195 - Der goldene Tod
Professor bei ihm zu suchen.
Die Jagd war zu Ende.
Lance Selbys Flucht auch.
Nur Peckinpah hatte den Einfluß, so etwas durchzusetzen. Irgendwann würde er diesen Einfluß stark mißbrauchen, das stand für ihn heute schon fest.
Der Industrielle schloß die Tür - und Lance Selby saß in der Falle, ohne es zu ahnen.
***
Keiner von uns war müde. Obwohl es schon spät war, war ich so aufgedreht, daß ich nicht im entferntesten daran dachte, zu Bett zu gehen. Auch Vicky Bonney hielt tapfer durch.
Die Ereignisse hatten uns an den Hand gedrängt. Diesmal »spielte« Lance Selby die Hauptrolle. Er hätte bestimmt gern darauf verzichtet, denn in einem solchen Mittelpunkt stand keiner gern.
Wir tranken eine Menge Kaffee und zerbrachen uns den Kopf, wie wir helfend in diesen Fall eingreifen konnten.
Tucker Peckinpah rief ganz kurz an. Er hatte sehr wenig Zeit, wollte uns aber wissen lassen, daß die Polizei nicht mehr nach Lance fahndete.
Das war wenigstens ein Lichtblick, aber die Tatsache, daß es Rufus darauf anlegte, unseren Freund mit den gemeinsten Mitteln in die Enge zu treiben, blieb bestehen. Was würde der Dämon mit den vielen Gesichtern noch in die Wege leiten?
Wenn Lance nicht mehr polizeilich verfolgt wurde, hätte er aus der Versenkung wieder hochkommen können, aber wußte er, daß ihm von dieser Seite keine Gefahr mehr drohte?
Wir hatten keine Ahnung, wo sich unser Freund zur Zeit befand. Tucker Peckinpah schien es auch nicht zu wissen, sonst hätten wir es von ihm erfahren.
Keiner von uns konnte mit Lance Verbindung aufnehmen. Wir mußten warten, bis er sich meldete, und das konnte noch Stunden dauern.
Inzwischen wollten Mr. Silver und Roxane mit vereinten Kräften einen weiteren Versuch unternehmen, Rufus’ derzeitigen Aufenthaltsort herauszufinden.
Den Kristall hatte Lance dagelassen. Hatte Rufus sein »Abhörgerät« inzwischen wieder eingeschaltet?
Mr. Silver glaubte ja.
Das bedeutete, daß wir bei allem, was wir sagten, sehr vorsichtig sein mußten. Es konnte sich dadurch aber auch die Möglichkeit ergeben, Rufus auszuforschen.
Gemeinsam widmeten sich Roxane und Mr. Silver dem magischen Kristall. Wenn sie zuviel Kraft einsetzten, konnten sie alles verderben, ja, sie konnten unter Umständen sogar den Kristall zerstören.
Aktivierten sie zuwenig Kraft, war ihr Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es war für das, was sie vorhatten, sehr viel Fingerspitzengefühl vonnöten.
Würden sie es haben?
***
Calarb wollte ausführlich hören, wie es Asmodis ging. Er legte in letzter Zeit ein Gehabe an den Tag, das Loxagon sehr mißfiel. Der mumifizierte Teufel sah sich anscheinend bereits an der Spitze der schwarzen Macht.
Dort, wo ihn Loxagon nie hinlassen würde, denn diesen Platz hatte er für sich reserviert.
Calarb war ihm eine große Hilfe gewesen, denn von ihm hatte er den Extrakt jener seltenen schwarzen Wurzeln bekommen, der seinen Vater so sehr geschwächt hatte. Genau genommen brauchte Loxagon seinen Verbündeten nicht mehr, denn Asmodis’ Verfall würde sich fortsetzen, ohne daß man ihm noch etwas vom Wurzelsaft heimlich einflößte.
Calarbs mumifiziertes Gesicht verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen. »Wenn es bereits so schlecht um deinen Vater steht, sollten wir den entscheidenden Schritt tun.«
Loxagon schüttelte den Kopf. »Ich bin dafür, daß wir noch warten. Asmodis’ Feuer der Kraft könnte noch einmal aufflackern.«
»Na und? Er kann mich jetzt nicht mehr aufhalten!« stieß Calarb angriffslustig hervor. »Diese Vorsicht bin ich von dir nicht gewöhnt, Loxagon. Du warst bisher stets für den Kampf.«
»Das bin ich noch. Aber einen sinnlosen Kampf lehne ich ab«, erwiderte der Teufelssohn.
»Ist es sinnlos, die Macht an sich zu reißen?«
»Ja. Wenn sie einem ohnedies sicher ist.«
»Ich will aber nicht mehr warten!« sagte der mumifizierte Teufel scharf. »Ich bestimme, wann die Zeit reif ist, zur Spitze vorzustoßen. Wenn du nicht mitziehst, ist das deine Sache. Aber du verlierst sehr viel durch eine solche Eigensinnigkeit. Wenn du jetzt zögerst, lege ich es dir als Schwäche aus. Dann bist du für mich unbrauchbar, und ich suche mir eine andere rechte Hand.«
Zorn wallte in Loxagon auf. Calarb, dieser überflüssigste aller Teufel, maßte sich an, mit ihm, Asmodis’ Sohn, so zu reden!
»Ich brauche einen starken Stellvertreter, keinen Schwächling!« stellte Calarb klar.
Loxagon kniff die Augen wütend zusammen. »Vorsicht!«
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