1930 - Das Geheimnis der Na'Call
übernommen und ihrem Machtbereich in Puydor eingegliedert wurde - wie wahrscheinlich war es dann, daß sich die Verhältnisse auf Farrangu zum Besseren wandten? So, wie Gucky die Träumerin von Puydor erlebt hatte, schien es ihm wenig wahrscheinlich.
In den ersten Jahrzehnten seines Lebens bei den Terranern hatte der Mausbiber ziemlich viel Zeit damit verbracht, sich mit den geheimen Träumen, Wünschen und Sehnsüchten der Menschen zu beschäftigen, und in den Jahrhunderten danach hatte er erfahren, daß auch die Angehörigen anderer Völker ähnlich dachten und empfanden. Und daß es offenbar überall im Kosmos Individuen und Organisationen gab, die keinerlei Hemmungen hatten, die Träume ihrer Zeitgenossen skrupellos auszubeuten.
Was das betraf, war Jii'Nevever, die Träumerin von Puydor. wahrscheinlich eines der gnadenlosesten Geschöpfe überhaupt. Wenn sie Farrangu in die Finger bekam, würde sich wahrscheinlich nur eines ändern: Die Sklaven in diesen Bergwerken würden dank der Wirkung von Jii'Nevevers Träumen niemals mehr ans Weglaufen und Flüchten denken, sondern mit größter Bereitwilligkeit, ja mit Freude und Enthusiasmus ihre Schinderei weiterführen.
„Halunken!" knurrte der Mausbiber grimmig.
Es war deprimierend für den Mausbiber, daß er in einer solchen Lage kaum eine Möglichkeit hatte, helfend einzugreifen.
Günstigstenfalls konnte er das eine oder andere Schicksal verbessern, aber die Umstände insgesamt zu ändern überstieg bei weitem seine Fähigkeiten und Kräfte.
Gucky drängte diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das eigentliche Ziel seines Vorstoßes.
Yammamihu.
Diese Arbeit fiel dem Mausbiber nicht leicht. Er mußte sich in den Gedanken der Mineure durch ein Gebirge aus Schmerz, Depression, Hoffnungslosigkeit und anderen niederdrückenden Gedanken kämpfen. Diese Arbeit unter Tage war so kräftezehrend, daß die Mineure kaum imstande waren, an etwas anderes zu denken.
Halt!
Gucky schloß die Augen und konzentrierte sich.
Yammamihu, endlich.
Der Mausbiber teleportierte sich näher heran. Er war jetzt in achthundert Metern Tiefe angelangt, noch immer oberhalb der Stollen, in denen gearbeitet wurde. In einer graphischen Darstellung hätte das System dieser polaren Bergwerke ausgesehen wie eine Reihe von umgekehrt in den Berg gesteckten Bäumen. Stämme und Äste hätten dabei jene Regionen bezeichnet, die bereits bearbeitet worden waren und jetzt nur noch als Transportwege oder Lagerstätten dienten. Wirklich geschürft wurde nur an den Spitzen der Zweige. Aber in diesem Gewirr von Stollen und Schächten gab es zahlreiche Hohlräume, in denen sich Mineure aufhielten.
Gucky entdeckte drei Schlafstellen, die gut belegt waren. Die Mineure waren in der Regel so erschöpft, daß sie tief und traumlos schliefen.
Aber es gab einen Ort, an dem weder gearbeitet noch geschlafen wurde, und dieser Raum lag in Guckys Nähe. Er orientierte sich kurz, teleportierte noch näher heran, und als er einen größeren Stollen entlangschritt und sich dann nach rechts wandte, hatte er sein Ziel erreicht.
Die Halle war ungefähr so groß wie jene, in der Gucky ursprünglich herausgekommen war. Die etwa zwei Dutzend Bergwerksarbeiter darin nahmen sich wie ein seltsam verloren wirkender Haufen aus, der sich um einen großen Felsbrocken in der Mitte geschart hatte und dort einem Prediger lauschte.
Der Beruf dieses Wesens war auf den ersten Blick erkenntlich. Es handelte sich um einen Rawwen, und er war in einen Umhang gehüllt, auf den in düsteren Farben kosmische Symbole aufgemalt worden waren - Symbole von Vergänglichkeit und Untergang: explodierende Sterne, kollidierende Galaxien, Schwarze Löcher, Sternenstürme und vieles mehr.
„... und nur Yammamihu kann euch retten", erklang die Stimme des Rawwen durch die Halle. „Er allein besitzt die Macht dazu ..."
Gucky brachte telepathisch in Erfahrung, daß dieser Rawwe Fanuli-Orr hieß - und daß er von dem, was er verkündete, tatsächlich ganz und gar durchdrungen war. Kein Zweifel, Gucky hatte einen Prediger oder Missionar der Orr-Sekte gefunden. Und es stand nun ebenfalls fest, daß zumindest dieser Prediger an seiner Mission nicht den geringsten Zweifel hatte. Er meinte es ernst.
Gucky achtete wenig auf die Worte, die der Prediger aussprach. Er interessierte sich mehr für den geistigen Hintergrund des Gesagten. Was er dabei telepathisch in Erfahrung brachte, war ihm wohlvertraut.
Fanuli-Orr sprach langsam und
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