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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Bis auf wenige Kilometer waren ihm die großen muskulösen Geschöpfe entgegen geflogen – dann erst waren ihm die silberschuppigen Leiber aufgefallen: Daa’muren, die fast die Hälfte ihrer Körpersubstanz in weite Schwingen umgeformt hatten.
    Am Kratersee hatte man seinen Anflug bemerkt und ihm den mächtigen Lun Ordu’lun’corteez mit ein paar Spähern entgegengeschickt. Grao’sil’aana hatte noch nicht gewusst, dass es einigen seiner Artgenossen inzwischen gelungen war, ihre Körper denen von fliegenden Lebewesen nachzubilden.
    Dabei lag es doch so nahe, denn es lebten unzählige fliegende Gattungen auf diesem kalten Planeten.
    Für wenige Augenblicke nur hatte der Lun Grao’sil’aanas Aura berührt. Grao’sil’aana ließ ihn wissen, dass er den Sol treffen wollte und dass er den Vertreter eines mächtigen Feindes als Gefangenen mitbrächte.
    Ordu’lun’corteez hatte sich die Umstände der Gefangennahme schildern lassen. Danach landete er auf dem Rochen und tastete den Geist des Bewusstlosen persönlich ab.
    Grao’sil’aana spürte deutlich, wie unangenehm dem Lun der mentale Kontakt mit dem mordlüsternen Primärrassenvertreter war. Überraschend schnell beendete er die Untersuchung. Es war, als würde er vor dem gefesselten Daagson zurückzucken.
    (Sei vorsichtig), warnte er anschließend (Er ist gefährlich.) (Das weiß ich.) Grao’sil’aana schätzte es nicht, über Dinge belehrt zu werden, die er selber längst herausgefunden hatte.
    (Er ist noch gefährlicher, als du glaubst) Mehr verriet Ordu’lun’corteez nicht, obwohl Grao’sil’aana sicher war, dass der Lun den Primärrassenvertreter durchschaute. Vermutlich hatte er sogar die Macht gespürt, die ihn beherrschte.
    Bevor Ordu’lun’corteez sich vom Rochen aus wieder in die Luft schwang, behauptete er etwas Erstaunliches: (Das Gravitationstriebwerk des Wandlers ist im Begriff wieder anzuspringen. Du kommst also zur richtigen Zeit). Danach hatte er die Schwingen ausgebreitet und war vom Rochen gesprungen. Zusammen mit seinen Spähern drehte er ab und flog zurück zum Festland.
    Seitdem musste Grao’sil’aana sich zwingen, mit einem Teil seiner Konzentration über seinen Gefangenen zu wachen.
    Ständig schweiften seine Gedanken zum Wandler ab.
    Der Daa’mure wusste nicht, was er von der Neuigkeit halten sollte. Der Lun und seine Begleiter hatten keine Erklärung geliefert. Überhaupt kamen ihm die Späher im Rückblick seltsam beunruhigt vor. Und er selbst musste sich eingestehen, dass sie einen beunruhigten Grao’sil’aana zurück gelassen hatten; allein mit seinem Gefangenen und seinem Flugrochen.
    Die Explosion Hunderter von Nuklearsprengköpfen hatte es nicht geschafft, den Wandler zu reaktivieren. Und nun ging es plötzlich von allein? Das hieß im Endeffekt: Projekt Daa’mur konnte nun doch verwirklicht werden. Dieser eiskalte Planet würde sich in absehbarer Zeit in ein Paradies voller dampfender Magmameere verwandeln.
    Sehr gut!
    Nur: Was würde dann aus Daa’tan werden?
    Eine ungewohnte und auch völlig unverständliche Erschütterung zog durch Grao’sil’aanas Aura. War das…
    Sorge um den Jungen?
    Der Landstrich rückte näher. Die Wolkenbänke ebenfalls.
    Eine Regenfront hing über der Küste. Fast ununterbrochen tastete Grao’sil’aana den Geist des bewusstlosen Daagson ab.
    Undeutlich nur spürte er Wut und Angst und den Willen zu töten. Er hatte seinen Gefangenen noch immer im Griff.
    Als das Zentralgestirn den Horizont berührte und noch knapp zwanzig Kilometer Thgáan und das Festland trennten, begannen Daagsons Augäpfel unter seinen Lidern zu zucken.
    Der Daa’mure vertiefte seinen mentalen Würgegriff, doch der Körper des Bewusstlosen gab keine Ruhe. Bald zuckten auch seine Schultern und seine Beine unter den Decken. Seine Mundwinkel verzogen sich zu absurden Grimassen.
    Minuten später berührte eine energetische Schwingung Grao’sil’aanas Aura. Der Sol? Der Daa’mure lauschte. Nein, keine mentale Botschaft des Sol. Die Distanz zum Wandler wäre auch noch zu groß gewesen. Er versuchte die Schwingung zu ertasten, doch so oft er glaubte, sie zu berühren, entglitt sie ihm wieder. Dabei wurde sie allmählich stärker, das spürte er deutlich.
    Bald flog Thgáan über die Klippen des Küstenstreifens hinweg. Das Zentralgestirn schwamm noch eine Zeitlang in roten Dunstschwaden, dann drang der Rochen in die Wolkenbank ein und Wasserdampf verhüllte das Licht endgültig. Die ersten Regentropfen

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