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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sympathisierte, würde er sich gewiss nicht verdächtig machen, indem er ihn in seiner Zelle besuchte.
    Andererseits hatte er Swann damals in ihre Zelle gelassen, was gewiss gegen die Vorschriften gewesen war…
    Als Enderby an Bord kam und Quick bei den Löscharbeiten gebraucht wurde, begrüßte Archer ihn auf eine Art, die Zarah so intim wie heimlichtuerisch vorkam: Er schien nicht zu wollen, dass man wusste, was ihn mit dem Fähnrich verband.
    Doch ihre Umarmung war nicht das Ende ihrer Heimlichkeiten: Während Morellis Leute die Ladung der Lastkähne an Bord zogen, drängte Archer Enderby in eine Nische zwischen den Hütten Hopetowns und flüsterte aufgeregt in sein Ohr.
    Enderby wirkte erstaunt. Dann nahm Zarah gewisse Gesten Archers wahr: Er deutete auf den in ihrer Nähe arbeitenden Quick und dann auf den Boden, als wolle er sagen: Ob du’s glaubst oder nicht – ich hab hier an Bord einen versteckten Schatz gefunden!
    Obwohl sie nicht wusste, worüber die Männer dort im Dunkeln sprachen, gewann Zarah den Eindruck, dass es sich um Dinge drehte, die Captain Ibrahim nicht gefallen würden.
    Sie nahm sich vor, die Fremden im Auge zu behalten…
    ***
    Die Forschungsstation Ahipara bestand aus fünf Etagen. Vor achtzig Jahren, nach der Eisschmelze, hatten Zoologen aus der Unterwasserstadt Orbargol ein unter dem bewaldeten Hügel liegendes Höhlensystem entdeckt und ausgebaut. Man hatte an diesem Ort warme und kalte Meeresströmungen erforscht und die Wanderung gewisser Fischschwärme beobachtet.
    Quart’ol war nur als Gast hierher gekommen – um einen Vetter über das Ableben seiner Schwester zu informieren.
    Er erinnerte sich noch sehr gut an diese undankbare Aufgabe. Er hatte die Verstorbene so gern gehabt, als wäre sie seine Schwester gewesen. Zum Glück war sie nicht überraschend dahingeschieden, sondern am Ende eines langen und erfolgreichen Lebens.
    An diese nette Base dachte Quart’ol, als er an diesem Morgen nach einem nächtlichen Streifzug durch die Wälder in die Station zurückkehrte und die gut gebaute Hydritin sah.
    Sie saß in der Zentrale vor einigen Bildschirmen, die deutliche Aufnahmen der gerade aus dem Schlaf erwachenden Oberfläche übertrugen, und aß von dem Seetangsalat mit Tiefsee-Ko’onen. Ihr Hauptinteresse galt zwei Murgatroyds, die sich irgendwo dort oben auf einer Wiese begegnet waren und sich mit keckernden Laute »unterhielten«.
    Ihr Getue war faszinierend, denn sie gestikulierten und gebärdeten sich wie streitende Menschen: Der eine stampfte mit dem Fuß auf und stemmte – augenscheinlich wütend – seine Fäustchen in die Hüften. Der andere setzte eine hochnäsige Miene auf und machte eine Handbewegung, die ein Mensch mit den Worten »Blöder Angeber! Ich glaub dir kein Wort!« übersetzt hätte.
    Faszinierender als die Murgatroyds fand Quart’ol allerdings die junge Hydritin, denn sie war nach dem Schönheitsideal seines Volkes mit allem reich gesegnet, was männliche Hydriten sich gern anschauten. Noch mehr als ihr körperlicher Liebreiz gefiel ihm ihre fast menschliche Art, den Tierchen zuzuschauen: Sie kicherte nämlich wie ein Menschenmädchen, das zwar geschlechtsreif, aber gehörig naiv war.
    Unter normalen Umständen hätte Quart’ol vorsichtig im Türrahmen verharrt, doch der Fund der Salatschüssel nach seiner Ankunft hatte ihn mental darauf vorbereitet, dass er hier bald jemandem begegnen würde. Sein wissenschaftlich geschulter Geist und sein Deduktionsvermögen hatten ihm längst gesagt, dass dieser Jemand vermutlich weiblichen Geschlechts war und sich durch Ordnungsliebe und Sauberkeit auszeichnete: Ein zufällig auf die Station gestoßener Stromer hätte messbare Unordnung hinterlassen. Doch in den Räumen, die erst nach der Schließung der Station wieder betreten worden waren, sah alles blitzsauber aus.
    Vortrefflich kombiniert, Holmes, dachte Quart’ol. Mr. Doyle wäre stolz auf dich. Er räusperte sich wie ein Mensch, der auf sich aufmerksam machen will, und die Hydritin sagte, ohne sich umzudrehen: »Sind diese Tierchen nicht drollig? Man kann wirklich den Eindruck gewinnen, dass sie intelligent sind.«
    »Sie erinnern mich oft an Menschen«, erwiderte Quart’ol.
    Er wunderte sich natürlich, dass die Unbekannte nicht erschrak.
    Andererseits war sie vor ihm hier gewesen. Was bedeutete, dass sie sich auskannte. Wahrscheinlich hatte sie ihn schon vor Tagen bemerkt und beobachtet. Er hatte keine Ahnung, wo hier und an der Oberfläche Kameras

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