1929 - Der General der Träumerin
denn er konnte ausschließlich über jene Einheiten verfügen, die sich während Jii'Nevevers Machtübernahme im Minzant-System befunden hatten. Das waren Chronautenstationen und kleinere Raumschiffe, überwiegend Planetenfähren, die für den interstellaren Raumverkehr nicht geeignet waren und die kaum mehr darstellten als Beiboote. Das war keine Machtbasis, um eine Galaxis wie Puydor zu erobern, geschweige denn einen Eroberungsfeldzug gegen ferne Galaxien zu starten. „Was soll ich damit anfangen?" Hilflos breitete er die Arme aus. „Ich stehe mit leeren Händen da - und soll für dich eine ganze Galaxis oder noch mehr erobern! Gib mir Macht, und ich werde das Schwert sein, mit dem du deine Herrschaft ausbreitest und bis zur Milchstraße vorstoßen kannst - so, wie Shabazza es will."
Sei nicht ungeduldig, antwortete Jii'Nevever, deren mentale Stimme er so deutlich verstand, als ob sie direkt neben ihm stünde oder gar in ihm wäre. Die Erwiderung der Träumerin kam jedoch nicht in klar formulierten Worten zu ihm, sondern als Informationsbild, das in ihm entstand und aus dem er unwillkürlich Sätze formte. Du wirst erhalten, was du brauchst. Ich kann auf gewaltige Mittel zurückgreifen, die mir aus früheren Herrschaftsperioden noch zur Verfügung stehen. Vorläufig benötigen wir sie noch nicht, denn zunächst kommt es mir darauf an, einige Brückenköpfe in Puydor zu errichten. „Und wie gehen wir dabei vor?"
Wir werden einige Raumschiffe mit Tronium-Azint beladen und zu den Schlüsselwelten verschiedener Puydor-Völkerfliegen.
„Ich verstehe. Sobald der Schwingquarz auf diesen Planeten ist, kannst du mit Hilfe deiner Suggestivträume auf die betreffenden Völker einwirken, so daß sie deine Größe erkennen und sich dir anschließen."
So ist es, bestätigte Jii'Nevever.
Die Träumerin öffnete sich ihm vorbehaltlos, und so, machte sie deutlich, daß sie den Schwingquarz Tronium-Azint als Medium benutzte, um ihre Suggestivträume zu verbreiten. Sie manifestierte sich darin.
Sie bedauerte, daß Tronium-Azint so selten war und nicht auf allen bewohnten Planeten in ausreichender Menge vorkam. Dadurch wurde ihr Vormarsch zur umfassenden Macht stark behindert. Jedes Raumschiff hatte mehr oder weniger Bestandteile des Schwingquarzes an Bord. Eine gewisse Grundmenge war Voraussetzung für das Funktionieren der verschiedenen Maschinensysteme, doch die dabei verwendeten Mengen waren so gering, daß sie für Jii'Nevever nicht ausreichend waren, um als Sender für ihre Träume genutzt zu werden.
Wir haben keine andere Wähl, erläuterte die Träumerin. Wir müssen große Quantitäten zu den Planeten und Weltraumstationen bringen, die ich mit meinen geistigen Kräften erreichen will. Aber wir haben einen gewaltigen Vorteil. Die Völker von Puydor sind arglos. Sie rechnen nicht mit mir. Keines von ihnen trifft Abwehrmaßnahmen. Sie alle machen es mir leicht. „Bis die ersten Welten an dich gefallen sind.
Danach wird sich die Nachricht schnell verbreiten. Und die drei Unsterblichen, die uns entkommen sind, werden einiges dazu beitragen."
Um ein ganzes Sonnensystem mit seinen bewohnten Planeten beherrschen zu können, mußten schon einige Kilogramm Tronium-Azint vorhanden sein - also angesichts der Seltenheit des Schwingquarzes eine nicht unbeträchtliche Menge.
Michael Rhodan erfuhr bei diesem Zwiegespräch mit der Träumerin, daß Guu'Nevever und sie in der Vergangenheit unglaubliche Mengen Tronium-Azint auf Curayo gehortet hatten. Je mehr Schwingquarz auf diesem Planeten vorhanden gewesen war, desto stärker war die Kraft ihrer Träume und um so größer ihre Reichweite gewesen.
Zu dem Zeitpunkt, an dem Jii'Nevever den Varmiren zum Opfer gefallen war, hatte der Einflußbereich der beiden zusammen über 15.000 Lichtjahre im Umkreis erreicht, ohne daß in diesem Raumsektor andere Tronium-Azint-Lager vorhanden sein mußten. Nur in Bereichen, die außerhalb dieser gewaltigen Zone lagen, mußten Depots aufgebaut werden, damit Guu'Nevever und Jii'Nevever ihre Suggestivträume dorthin senden konnten.
Nach dem Tod Guu'Nevevers hatte Jii'Nevever die Vorräte auf Curayo weiter vergrößert, bis sie schließlich fast ganz Puydor mit ihren Träumen überspannen konnte - die sie selbst als keineswegs destruktiv empfand.
Michael Rhodan horchte kritisch in sich hinein.
Eine Saite klang in ihm an, die lange Zeit stumm gewesen war. Was von ihr kam, war sehr leise, tief in seinem Inneren. Verborgen unter vielen anderen
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