1947 - Finale in Mirkandol
Mhogena einstellen. Beides ging nicht. Garron tat das. Aber die Kontrolle, die er nun erneut über seine Gefolgsleute bekam, war lückenhaft. Wieder diese Milchglasscheibe, die alles unscharf und verschwommen erscheinen ließ. Der Milchglaseffekt wurde sogar stärker, und Vincent Garron begann zu ahnen, dass er der Niederlage näherrückte. Das durfte nicht sein. Niemals durfte das sein. Eine Niederlage war unvorstellbar, ja unmöglich. Und doch ...
Vincent Garron stemmte sich mit aller Macht gegen die Einsicht, dass diese Schlacht verloren gehen würde. Es hatte keinen Sinn mehr. Seine Mittel und Fähigkeiten waren begrenzt. Er kam an Mhogena nicht heran. An die Solmothen dachte Garron schon gar nicht mehr. Sein gesamtes Denken und Empfinden kreiste um den Fünften Boten von Thoregon, um Mhogena, der ihm erbitterten Widerstand entgegensetzte. Wie Mhogena das tat, war für Vincent Garron ein Rätsel. Er kannte keine paraphysikalische Fähigkeit, die dem entsprochen hätte, was Mhogena mit ihm tat. Aber Mhogena tat es, er leistete Widerstand, und das tat er außerordentlich erfolgreich.
Noch einmal nahm Vincent Garron all seine paraphysikalischen Kräfte zusammen, versuchte erneut, seine Marionetten zu einem konzentrierten Angriff auf Mhogena zu bewegen. Zahlreiche Strahlenschüsse zuckten durch die Halle, trafen auch Ziele. Ein zalitischer Diplomat, der zu fliehen versuchte, wurde mehrfach getroffen und brach tot zusammen. Aber keiner der Schüsse traf Mhogena, der noch immer unbeweglich auf seinem Sitz verharrte. Vincent Garron hatte fast den Eindruck, als lache Mhogena ihn aus, so aufreizend wirkte die Ruhe des Fünften Boten von Thoregon auf den Todesmutanten.
Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Es war an der Zeit, die sinnlos gewordenen Versuche abzubrechen und den Rückzug anzutreten.
Gegen diese Einsicht half kein Argumentieren mehr - er kam gegen Mhogena einfach nicht an. Aber so leicht wollte Vincent Garron sich nicht geschlagen geben, so leicht nicht. Noch hatte er andere Mittel und Möglichkeiten...
9.
Es war gespenstisch ruhig geworden in der Versammlungshalle. Geschossen wurde nicht mehr. Die Bewaffneten, die sich im Raum verteilt hatten, hielten ihre Strahler in den Händen, schienen verwirrt zu sein und stierten trübe in die Gegend. Aber wenn jemand sich zu regen wagte, hoben einzelne ihre Waffe und begannen auf den Leichtsinnigen zu feuern. Rund eine Tausendschaft von Diplomaten aus der ganzen Galaxis lag und hockte in verzweifelt unsicheren Deckungen und wartete ab, was nun geschehen würde. Die Spannung war unerträglich geworden. „Was tun wir jetzt?" fragte Cistolo Khan seinen Nebenmann, den arkonidischen Geheimdienstchef Sargor von Progeron. „Abwarten!" schlug der achselzuckend vor. „Ich bin sicher, dass draußen bereits Alarm ausgelöst worden ist und Truppen bereitgestellt sind, die uns heraushauen werden."
„Das gibt mit Sicherheit weiteres Blutvergießen", schätzte Cistolo Khan die Lage ein. Der LFT-Kommissar überblickte den Raum. Die Zahl der Waffenträger lag bei über einhundert, und sie waren über den ganzen Raum verteilt. Vor allem sicherten sie die Eingänge zur Halle. Jeder Versuch, die Halle mit bewaffneten Streitkräften zu stürmen, würde ein weiteres Gefecht heraufbeschwören, mit unabsehbaren Folgen für die Eingeschlossenen. „Außerdem", fuhr Cistolo Khan fort, „ist es euren Truppen verboten, hier einzudringen. Die Halle ist exterritorial, sie gehört nicht zum Kristallimperium. Eure Streitkräfte haben hier nichts verloren."
„Ein reichlich formaljuristisches Argument", ließ sich Sargor von Progeron vernehmen. Er wälzte sich herum, um eine bequemere Stellung einnehmen zu können. „Dies ist ein Notfall."
„Der in den Statuten nicht vorgesehen ist, das stimmt", räumte Cistolo Khan ein. „Es wird nötig sein, dass jemand die Verantwortung übernimmt, und nach Lage der Dinge solltest du das sein." Der arkonidische Geheimdienstchef nickte. „Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach", gestand er ein. „Und ich sollte endlich etwas unternehmen." Cistolo Khan deutete auf den Eingang, der am nächsten war. Er war ungefähr dreißig Meter von den beiden Männern entfernt und wurde von drei Bewaffneten bewacht. „Vielleicht dort!" schlug er vor. Sargor von Progeron bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. „Du willst es wagen?"
„Ich muss!" gab Cistolo Khan zu bedenken. „Was sonst könnten wir tun?"„Abwarten!" empfahl der
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