1929 - Der General der Träumerin
Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen.
Sagte sie etwas von einem anderen Namen?
Von Roi Danton?
Wer war Roi Danton?
Der Terraner stutzte und schloß für einige Sekunden die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Die Bilder von Gucky, dem Mausbiber, und Icho Tolot, dem Haluter, tauchten vor ihm auf. Er meinte, sie reden zu hören.
Er betrachtete sie als Feinde Jii'Nevevers.
Aber was hatten sie von ihm gewollt? Sie hatten sich gegen Jii'Nevever ausgesprochen.
Wieso? Was hatte er mit ihnen zu tun? Wie konnten sie annehmen, daß er mit ihnen gemeinsame Sache machen würde? Sein Weg war ganz klar vorgezeichnet. Wie konnten sie auf den Gedanken kommen, daß er davon abweichen würde? Warum hatten die drei Shabazzas Impulsgeber von sich gestoßen?
Sie waren nicht mehr im Minzant-System, aber früher oder später würde er sie finden.
Dann sollten sie keine Gelegenheit mehr haben, sich gegen Jii'Nevever zu stellen. Er würde dafür. sorgen, daß sie zu treuen Dienern der Trumerin wurden.
Die Bilder verschwanden. Er öffnete die Augen, denn er wollte sich nicht mehr mit dem Namen Roi Danton beschäftigen. Es gelang ihm nicht, die Gedanken an ihn zu verdrängen. Er war verwirrt und verstört.
Von innerer Unruhe erfüllt, fragte er sich, ob etwas mit ihm nicht stimmte. Hatten der Mausbiber, Julian Tifflor und Icho Tolot irgend etwas mit ihm angestellt, um ihn zu ändern oder um ihn in ihrem Sinne zu beeinflussen?
Er sah die Gesichter anderer Männer und Frauen, und er wußte, daß es Terraner waren, daß es sogar freundschaftliche Verbindungen zu ihnen gab.
Doch diese Eindrücke waren nur sehr kurz, und sie erloschen so schnell, wie sie gekommen waren. Vergeblich versuchte er, sie zurückzurufen und sich zu erklären, wo er diese Personen schon einmal gesehen hatte und was sie ihm bedeuteten.
Michael Rhodan wandte sich erneut den Plänen Jii'Nevevers zu.
Shabazza wollte, daß sie ihre Hand von Puydor zur Milchstraße ausstreckte, um die Menschheitsgalaxis zu erobern. Dazu mußte sie gewaltige Mengen Tronium-Azint dorthin bringen, um in einem größeren Gebiet Fuß fassen zu können. Und damit war er wieder am Anfang seiner Gedanken - und bei seiner vorsichtigen Kritik.
Der General der Träumerin brauchte mehr Raumschiffe. Er benötigte die militärische Macht, ohne die auch Jii'Nevever nicht genügend ausrichten konnte. Nur mit dem nötigen Instrumentarium ausgestattet, konnte er zum Schwert der Träumerin werden und ihr die unabdingbaren Machtbasen schaffen.
Die EIDENGOORD reichte bei weitem nicht aus. Er mußte eine Transportflotte aufbauen.
Doch womit? Es mochte ja sein, daß Jii'Nevever aus früheren Zeiten über Depots verfügte, in denen es Raumschiffe gab. Waren diese noch vorhanden? Oder waren sie mittlerweile entdeckt und geplündert worden?
Und wenn sie unberührt waren - konnte er dann wirklich auf intakte Raumschiffe zurückgreifen, oder mußte er davon ausgehen, daß der Zahn der Zeit die Antriebsmaschinen unbrauchbar gemacht hatte?
Außerdem war es mit Transportschiffen allein nicht getan. Er benötigte darüber hinaus eine Kriegsflotte, um eine Basiswelt erobern und diesen neuen Machtbereich auch gegen robotische Waffen verteidigen zu können, die nicht mit den geistigen Mitteln Jii'Nevevers aufzuhalten und abzuwehren waren.
Ich verstehe dich! meldete die Träumerin sich.
Michael Rhodan blieb unberührt. Es überraschte ihn nicht, daß sie seine Gedanken erfaßt hatte, und es war ihm nicht unangenehm, daß sie ihn belauscht hatte. Er empfand es als selbstverständlich, daß es eine enge geistige Verbindung zwischen ihnen gab, die nicht immer wieder von neuem aufgebaut werden mußte, sondern dauerhaft bestand.
Leider konnte von einer derartigen Kontinuität noch nicht die Rede sein. Nachdem Jii'Nevever aus ihrem Zeitgefängnis befreit worden war, hatte sich herausgestellt, daß ihre Fähigkeiten durch die Jahrtausende währende Isolation verkümmert waren. Die Träumerin war geschwächt und sozusagen außer. Übung.
Zudem waren die Tronium-Azint-Bestände geplündert und deutlich verringert worden. So kam es immer wieder zu Konzentrationsschwächen, unter denen die Verbindung zwischen ihr und ihm - ihrem General - litt.
Michael Rhodan hatte den Eindruck, daß Jii'Nevever ihre übersinnlichen Kräfte in solchen Phasen frei entfaltete, so daß sie ungesteuert und ziellos weit in die Tiefen Puydors hinausstrebten.
Er hatte sie danach gefragt, jedoch keine Antwort erhalten. „Es
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