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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Antigravfeld kam, das seinen Körper kontaktlos in der Schwebe hielt, so daß er nicht gezwungen war, untergroßen Schmerzen auf seinen offenen Brandwunden zu liegen. Ich stabilisierte seinen Kreislauf, sorgte dafür, daß die verlorene Flüssigkeit in seinem Körper ersetzt wurde, verabreichte ihm ein stark wirksames Analgetikum und Versorgte die Brandwunden mit Plasma.
    „Wird er überleben?" fragte der Kommandant des Einsatztrupps.
    Der Soldat starrte Vincent Garron grimmig an, so als wäre der für diese neuerliche Katastrophe verantwortlich.
    „Mit ziemlicher Sicherheit, ja", antwortete ich.
    „Gut", schnaubte der Bewaffnete.. „Das Kommando über die LYRA-PSR-14 übernehme jetzt ich. Du wirst augenblicklich zusammen mit diesem Mann per Transmitter nach Tahun befördert. Wir werden mit der LYRA-PSR14 und den Toten folgen, es wird aber etwas dauern, bis wir über Tahun eintreffen. Ist es wichtig, die Toten sofort nach Tahun zu schaffen?"
    Ich schüttelte den Kopf, müde und erschöpft.
    „Nein!" sagte ich schwach. „Für diese Menschen können wir jetzt nichts mehr tun."
    Ich blickte auf Vincent Garron. Ihn körperlich wiederherzustellen würde noch der einfachere Teil der Aufgabe sein; weitaus schwieriger würde es sich gestalten, ihn seelisch wieder halbwegs in Normalzustand zu versetzen, damit wir ihn befragen konnten, was eigentlich an Bord der Space-Jet und der LYRA-PSR-14 geschehen war.
    Er war der einzige Überlebende dieses Desasters. Er allein konnte uns weiterhelfen. Alle unsere Hoffnungen, endlich eine Erklärung zu finden, ruhten auf diesem Mann - Vincent Garron.
     
    5.
     
    Tahun, April 1273 NGZ „Du siehst müde aus, Lance", sagte Seelena mitfühlend und reichte mir den Becher mit dem Fruchtsaft.
    Er schmeckte ziemlich säuerlich, recht aromatisch, und vor allem war er erfrischend kühl.
    „Ich bin müde", sagte ich matt. „Wir sind mit unseren Untersuchungen keinen Schritt weitergekommen.
    Wir stehen vor einem Rätsel, noch immer."
    Krisenstimmung auf Tahun. Achtundzwanzig Tote in den Labors; sie wurden immer wieder aufs neue, nach immer neuen Verdachtsmomenten und Theorien untersucht, mit allem, was die moderne Medizintechnologie aufzubieten hatte. Bislang ohne den geringsten Erfolg - etwas, das die Fachleute von Tahun durchaus nicht gewohnt waren und das sie in eine gereizte bis deprimierte Stimmung versetzte.
    Fest schien zu stehen, daß alle achtundzwanzig Besatzungsmitglieder der LYRA-PSR-14 den gleichen Tod gestorben waren; ihre Leichen sahen nahezu identisch aus. Davongekommen waren nur zwei Personen - ich, weil ich zum fraglichen Zeitpunkt weder an Bord der Space-Jet noch an Bord der LYRA-PSR-14 gewesen war.
    Warum ich? Ausgerechnet ich? Es war verrückt, aber ich hatte fast schon begonnen, mir selbst Vorwürfe zu machen, davongekommen zu sein. Die Kollegen auf Tahun - die mich ohnehin nur als halben Laien und hoffnungslos unterqualifiziert betrachteten - hatten sich seit einigen Tagen angewöhnt, so schien es mir jedenfalls, mich sehr von der Seite her anzusehen.
    Konisch, daß ausgerechnet der gerade nicht zur Stelle gewesen ist, als das passiert ist! Zufall?
    Komisoher Zufall, nicht wahr?
    Vincent Garron war wenigstens verletzt worden dabei, das ersparte ihm ähnliche Blicke. Und er hatte sich einige Sympathien erworben, weil er sich beharrlich geweigert hatte, seine Narben behandeln zu lassen. Sie sollten ihn, so hatte er tapfer gesagt, bis an das Ende seines Lebens an diese fürchterliche Katastrophe erinnern, die ihn achtundzwanzig Kameraden und Kameradinnen gekostet hatte.
    Er stand noch unter Schock, schlief schlecht, trotz der Medikamente. Er schrie im Schlaf und behauptete nach wie vor, Stimmen zu hören, die ihn förmlich durchbohrtep und unausgesetzt quälten. Dem Heilungsprozeß seiner Brandverletzungen taten diese seelische Schwächung und der fehlende Schlaf nicht eben gut, aber man hatte seinen Wunsch respektiert und darauf verzichtet, ihn in einen künstlichen Heilschlaf zu versetzen.
    . Den Pflegern ging sein nächtliches Wimmern und Ächzen zwar an die Nerven, aber sie waren voller Bewunderung über seine Charakterstärke und Tapferkeit: Und natürlich nannten sie ihn alle Vince.
    Ich leerte den Becher, rollte mich auf dem Sofa zusammen und starrte an die Wand von Seelenas Zimmer. Es war geschmackvoll eingerichtet, und in den wenigen klaren Augenblicken, die ich mir gönnte, dachte ich darüber nach, daß es schön sein konnte, in einer Wohnung zu leben, die

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