1952 - Alarm für Alashan
Jedder würde auf sein Ticket verzichten und den Platz an Bord des Schiffes stattdessen wohl seiner kleinen Tochter überlassen. Wie kannst du solch ein Angebot nur in Erwägung ziehen, Gia? Welche Dramen willst du heraufbeschwören?"
„Ist es dir lieber, dass alle sterben?" fragte sie. „Wir können diese Entscheidungen nicht treffen, Gia. Wir sind keine Götter."„Unsere Ämter bringen es mit sich, dass wir schwierige Entscheidungen treffen müssen. Notfalls auch unmögliche Entscheidungen, die nicht zu verantworten sind. Ich weiß, du hältst nicht viel von mir, Stendal, aber glaubst du, es wäre mir leichtgefallen, TLD- Agenten auf Missionen zu schicken, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben werden? Ich bin diesen Posten angetreten und habe damit eine gewisse Verantwortung übernommen. Ich muss mich dieser Verantwortung stellen, so schwer es mir manchmal fällt. Aber du, Stendal, du weichst ..."
Das Kreischen von Alarmsirenen übertönte ihre Worte. Beunruhigt schaute sie auf und griff nach dem Holo-Display auf ihrem Schreibtisch, war jedoch zu langsam. Ein Hologramm bildete sich, noch bevor sie die Anweisung dazu geben konnte. Es zeigte das Gesicht ihres Büroleiters. Seine Züge zeugten von maßloser Verblüffung. Er sah Gia de Moleon nicht an - genauer gesagt das Holo, das auf seinem Schreibtisch aufgebaut worden war und ihren Kopf zeigte -, sondern schaute an ihr vorbei, zu einer Phalanx von Monitoren und Hologrammen, die in der Wand ihm gegenüber eingelassen waren, wie Stendal wusste. „Eine Ortung", sagte er. „Ein ... ein Körper ist drei Lichtminuten von Thorrim entfernt abrupt aufgetaucht, wie aus dem Nichts. Keine Strukturerschütterungen ... Ich bekomme die Werte gerade herein, Bild- oder Holoverbindung besteht noch nicht ..."
„Was für ein Körper?" fragte die TLD-Chefin. „Moment... jetzt habe ich es. Gesamtlänge acht Kilometer ... hantelförmig ... kein Zweifel, es ist die SOL!"
„Die SOL", echote Gia de Moleon. „Perry Rhodan hat es also doch geschafft. Er ist mit der SOL zurückgekehrt! Das ändert alles!"
„Ein Kesselbeben?" sagte Perry Rhodan. „Thorrtimer wird von einem Kesselbeben bedroht?"
„So ist es", bestätigte Gia de Moleon. „Eismer Störmengord hat zwar noch keine offizielle Bebenwarnung gegeben, doch Tess Qumisha hat seine Gedanken gelesen, und er hat eingestanden, dass dieses Sonnensystem mit größter Wahrscheinlichkeit zur Bebenzone werden wird."
„Tess Qumisha?" fragte Rhodan. „Wer ist das? Eine Telepathin?"
„Das ist eine lange Geschichte", warf Stendal Navajo ein. „Ich erzähle sie dir später." Der Zylinder-Mann verstummte, legte den Kopf zurück und schaute in den Himmel.
Die SOL schwebte aufrecht stehend über der Stadtgrenze von Alashan und warf ihren schier unendlichen Schatten auf den Planeten; die SZl stand oben, die SZ-2 hing unten. Das Schiff verfügte nicht mehr über Landestützen; Antigravanlagen konnten die einzelnen Schiffsteile in der Schwebe halten, auch dann, wenn tatsächlich einmal eine Landung erforderlich war. Die SOL stand noch mehrere hundert Meter über ihnen und war trotzdem nicht in voller Größe zu überblicken. Man musste sich vorstellen: Vor und über einem schwebte ein Schiff, so hoch wie der Himalaja. Der Bürgermeister Alashans war erstaunt, dass er überhaupt die Sprache zurückgefunden hatte. Der Anblick war überwältigend. Ehrfurchtgebietend. Wunderbar. Aber das alles waren Begriffe, die der Wirklichkeit nicht annähernd nahe kamen.
Sie hatten nicht abgewartet, bis Rhodan den TLD-Tower erreicht hatte, sondern hatten ihn am Stadtrand, an der „Landestelle", erwartet, zugesehen, wie er und seine Begleiter, gehalten von Antigravstrahlen, wie Götter vom Himmel schwebten, wie Triumphatoren, wie Todgeweihte, die das Unmögliche wahr gemacht und ihre Mission erfolgreich abgeschlossen hatten. Der Tag war wie geschaffen für ihren Auftritt. Normalerweise war der Himmel über Alashan in einem wesentlich intensiveren Blau gefärbt als der über Terra, doch an diesem Tag zeigte das Wetter sich von seiner besten Seite. Es war sehr warm, und der Himmel schien sogar, aus welchen Gründen auch immer, gelb zu leuchten.
Gia de Moleon hatte, als sie den geplanten Landeort der SOL erfuhr, alle zur Verfügung stehenden Sicherheitskräfte mobilisiert, um zu verhindern, dass bei dem zu erwartenden Menschenauflauf nacktes Chaos entstand. Ihre Vorsicht war berechtigt: Nicht nur zahllose Alashaner strömten hier
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