1928 - Unheimliche Korrago
kleines, aber effizientes Waffenarsenal mit Thermit-Haftladungen und selbststeuernden Minen.
Im Ortungsschutz der Gletscherspalte kamen Fee Kellind und ihre Begleiter schnell voran.
Als sie die Oberfläche wieder erreichten, waren sie für die gegnerischen Taster unsichtbar. Dennoch verzichteten sie darauf, ihre SERUNS mehr als unbedingt nötig einzusetzen, mit annähernd Rückenwind näherten sie sich ohnehin rasch dem Ziel.
Die Veränderung kam völlig überraschend, die Pikosyns registrierten ansteigende Energiewerte. „Auseinander!" brüllte Fee Kellind. Das Geschütz feuerte wieder, doch der befürchtete Einschlag zwischen Fee und ihren Leuten blieb aus. Fauchend stürzte die erhitzte Luft in dem nachglühenden Schußkanal zusammen.
SeGuera hastete mit weiten Sprüngen übers Eis. Auch ein zweiter Schuß galt nicht ihm, sondern verwandelte eine der Felsnadeln in ein zäh in sich zusammensinkendes Fragment. „Da ist etwas!" rief Kormani irritiert. „Unmittelbar über ..."
Eine zweite Sonne ging auf - nicht verwaschen und nur vage zu ahnen wie Kre jenseits des Sturmes, sondern von der durchdringenden Lichtfülle einer atomaren Explosion. Nur die automatische Verdunkelung ihrer Helme rettete den Alashanern das Augenlicht, doch schon fühlten sie sich von einer Titanenfaust hochgehoben und davongewirbelt. Die Luft schien zu beben vom Widerhall der Explosion.
Das ist ein Notfall! blinkten die Warnanzeigen. Alle lebenserhaltenden Maßnahmen werden vom Servo wahrgenommen.
Augenblicke später hatte Fee wieder Boden unter den Füßen. Der Schutzschirm .war aktiviert. Immer noch von Filtern gedämpft, sah die Kommandantin einen gewaltigen glühenden Krater, wo Sekunden vorher das gegnerische Geschütz gewesen war. Im Funk überschlugen sich die Stimmen, aber ur. plötzlich war nur mehr eine Äußerung zu vernehmen. „Das wäre beinahe gefährlich geworden, Fee. Ich durfte euch nicht warnen, sonst hätte ich meine Chance vertan."
„Saffar Aguila, du alter Nichtsnutz!" platzte SeGuera heraus. „Ich hätte es mir denken können, daß du die sieben Leben einer Katze hast."
„Na ja, das war Leben Nummer fünf. Habt ihr wirklich geglaubt, ich lasse mich so einfach vom Himmel wegputzen? Knapp war's ja, aber es hat funktioniert."
Fee Kellind nickte knapp. „Weiter!" sagte sie.
*
Minuten später hatten die Terraner den Gletscher hinter sich gelassen und bewegten sich entlang einem schmalen Taleinschnitt.
Moose und Flechten gediehen hier in geradezu üppigem Wachstum, und der Sturm war zu einem lauen Lüftchen mutiert. Das Wärmespeichervermögen der Felsen sorgte sogar für angenehme Temperaturen.
Verkrüppelte Bäume und mannshoher Buschbewuchs markierten den Beginn der Vegetationszone.
Nach wie vor verhinderte der Störsender jeden Funkkontakt zur GOOD HOPE III. Nach der Vernichtung des Thermogeschützes hatte Fee Kellind vorübergehend erwogen, im Schutz der Deflektorschirme das Gebirge zu verlassen, den Gedanken jedoch ebenso schnell wieder verworfen. Nicht zuletzt, weil sie über die Reichweite des Störsenders nur Mutmaßungen anstellen konnte.
Außerdem glaubte sie zu wissen, daß der Gegner nicht die Absicht hatte, die Besatzung des abgeschossenen Gleiters entkommen zu lassen. Das war allerdings nur ein Gefühl ...
Und Gefühle, das lernten angehende TLD-Agenten schon in der ersten Lektion, waren im Einsatz verpönt - dennoch ließen die Fakten ähnliches erwarten.
Erstens: Der Gleiter war abgeschossen worden, als die Unbekannten (Fee Kellind wählte der Einfachheit halber den Plural) jäh befürchten mußten, entdeckt worden zu sein.
Zweifellos hatten sie sich ihrer überlegenen Technik wegen auf Kre'Pain sicher gefühlt.
Die Frage war: Was wollten sie auf dieser Welt?
Zweitens: Der Störsender schien exakt zu diesem Zeitpunkt in Aktion getreten zu sein; zuvor war der Funkverkehr zur GOOD HOPE III problemlos möglich gewesen. Fee ordnete diese Reaktion der Fremden unter die Rubrik „Schadensbegrenzung" ein.
Drittens: Unter demselben Aspekt war zu sehen, daß Saffar Aguila beinahe getötet worden wäre.
Fee kannte die Mentalität des Gegners nicht, doch wenn er es sich erlauben konnte, abzuwarten, bedeutete dies schlicht und einfach, daß es kein Entkommen aus dem Gebirge gab - vermutlich existierten energetische Sperren. Was geschah, sobald jemand auf dem Luftweg zu entkommen versuchte, hatte Saffar vor kurzer Zeit am eigenen Leib verspürt. Ohne den vom Pikosyn aktivierten
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