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1928 - Unheimliche Korrago

Titel: 1928 - Unheimliche Korrago
Autoren: Unbekannt
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erfrieren."
    „Willst du lieber auf ein Wunder warten?
    Dann viel Vergnügen. Wir brauchen wieder eine vernünftige Ausrüstung, und die bekommen wir einzig und allein im Gleiter" Teresa hatte die Arme verschränkt und die Hände auf ihre Brüste gelegt. Sie zitterte leicht, gab sich aber Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. „Gegen warme Kleidung hätte ich nichts einzuwenden", gestand sie zähneknirschend. „Vor allem Stiefel wären kein Luxus."
    Ihre Füße waren blutverkrustet, auch die weghängenden Hautfetzen an den Beinen zeugten von den teilweise scharfen Felskanten. Oft genug ging es während der Agentenausbildung härter zu, doch im Laufe der Jahre vergaß man, wie das einmal war - vor allem, solange die Annehmlichkeiten der Technik greifbar blieben.
     
    *
     
    Das Gebirge schien endlos zu sein, ein gewaltiger Irrgarten, der nur geschaffen worden war, vier Menschen die absolute Bedeutungslosigkeit ihrer Existenz vor Augen zu führen. Die schroffen, teils schneebedeckten Gipfel reihten sich hintereinander wie stumme Wächter, und der Weg bergauf, über rauhes Gestein und teilweise enge Pfade - auf der einen Seite der tödliche Abgrund und auf der anderen unüberwindbare Hänge -, gestaltete sich zum Spießrutenlauf.
    Die Schatten wuchsen - sooft die Sonne Kre die dichten Wolken durchbrach, schienen sie wieder ein Stück länger geworden zu sein.
    Fee Kellind trieb sich selbst und ihre Leute zu immer größerer Eile an, denn eine Nacht, die nicht nur sechs oder sieben Stunden dauerte, würden sie in dieser Wildnis schwerlich überstehen.
    Bald dampften ihre Körper in der kalten Luft, und die stete Bewegung war das einzige, was ihnen noch etwas Wärme verschaffte, aber ihre Füße begannen taub zu werden, und die Anzeichen von Erfrierungen an den Gliedmaßen häuften sich. Wenn Fee Kellind ihre Hände anschaute, hatte sie das Gefühl, daß die Finger aufgequollen und voll Wasser waren. Es fiel ihr schwer, die Hände zur Faust zu ballen.
    Unmöglich zu sagen, wieviel Zeit verstrich.
    Sie mochten drei Kilometer in der Stunde zurücklegen, vielleicht aber auch vier oder fünf.
    Sie spürten die Kälte schon nicht mehr, als sie endlich wieder den Gletscher vor sich sahen und in der Ferne das halb von Schnee verwehte Gleiterwrack. Für einen Moment hielt Fee inne und schloß die Augen: Sie glaubte eine warme Brise zu spüren, die sie sanft umschmeichelte, aber auch die Sonne, die erbarmungslos vom Zenit herabbrannte.
    Palmen säumten das Eiland mit dem feinen weißen Sandstrand, und hinter ihr lärmte und tobte die Meute sonnenhungriger Urlauber im Meer.
    Die Idylle bekam Risse, als das Fauchen eines Thermoschusses aufbrandete und Fee Kellind jäh in die Realität zurückholte. „Schießt doch, schießt! Sie müssen uns sehen! Oder sie orten die Entladungen."
    Fee wirbelte herum. Im Salventakt feuerte Teresa die erbeutete Waffe ab. Auch Jon richtete seinen Strahler in die Höhe und schoß.
    Zehn, zwölf Kilometer hoch, beinahe im Zenit, hing eine von den Strahlen der sinkenden Sonne blaßrosa verfärbte Kugel: die GOOD HOPE III. Langsam schwebte das Schiff nach Süden und verschwand Augenblicke später hinter dichten Wolken. „Sie suchen uns. Natürlich. Wir hätten längst zurück sein müssen."
    Da war er wieder, der 120 Meter durchmessende Kugelraumer mit dem symbolträchtigen Namen. Sank er langsam tiefer? Nur die Wolken vermittelten diesen Eindruck, tatsächlich entfernte sich das Schiff in Richtung „Stamm Vier".
    Noch einmal feuerte Teresa den Thermostrahler ab, dann sah sie ein, daß es keinen Sinn hatte, ein Feuerwerk zu veranstalten. „Warum haben sie uns nicht gesehen? Ich verstehe das nicht."
    „Das Schiff kommt wieder", murmelte Cavalieri. „Ganz bestimmt. Sie kommen zurück."
    Die letzten eineinhalb Kilometer wurden zur Tortur. Bis zu zwanzig Zentimeter hoch lag frisch gefallener Schnee, der die vielen kleinen Risse im Eis überdeckte. Lediglich die breiteren Spalten waren noch gut zu erkennen.
    Fee prüfte fast jeden Schritt durch vorsichtige Gewichtsverlagerung, bevor sie den Fuß aufsetzte, und die anderen hielten sich in ihren Spuren. Wenig mehr als hundertfünfzig Meter hatten sie noch bis zum Gleiter, als Teresa urplötzlich einen halb erstickten Laut ausstieß und seitlich wegrutschte.
    Obwohl Cavalieri sich dicht hinter ihr befand, schaffte er es nicht mehr, sie ,festzuhalten, die Frau riß in dem Moment die Arme hoch, als er zupackte. Sich mehrfach überschlagend, rollte Teresa
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