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1930 - Das Geheimnis der Na'Call

Titel: 1930 - Das Geheimnis der Na'Call Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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salbungsvoll, eindringlich und beschwörend. Er erbaute vor seinen staunenden und ergriffen lauschenden Zuhörern gleichsam einen Tempel des Glaubens - zusammengefügt aus nebligen, verwaschenen Begriffen. die geheimnisvoll, bedeutend und inhaltsschwer klangen, aber bei näherer Betrachtung so gut wie keine Substanz hatten. Es war, als würde er diesen Glaubenstempel aus Schaum errichten, aber er selbst war tief durchdrungen von dem, was er sagte. Er benutzte Begriffe wie Ewigkeit, Unendlichkeit, Macht, Größe, Glück, Verheißung, Hoffnung oder Zuversicht, an die er zuversichtlich glaubte, auch wenn er sich des wahren Inhalts nicht bewußt war.
    „... darum kommt zu Yammamihu!" rief er pathetisch. „Er wird euch retten. Yammamihu wird die Zeit der Leiden beenden und euch in eine neue, glücklichere Zukunft führen, denn er besitzt die Macht dazu, die Größe und die Erhabenheit. Nichts kann ihm widerstehen, er ist unüberwindlich ..."
    Und wozu braucht dieser unwiderstehliche Gott dann Prediger wie dich?
    „Schließt euch Yammamihu an! Nichts anderes kann euch vor dem Verderben und Untergang retten. Bei ihm werden eure Seelen geborgen sein und endlich den wahren inneren Frieden finden ..."
    In diesem Tonfall ging es Satz um Satz weiter.
    Es war offenkundig: Fanuli-Orr war leidenschaftlich und überzeugt, und in Wirklichkeit hatte er nicht den Schimmer einer Ahnung, was er eigentlich sagte und versprach. Er war durchdrungen von seiner Aufgabe, diese armen, geschundenen Kreaturen zu retten.
    Das Elend der Mineure sah er wohl und beschrieb es zutreffend, aber seine Versprechungen für die Zukunft waren nicht mehr als ein kaltes Feuerwerk von Worten.
    Gucky zuckte enttäuscht mit den Achseln. Von diesem Fanuli-Orr würde er nicht wesentlich mehr über die Orr-Sekte und Yammamihu erfahren können, als er schon wußte. Vor allem, war Fanuli-Orr völlig unkritisch, was die Sekte und deren Führungsspitze anging.
    Gucky glaubte bereits, nie etwas Konkretes erfahren zu können.
    Der Ilt war schon entschlossen, das Bergwerk zu verlassen und zu seinen Freunden zurückzukehren, als Fanuli-Orr endlich zum entscheidenden Punkt kam. Der Rawwe war ein recht geschickter Rhetoriker und hatte sich den Höhepunkt seiner Ansprache bis zum Schluß aufgehoben.
    Was er den Mineuren versprach, wenn sie sich bereit erklärten, der Orr-Sekte beizutreten, war vor allem dieses: Die Rekruten der Sekte würden, so versprach Fanuli-Orr mit lauter Stimme, in kurzer Zeit an Bord einer Fähre gehen, zur INTURA-TAR geflogen werden und mit diesem Schiff das System verlassen.
    Der Köder verfehlte nicht seine Wirkung auf die Gruppe der Mineure. Gucky forschte telepathisch nach und fand das erwartete Ergebnis. Ihr Seelenheil, das Fanuli-Orr zuvor so überzeugend beschworen hatte, interessierte die Mineure herzlich wenig - was sie wollten, war ein Weg, Farrangu zu verlassen, gleichgültig auf welchem Weg. Nur weg von dem Planeten, von der quälenden, erniedrigenden und aussichtslosen Schufterei!
    Gucky überprüfte nun die Gedanken jener Mineure, die sich abgewandt hatten und die Halle verließen. Sie waren noch nicht soweit, sich ehrlich einzugestehen, daß sie in einer unentrinnbaren Falle stecken. Sie glaubten nach wie vor, eines Tages den ganz großen Fund zu machen und Farrangu gleichsam im Triumph zu verlassen.
    Den anderen war inzwischen der Triumph gleichgültig geworden; sie waren bereit, Farrangu notfalls durch die Hintertür zu verlassen, die Fanuli-Orr ihnen angeboten hatte. Wie genau es Fanuli-Orr anstellen wollte, die zum Teil stark verschuldeten Mineure unbemerkt aus dem Bergwerk zu schmuggeln und an Bord der Fähre zu bringen - das Bergwerkssyndikat würde dem bestimmt nicht einfach nur zusehen -, blieb sein Geheimnis.
    Gucky setzte sich in Bewegung und näherte sich langsam dem Felsbrocken, den Fanuli-Orr inzwischen verlassen hatte. Der Rawwe nahm mit sichtlicher Zufriedenheit die Treuegelöbnisse der Mineure entgegen, und er freute sich so offen über jeden einzelnen Bewerber, daß jeder sehen konnte, wie ernst und wichtig er seine Aufgabe nahm. Seiner Freude fehlte jede Niedertracht oder Häme, und das setzte seinem Auftritt ein letztes Glanzlicht auf.
    „Du auch, meine Freund!" begrüßte er Gucky strahlend, als der Mausbiber bei ihm angekommen war. „Auch du willst dich Yammamihu anschließen, dann sei willkommen!"
    „Ich weiß nicht recht", antwortete Gucky zögernd. „Ob die anderen mich dabeihaben wollen ...?"
    „Wir

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