1942 - Shabazzas Planet
Planeten. 1-Korrago hörte sie ab und hatte zum erstenmal wieder Interesse an einer Sache.
Von MATERIA starteten die Versorgungsraumer und kehrten nach Wochen vollbeladen mit Rohstoffen wieder zurück. Dann kamen die Schiffe, die die fertigen Produkte abholten. Sie verschwanden mit ihrer wertvollen Fracht auf Nimmerwiedersehen.
1-Korrago hatte das immer wieder alles erlebt. Als er sich am Hyperfunkverkehr dieser Galaxis satt gehört hatte, ging er wieder zum Rand des Innenhofs und setzte sich dort auf einen Vorsprung, den Kopf weit in den Nakken gelegt, die Augen auf den Sternhimmel jenseits der Energieglocke gerichtet. In dieser Haltung verharrte er viele Tage und Wochen.
Er holte aus seinem Speicher Erinnerungen hervor und sah sich wieder mit Cairol dem Zweiten und mit SENECA. Er führte alle Gespräche noch einmal, die zwischen ihnen stattgefunden hatten, und schuf sich so aus der Vergangenheit ein Nest, in dem es Wärme gab und Abwechslung. 1-Korrago begann, aus der trostlosen Gegenwart abzudriften.
Und dann, als er nicht mehr daran glaubte, kam das Signal.
*
Die Funkbotschaft lautete, daß 1-Korragos Herr nun ankommen werde und daß er zu diesem Zweck die SOL aus dem Werfthangar an die Oberfläche MATERIAS bringen solle.
1-Korrago wurde aus seiner Lethargie gerissen und begann mit Feuereifer, den Befehl in die Tat umzusetzen. Er begab sich hinab zur SOL und wies SOLHIRN an, das Schiff zu starten, sobald sich der Boden des Innenhofs über ihm öffnete.
Das geschah ohne 1-Korragos Zutun. Ohne daß er einen entsprechenden Befehl gegeben hätte, öffnete sich der Innenhof auf die schon bekannte Weise. Jetzt kam es darauf an, ob die SOL dem Rechner SOLHIRN problemlos gehorchte oder nicht.
Sie tat es, sehr zu 1-Korragos Erleichterung. Er hatte noch. leise Zweifel gehabt.
Das gewaltige, nun golden spiegelnde Schiff hob sich aus dem Werfthangar und stieg etwa zehn Kilometer hoch. In dieser Höhe wartete es, bis sich der Innenhof wieder geschlossen hatte. Danach senkte es sich herab, bis es mit dem unteren Kugelsegment fast den Boden berührte. Von seinen eigenen Kraftfeldern gehalten, blieb das Schiff in dieser aufrechten Position.
Und nun wartete 1-Korrago darauf, daß sein Herr kam. Er spürte, es würde jetzt nicht mehr lange dauern.
Dann war es soweit.
Ein röhrenförmiges, neunzig Meter langes Raumschiff näherte sich MATERIA und identifizierte sich als SHWOBAN. Sofort wurde ihm eine Strukturlücke im Energieschirm geschaltet, und es flog ein, um nahe bei der wartenden SOL zu landen. Über dem Schiff schloß sich der Schirm wieder.
Für Minuten stand das kleine Schiff still. 1-Korrago war etwas enttäuscht, hatte er doch erwartet, sein Herr käme mit einem Großraumer wie Cairol und nicht wie ein ... Bettler in diesem unscheinbaren Fahrzeug.
1-Korrago stand neben der SOL. Etwa fünfhundert Meter trennten ihn von dem Röhrenraumer. Als er noch überlegte, ob er darauf zugehen sollte, öffnete sich in der Röhre eine Hangarschleuse, und ein großer roter Gleiter löste sich daraus, nahm direkten Kurs auf 1-Korrago und ging vor dem Roboter nieder.
So etwas wie Ehrfurcht ergriff 1-Korrago. Er wußte, daß er jetzt jeden Moment seinen neuen Herrn sehen und daß seine lange Einsamkeit ein Ende haben würde. Erfuhr seine Emotionen mit Hilfe der Schnittstelle etwas herunter.
Aus dem roten Gleiter stieg ein grobschlächtiges humanoides Wesen, etwa zweieinhalb Meter groß, jedoch mit einem auffallend kleinen Schädel, der auf geringe Intelligenz hinzuweisen schien. Das Wesen hatte kurze rote Haare, breite Schultern und in Relation zum übrigen Körper zu lange Arme mit sechsfingrigen Händen daran. Seine Haut war weiß. Unter buschigen, ebenfalls roten Brauen stachen zwei kleine, schwarze Augen hervor, die 1Korrago zu durchleuchten schienen.
Der Ankömmling trug eine enge, braune Kombination mit einem breiten, schwarzen Gürtel. Darüber war er in einen leichten Raumanzug gekleidet, der Helm war aufgrund der mangelnden Atmosphäre geschlossen. Ein blauer, am Hals mit einer Art Brosche verschlossener Umhang reichte bis fast auf den Boden.
1-Korrago blieb still stehen, als das Wesen - also doch ein Organischer! nun auf ihn zutrat und mit einem kleinen Taschensender einen Kode ausstrahlte, der sofort auf die innerste Programmierung des Roboters zugriff.
1-Korrago wußte nun, dies war sein neuer Herr.
Der Humanoide stellte sich mit dem Namen „Shabazza" vor, und 1-Korrago wußte, daß er Shabazza
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