dirigenten. Ich werde dir Porträts deiner Kinder schicken. Mehr nicht."
„Schade."
„Du weißt nicht, ob du den Zeitpunkt der Geburt jemals erleben wirst, Gonsel."
„Du meinst, wenn zuvor die Fremden auftauchen? Wir werden sie töten. Aber ehe wir sie unter Aufopferung unseres eigenen Lebens zur Strecke gebracht haben, kann es sein, daß sie Teile der Zivilbevölkerung umgebracht haben. Dann werden meine Kinder nie einen Algenwurm sehen."
„Geh jetzt! Bald ist es Tag. Bis dahin mußt du verschwunden sein."
Einen Augenblick lang war er versucht, alle Gesetze des Planeten zu brechen, um noch eine Weile in der Nähe der bezaubernden Frau sein zu können. Sie schien es in seinen Augen zu lesen. Mit einemmal begann sie zu schreien und auf ihn einzuschlagen.
„Bringt mir ein Messer!" rief sie der Dienerschaft zu. „Ich schlitze ihm den unnützen Wanst auf."
Er verstand die Drohung nur zu gut und machte sich aus dem Staub. Ihr Schimpfen verfolgte ihn die Straße hinab, und er machte sich klein und verbarg seinen Kopf unter einem Tuch.
Auf etlichen Umwegen erreichte er eine der Herbergen, mietete sich ein Zimmer bis zum Abend und fiel erschöpft und glücklich zugleich auf das Mooslager. Er schlief und träumte; er sah sich als alten Mann auf einem Hügel sitzen, die zahlreiche Nachkommenschaft um sich versammelt. Sie zählte zu Hunderten, und er berichtete ihr vom glorreichen Kampf, den er und alle Gonsel des Planeten kurz vor ihrer Geburt gegen die Fremden geführt hatten. Sie bejubelten ihn und zählten die Kampfesnarben, die er davongetragen hatte.
Doch dann tauchte plötzlich Quinquad zwischen ihnen auf. Mit wuchtigen Schlägen teilte er die Menge und marschierte steif und mit starrem Blick auf den Hügel zu.
„Tfenlod erwartet dich!" schrie er ihm entgegen. „Wenn du dich nicht beeilst, schlägt er dich tot. Er bricht dir das Genick und ..."
Mit einem Schrei erwachte Przondzu. Benommen richtete er sich auf und schielte zum kleinen Fenster hinüber. Tup schickte sich an, unter den Horizont zu sinken. Es war höchste Zeit, ins Camp zurückzukehren.
Der Gonsel bezahlte den Wirt und machte sich auf den Weg. Tfenlod, das Camp der Kämpfer und ihre Aufgabe, all das schien in weiter Ferne zu liegen. In seinen Gedanken weilte Przondzu noch immer bei Loreleykos und der vergangenen Nacht.
4.
„Spiegel", stellte Trabzon Karett fest. „Es sind Spiegel und Batterielampen, die an Körben unter Wetterballonen befestigt sind. Stahltrossen verbinden sie mit dem Boden, und von dort werden sie auch gesteuert oder positioniert."
In den Spiegeln blitzten in kurzen Abständen Lichtsignale unterschiedlicher Länge auf. Die Ballone selbst hingen im Abstand von ein paar Kilometern in der Luft, so daß sich immer mehrere in Sichtweite zueinander befanden.
„Es handelt sich um ein Signalsystem", stellte Eismer Störmengord fest. „Alles deutet darauf hin, daß es
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