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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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und sie erkannte zwei Männer. Sie hielten sich an einem mit schwarzem Stoff überzogenen Gestänge fest. Der Wind blähte ihn auf. Die Männer flogen über die HOPE hinweg, wendeten elegant und kreisten über ihnen.
    Wo kamen sie her? Was war ihr Ziel?
    Captain Ibrahim musterte sie durch einen Feldstecher und verfolgte ihren Kurs.
    Auch die Flieger schienen nicht recht zu wissen, was sie von dem halten sollten, was sie sahen. Ihre enge uniformähnliche Kleidung war so blau wie ihre unter dem Kinn befestigten Kappen, die sie wohl gegen die Kälte des Windes trugen.
    Obwohl sie militärisch wirkten, konnte man an ihrer Kleidung keine Rangabzeichen ausmachen.
    Wer über eine so fortschrittliche Technik gebot, konnte freilich kein Barbar sein. Ohne die Fremden aus den Augen zu lassen, sagte Zarah zu Captain Ibrahim: »Müssen wir was unternehmen, Sir?«
    »Yeah…« Ibrahim setzte das Fernrohr nicht ab. Er hatte das Wort kaum ausgesprochen, als Zarah hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Commander Stanwyck stürzte neben dem Captain an die Reling. An der Tür scharrte ein weiblicher Sergeant mit den Hufen, den Zarah namentlich nicht kannte.
    »Was hältst du davon, Jack?«
    »Weiß nicht…«
    Die beiden Flieger über ihnen schienen sich ebenfalls zu unterhalten. Dann hörte Zarah einen der Männer etwas rufen, das sie nicht verstand.
    »Was sagt er?«, fragte Stanwyck.
    Ibrahim ließ den Feldstecher sinken.
    »Er fragt, ob wir ihn verstehen können. Er spricht Englisch. Ich hab’s mehr oder weniger von seinen Lippen abgelesen.« Er legte beide Hände an seinen Mund, brüllte »Yeah!« und winkte den Fliegern zu.
    Die beiden winkten zurück. Zarah sah sie lachen und miteinander kommunizieren. Dann beschrieben sie erneut einen Kreis und sanken tiefer. Kurz darauf konnte sie die Gesichter der Männer erkennen: Der eine war Mitte dreißig, der andere zwanzig oder jünger. Beide hatten Stoppelbärte und wirkten durchtrainiert. Je näher sie kamen, umso besser erkannte sie, dass es sich um sehr schöne Männer handelte. Ihr Interesse nahm sofort ab.
    »Können wir an Bord kommen?«, rief der ältere Flieger.
    »Wir sind in Not!«
    Natürlich wäre es ihnen nie in den Sinn gekommen, jemandem die Hilfe zu versagen. Sie brüllten ihr »Okay!« zurück, und Stanwyck eilte zur Brücke hinab, um die Bereitschaft anzuweisen, ein Stück der alten Landebahn von den Sonnensegeln zu befreien.
    Viele Dutzend Männer und Frauen eilten aus dem Tower und aus Hopetown zusammen und führten seinen Befehl aus.
    Die Flieger kreisten nun so niedrig über dem Kommandoturm, dass der Captain sich mit ihnen unterhalten konnte. Zarah, die nicht von seiner Seite wich, hörte ihre Namen: Archer und Enderby kamen »von dort drüben« – dem Land, das am Horizont auftauchte. Sie hatten die HOPE aus großer Höhe entdeckt, waren seit Stunden unterwegs und ziemlich entkräftet.
    Als die Startbahn geräumt war, flogen Archer und Enderby einen letzten Kreis und kamen herunter. Archer war zuerst an Deck. Seine Erschöpfung zeigte sich, da seine Knie schon bei der Bodenberührung einknickten und er hinfiel.
    Lieutenant Commander Morellis und seine MPs, die beim Einholen der Sonnensegel geholfen hatten, packten ihn und sein Gefährt und verhinderten, dass er ins Meer geweht wurde.
    Enderby bordete leichtfüßiger, doch auch er wankte wie ein angesäuselter Matrose, sodass mehrere Männer ihn festhalten mussten. Eine Traube aufgeregter Helfer brachte sie in den Tower, wo Lieutenant Commander Wilkinson sie schon erwartete.
    Captain Ibrahim eilte hinunter, um mit den Ankömmlingen zu sprechen.
    Zarah blieb auf dem Dach, bis die Sonne aufging. Dann verschwand sie auf Schleichwegen unter Deck, um Swanns Rächer keine Gelegenheit zu geben, sie ins Visier zu nehmen.
    ***
    Erst am Abend, als die Temperatur sank, drangen Gerüchte in den Bereich, in dem Zarah sich tagsüber unsichtbar machte: Joleen aus dem Lazarett wollte gehört haben, dass Archer und Enderby eigentlich Captain Archer und Fähnrich Enderby waren.
    Sie kamen aus Australien, aus der Ruinenstadt Sidnee, wo die Verhältnisse so schauerlich waren, dass sich niemand darum riss, dort zu leben. Deirdre, die Archer und Enderby wiederum nach der ärztlichen Untersuchung mit Nahrung aus der Tower-Cafeteria beköstigt hatte, wusste, dass sie vor einem sektiererischen Regime geflohen waren: Es betete einen gewissen Kristian an und nagelte jeden ans Kreuz, der es wagte, andere Götter zu preisen.
    Tim der Steward

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