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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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installiert waren. Sicher hatte sie ihn machen lassen, um zu sehen, ob er gefährlich war.
    »Manchmal wirken sie wirklich komisch.«
    Die Unbekannte drehte sich mit dem Schalensitz herum.
    »Du kennst dich mit Menschen aus?«
    Quart’ol fragte sich, ob es ein Gesetz gab, das einer Koryphäe wie ihm verbot, über seine Vergangenheit zu reden.
    Er kannte keins, doch er beschloss, sich bedeckt zu halten.
    Er hatte Skorm’aks noch über seinem Haupt schwebende Drohung nicht vergessen. Doch war es wohl kaum seine Schuld, wenn andere Intelligenzen von sich aus seine Nähe suchten. Er konnte jemanden, der nicht ahnte, welche Probleme sein Gegenüber hatte, schließlich nicht in die Restriktionen einweihen, die eine Institution über ihn verhängt hatte. »Ich hatte als Wissenschaftler so oft mit Ihnen zu tun, dass ich einige ihrer Marotten angenommen habe«, erwiderte er mit einem leichten Schmunzeln.
    »Marotten?« Die Unbekannte blinzelte fragend.
    »Schrullen, Grillen, Macken. Absonderlichkeiten.« Quart’ol nickte. »Es sind in der Regel völlig unseriöse und unakademische Dinge.« Er hüstelte verlegen, was auch eine menschliche Marotte war. »Aber lassen wir das. Ich bin hier, um einen neuen Abschnitt der Welt kennenzulernen.«
    Er stellte sich vor.
    Die Unbekannte nannte ihren Namen – Baq’al – und gestand, schon von ihm gehört zu haben. Sie selbst war Historikerin – Fachgebiet: Menschliche Geschichte – und Tochter eines Historikers, dem Quart’ol einst begegnet war.
    »Ich dachte, du wärst viel älter«, sagte Baq’al.
    »Ich sehe jünger aus«, erwiderte Quart’ol verlegen. »Ich habe immer gesund gelebt.« Er schaute Baq’al an. Sie gefiel ihm nicht nur äußerlich; er glaubte auch einen gewissen Schalk in ihrem Blick zu sehen. »Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass dein Vater eine so junge Tochter hat.«
    »Schmeichler.« Baq’al kicherte. »Auch ich bin älter als ich aussehe.«
    »Ja, so zwei bis drei Umläufe.« Quart’ol fühlte sich plötzlich so gut wie schon lange nicht mehr. War es nicht toll, im Exil einer so gescheiten Person zu begegnen? »Was ist aus deinem Vater geworden?«, erkundigte er sich rasch, bevor er sich zum Narren machte und ihr gestand, wie großartig er sie fand.
    »Er ist vor einigen Zyklen ums Leben gekommen.« Baq’al breitete traurig die Arme aus. »Und zwar hier, in dieser Station.«
    Quart’ol musterte sie erschreckt. Er kannte sie noch keine halbe Stunde, und schon empfand er Trauer über das Ableben ihres Vaters.
    »Die Station Ahipara sollte unser Stützpunkt werden.«
    Baq’al seufzte. »Wir wollten – nicht fern von hier – eine Ruinenstadt erforschen. Doch eines Tages drang ein Oktopus hier ein und tötete meinen Vater. Ich bin geflohen und habe mich erst vor kurzem wieder zurück gewagt…«
    »Beim Sohn der Tiefe«, sagte Quart’ol erschüttert. »Dann hast du großes Glück gehabt! Als ich gestern in die Station kam, bin ich dem Tier begegnet.«
    »Was?!« Ihre Gesichtsfarbe wechselte in ein blasses Grün.
    »Dann treibt er sich noch immer hier herum?«
    Quart’ol nickte besorgt. »Ich habe ihn verjagt, aber vermutlich nicht für lange.« Er hätte Baq’al gern tröstend in die Arme geschlossen. In seinem alten, verbrauchten Körper hätte er dies sicher tun können, doch nach der hinter ihm liegenden Seelenwanderung war er wieder ein junger Hydrit, und dem konnte man ein solches Verhalten als Annäherungsversuch auslegen. »Ich verspreche dir: Ich werde den Oktopus erlegen und deinen Vater rächen. Auch wenn ich ihn nur aus der Ferne kannte, Baq’al – es tut mir wirklich leid um ihn.«
    »Ich danke dir.« Baq’al drehte sich wieder dem Schirm zu, der eben noch die beiden Murgatroyds gezeigt hatte.
    Bestimmt hatte die Erinnerung an ihren Vater Gefühle der Trauer in ihr hervorgerufen. Es war vielleicht nicht falsch, wenn er sie eine Weile allein ließ.
    Er dachte an den Oktopoden. Es war wohl besser, wenn er Vorkehrungen traf, das Biest auf dem schnellstens Weg zu seinen Ahnen zu schicken…
    Drei Minuten nachdem Quart’ol die Zentrale verlassen hatte, drehte Baq’al sich wieder um und lauschte konzentriert.
    Sie war allein. Sie wusste es. Trotzdem wartete sie eine weitere Minute ab. Dann erst wandte sie sich der bionetischen Tastatur zu, vor der sie saß. Sie betätigte fünfmal hintereinander die Taste mit dem Dreizack-Symbol. Dann beugte sie sich vor und murmelte: »Hier ist Baq’al…«
    ***
    Juni 2523
    Als gäbe es einen Gott,

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