1950 - Thoregon Sechs
der Planet nicht mehr existieren. Er löst sich in Gas und Plasma auf."
Fee Kellind starrte ihn argwöhnisch an. „Du willst die Bomben auf Century I abwerfen?"
„Ja."
„Mal abgesehen von der ethischen Komponente: Das bedeutet, unsere Landetruppen haben auf Century I nur drei oder vier Tage Zeit, sich gegen Shabazza durchzusetzen. Ich halte das nicht für ausreichend."
Perry Rhodan schüttelte den Kopf.
„Ich muß dich korrigieren, Fee. Drei bis vier Tage, das ist der Wert bei Einsatz einer einzigen Bombe. Wir legen den Atombrand an vier Stellen gleichzeitig. Es ist damit zu rechnen, daß Century I innerhalb von sechzehn Stunden untergeht."
Kellind schien plötzlich wütend zu werden.
„Du hast tausend Agenten bei dir!" erinnerte sie ihn. „In sechzehn Stunden kannst du es nie und nimmer schaffen!"
Rhodan schätzte Fee Kellind für ihre Angewohnheit, ihm die Wahrheit zu sagen. In diesem Fall beurteilte sie die Lage jedoch falsch.
„Du vergißt etwas, Fee. Mit jedem Kilometer Boden, den der Atombrand frißt, verliert Shabazza Stützpunkte und Ressourcen.
Der Brand läßt den Planeten schnell instabil werden. Ich gedenke, diesen Umstand für unsere Zwecke auszunutzen."
Fee Kellind öffnete den Mund, sie ballte die Fäuste, dann aber entschied sie sich, seine Entscheidung nicht mehr zu kommentieren.
Rhodan verfügte nicht über die notwendige Zeit, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Kellinds Aufgabe war, die GOOD HOPE III zu steuern. Sie war es, die das Landekommando absetzen mußte. Er zweifelte nicht daran, daß sie ihre Aufgabe mit der größtmöglichen Perfektion erfüllen würde.
„Eines muß uns allen klar sein: Der Einsatz auf Century I richtet sich nicht in erster Linie gegen Shabazza. In erster Line geht es darum, das Raumschiff SOL zu erobern. Über den Standort der SOL können wir derzeit nichts aussagen. Shabazza könnte das Schiff auf einen anderen Raumhafen verlegt haben.
Die Einsatzkoordinaten für die Arkonbomben werden deshalb erst festgelegt, wenn der Standort der SOL zweifelsfrei geortet ist. Sonst bestünde die Gefahr, daß der Atombrand die SOL bereits nach einer oder zwei Stunden auffrißt."
Kellind wagte einen letzten Einwand: „Könnte Shabazza mit der SOL nicht einfach starten und verschwinden?"
Rhodan erklärte mit einem feinen Lächeln: „Nein, Fee. Das kann er nicht. Aus ganz bestimmten Gründen."
Er schaute die Kommandantin lange an, bis er in ihren Augen das Verständnis aufkeimen sah.
„Ich denke, das wäre alles", schloß er.
Rhodan rutschte von seinem Raketensitz, biß auf die Lippen und wandte sich um.
Er versuchte, Mondras Blick für eine Sekunde festzuhalten. Ihm schien es, als ob sie ihm etwas mitzuteilen versuchte und daß sie nicht imstande war, die nötigen Worte über die Lippen zu bringen.
Sie war bereits aus dem Raum, kaum daß er seinen letzten Satz beendet hatte.
Monkey folgte ihr mit einer Minute Abstand. Rhodan bildete sich ein, den Oxtorner unmerklich nicken zu sehen.
*
Mondra Diamond überprüfte ihren Kombistrahler zum hundertsten Mal.
Das Ergebnis blieb immer gleich: Die Ladekapazität war nur zu 85 Prozent ausgeschöpft. Demnach fehlten an der vorgeschriebenen Ladung fünfzehn Prozent.
Magazin und Abstrahlvorrichtung waren dafür ausgelegt, zehn Minuten lang Dauerfeuer abzugeben.
Zehn Minuten hörten sich nicht sehr viel an. Begrenzte man die Feuerstöße jedoch auf eine Zehntelsekunde Länge - ein üblicher Wert -, brachte man es auf sechstausend Schüsse.
Sie nahm an, daß sechstausend Schüsse reichen würden. Ihre Waffe kam jedoch nur auf einen Wert von
5100.
Mondra hatte es ausgerechnet.
Nun ließ ihr der abseitige Gedanke keine Ruhe, ausgerechnet jene fehlenden neunhundert Schuß könnten sie am Ende das Leben kosten.
Die Zwangsvorstellung beherrschte sie. Mondra Diamond allein gelassen, von Gegnern umzingelt auf Century I, am Ende des Magazins.
Sie konnte sich gegen die Paranoia nicht wehren. Verzweifelt starrte sie die Ladekontrolle an. 85 - obwohl jeder Kombistrahler ab Fabrik eine Ladung von hundert Prozent aufweisen mußte.
Das Metall war warm, weil sie den Strahler permanent am Körper trug.
Sie hatte Angst, daß jemand anders die Waffe versehentlich einstecken könnte. Tausend Einsatzagenten drängelten sich in praktisch jeden freien Winkel der GOOD HOPE III, der Boden lag voller Ausrüstungsgegenstände.
Die größte Schlacht ihres Lebens stand bevor. Dabei brauchte sie den Strahler.
Mondra
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