1939 - Auf den Spuren eines Gottes
dulden. Wenn du leben willst, halte den Mund!"
Ensaf Jajjan schwieg. Icho Tolot und die anderen hörten ihn lediglich schwer atmen. Es fiel ihm offenbar nicht leicht, sich dem Befehl Pezzo-Orrs zu beugen.
„Was kann er gemeint haben?" fragte Juliau Tifflor leise.
„Ich weiß nicht", antwortete der Haluter. „Kann Gucky es nicht herausfinden?"
„Natürlich nicht!" gab der Ilt zurück. „Ihr wißt doch selbst, daß ich die Gedanken von Shuuken nicht lesen kann die Kerle sind doch völlig verdreht."
Trotz der hohen Belastung steuerte Icho Tolot nicht nur den Bodengleiter, sondern nutzte die positronische Ausrüstung der Maschine, um Messungen vorzunehmen. Dabei konzentrierte er sich im wesentlichen auf die Smyrnen. Er wollte wissen, ob es Tiere oder Intelligenzwesen waren. Die Hinweise Ensaf Jajjans waren ihm keineswegs gleichgültig. Er glaubte dem Shuuken, daß er etwas Bedeutendes entdeckt Hatte, und ihm war klar, daß er aus diesem Grund so beunruhigt war.
Der shuukische Wissenschaftler hatte von elektromagnetischen Impulsen gesprochen. Damit allein war noch nichts anzufangen, denn hinter solchen Impulsen konnte sich alles mögliche verbergen. Sie konnten allerdings auch eine äußerst aufschlußreiche Spur darstellen.
Icho Tolot beschloß, dieser Spur zu folgen, wann immer ihm dies neben der anstrengenden Arbeit als Pilot des Gleiters möglich war.
„Wir nähern uns der nächsten Kuppel", kündigte Pezzo-Orr an. „Ich habe sie bereits auf den Monitoren."
Sekunden später erfaßte auch die Ortung der anderen Gleiter das Depot oder das, was von ihm übriggeblieben war. Die Kuppel bestand nicht mehr. Nur noch ein einzelner Stahlbogen erhob sich in die Luft, als sei er ein Mahnmal, das an den vergeblichen Kampf der Puydorer gegen die Naturgewalten erinnern sollte.
„Zu spät", stöhnte der Sippenführer der Orr.
Seine Stimme kam klar und deutlich aus den Lautsprechern. Ihr war anzuhören, wie betroffen der Rawwe war. Er schien nicht damit gerechnet haben, daß neben der ersten Kuppel auch noch eine weitere zerstört worden war.
„Hoffentlich ist es mit den anderen Depots nicht ebenso", bemerkte einer der anderen Piloten.
„Yammamihu möge uns helfen."
„Er wird es tun!" ereiferte sich Pezzo-Orr. „Er weiß, daß wir kommen, um ihm ein Opfer zu bringen. Er wartet darauf, und er streckt uns seine hilfreiche Hand entgegen. Wir brauchen sie nur demütig und voller Vertrauen zu ergreifen, dann wird alles gut werden."
„Er hat Yammamihu nach meinem Geschmack schon viel zu sehr vertraut", lästerte Tiff mit gedämpfter Stimme.
Eine Stunde später wußten sie, daß drei weitere Kuppeln ebenfalls zusammengebrochen waren, und die Zweifel wurden stärker. Waren es wirklich die Naturgewalten gewesen, denen sie zum Opfer gefallen waren, oder war eine andere Macht für ihr Ende verantwortlich?
Pezzo-Orr war verdächtig still geworden. Zu Anfang hatte er immer wieder Yammamihu angerufen und zu erklären versucht, daß man im Zentrum des Universums, wo man sich schließlich aufhalte, nicht mit Ruhe und Bequemlichkeit rechnen dürfe. Doch angesichts der zertrümmerten Stationen waren seine beruhigenden Worte immer spärlicher gekommen, bis er schließlich vollends verstummt war.
Nur noch sein Gesicht war auf einem der Monitoren zu sehen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Sie waren dunkler geworden. Und um seinen lippenlosen Echsenmund herum hatten sich die Schuppen in merkwürdigen Mustern aufgerichtet, wohl ein Zeichen seiner Unruhe und ... vielleicht auch seiner Angst.
Schwankte sein bislang unerschütterlicher Glaube an die Gottheit Yammamihu, der er noch niemals zuvor so nah gewesen war wie jetzt und deren Welt er bisher nur vom Hörensagen gekannt hatte?
Mußte er sich nicht fragen, warum Yammamihu ihnen so viele Hindernisse in den Weg legte und derartige Zerstörungen angerichtet hatte, wo doch aller Aufwand nur ihm galt, wo das Opfer allein ihm dargebracht werden sollte?
Plötzlich schrie Pezzo-Orr erschrocken auf. Im gleichen Moment verschwand sein Gleiter von den Ortungschirmen.
Icho Tolot stoppte und verankerte seine Maschine mit Traktorstrahlen auf der Stelle. Zugleich gab er eine Warnung an die anderen drei Gleiter durch.
„Pezzo-Orr, melde dich!" forderte Julian Tifflor, der nun neben dem Haluter stand und versuchte, diesen nach Möglichkeit zu entlasten. „Wir können dich nicht sehen. Wo bist du?"
Es dauerte lange, bis der Sippenführer antwortete. Zunächst hörten sie nur
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