1953 - Kampf um Zophengorn
Form der Leitung für den Ring von Zophengorn entscheiden", sagte er dann. „Diese Entscheidung kann nur von den Direktoren sowie den Mitgliedern des Manual-Komitees getroffen werden. Ich persönlich plädiere für eine neue Form der Organisation. Ich stelle hiermit offiziell und explizit die Forderung, daß in Zukunft ich die Führung der Bebenforscher-Gilde übernehmen kann."
Damit nickte er in die Runde. Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Dann brandete der Orkan an Stimmen auf, den Tess vorausgesagt hatte. Während die Direktoren und Mitglieder des Manual-Komitees wie versteinert sitzen blieben, sprangen viele der Zuhörer auf und machten ihrem Zorn über den jahrhundertelangen Betrug lautstark Luft. Andere schimpften auf den Goldner und seinen so plötzlich erhobenen Machtanspruch.
Eismer Störmengord stieg vom Podest hinunter und drängte sich durch die Reihen der Zuhörer. In dem freien Sitz neben Tess und Benjameen nahm er Platz. Immer noch herrschte ein lautes, gewaltiges Durcheinander.
Eismer mußte den Kopf ganz an den von Tess bringen, um sie zu fragen: „Kannst du die Stimmung sondieren?"
„Ich habe es vorhin schon getan!" rief sie ihm ins Ohr. „Jetzt, in diesem Aufruhr, ist es ungleich schwerer! Ich kann mich erst wieder konzentrieren, wenn Ruhe eintritt."
„Vielleicht sollte man die Halle räumen lassen", meinte Benjameen.
„Dann müßtet ihr auch gehen", wandte Eismer ein, „und ich habe euch lieber bei mir.
Aber seht, Fouwan steht auf und geht zum Podest."
Die Menge verstummte, als Direktor acht die schmalen Stufen hochging. Er hob beide Arme und wartete, bis es völlig still geworden war.
„Geschätzte Kollegen, werte Mitglieder des Manual-Komitees", sagte er.
„Wie ihr alle wißt, hat mir Eismer Störmengord bereits vor euch sein Beweismaterial vorgelegt. Ich habe daraufhin diese Versammlung organisiert. Aber ich habe gleichzeitig noch etwas getan. Ich habe, bevor ich mich hierherbegab, die direktorale Blockadeschaltung am Ring-Großrechner vorgenommen. Wie jeder von euch weiß.
bewirkt diese Schaltung, daß von nun an kein Direktor mehr auf eigene Faust wichtige Entscheidungen treffen oder den Großrechner manipulieren kann. Die Schaltung kann nur von Direktor zehn oder von mindestens sieben Direktoren neutralisiert werden.
Manipulationen, gleich von welcher Seite, sind nun unmöglich. Ich hielt dieses Vorgehen für nötig, um in dem jetzt durch das Fehlen von Direktor zehn entstandenen Machtvakuum jegliches Fehlverhalten unmöglich zu machen."
Fouwan hob einen Arm in die Höhe und wies dann auf den Goldner.
„Ich stimme mit dem Bebenforscher Eismer Störmengord darin überein, daß wir uns über die Zukunft von Zophengorn einigen müssen - also die Nachfolge von Direktor zehn oder einen neuen Herrschaftsmodus. Ich schlage vor, daß jeder von uns in sich geht und wir uns in drei Tagen wieder treffen, um die nötigen Entscheidungen zu fällen."
Es blieb ruhig in der Halle. Jedermann wartete darauf, daß andere Direktoren zum Podest hinaufstiegen und ihren Kommentar abgaben.
„Die Stimmung ist gekippt. Eismer". flüsterte Tess Störmengord ins Ohr. „Die Mitglieder des Manual-Komitees stehen dir ziemlich positiv gegenüber. Die Direktoren aber fühlen sich durch die direktorale Blockadeschaltung und deinen expliziten Machtanspruch verärgert. Außerdem dürfte es nicht jedem gelingen, so einfach die Enthüllungen über den Betrug mit Direktor zehn wegzustecken. Nur Fouwan steht wirklich auf deiner Seite."
„Ich hatte nicht vor, sie zu brüskieren". sagte Störmengord. „Sie müssen doch die Notwendigkeiten sehen."
„Es gibt eine Störquelle, die dich ablehnt. Ich habe sie schon vorhin entdeckt. Jetzt ist sie deutlicher herauszufiltern. Es ist ein Wesen ... ein Hamarade, der dich und Fouwan ablehnt. Sein Name ist... Uviald ...Marads,ja. Er denkt von sich als dem neuen Direktor eins."
„Das ist gut zu wissen", sagte Eismer Störmengord. „Achtung, Direktor neun geht aufs Podest-Direktor neun forderte seine Kollegen und die Mitglieder des Manual-Komitees zur Abstimmung über Fouwans Vorschlag auf. Er wurde mit etwa zwei Dritteln Mehrheit angenommen. Das bedeutete, daß man sich in drei Tagen in der Halle wieder traf, um über Zophengorns Zukunft zu entscheiden.
„Ich habe einen Gedankenfetzen von Uviald Marads aufgefangen", flüsterte Tess aufgeregt. „Er ist der Meinung, daß ihm diese drei Tage reichen werden ..."
*
Uviald Marads kehrte
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