1953 - Kampf um Zophengorn
und seine Freunde saßen in seiner Kabine in der Rekrutenstadt beisammen und hatten nur ein Thema: die Versammlung und Störmengords Auftritt. Wie hatte er die Direktoren und Mitglieder des Manual-Komitees wirklich beeindruckt? War es richtig gewesen, die Öffentlichkeit zuzulassen, angesichts der tumultartigen Szenen?
Überall in Zophengorn wurde nun diskutiert. Schüler unterbrachen die Vorlesungen ihrer Lehrer und wollten über die Zukunft Zophengorns reden. In den Gängen standen überall Gruppen beieinander und unterhielten sich. Eismer Störmengord hatte keine Lust, in solch eine Traube zu laufen, und verbarg sich deshalb in der trügerischen Sicherheit seiner Unterkunft.
Einmal hatte Direktor acht sich über Z-Kom bei ihm gemeldet und mitgeteilt, daß er besorgt sei. Seiner Ansicht nach gingen in Zophengorn, speziell im Empirium, seltsame Dinge vor. Er äußerte nicht genauer, was er damit meinte, mahnte jedoch zu äußerster Vorsicht.
„Ich kann mir denken, was er meint hatte Tess gesagt. „Die Direktoren fühlen sich gedemütigt, überfahren. Sie werden die Dinge nicht auf sich beruhen lassen."
Die Konsequenz aber hatte sie nicht gezogen, nämlich indem sie sich ins Empirium begeben und dort „gelauscht" hätte. Um von der Rekrutenstadt aus die Kabinen der Direktoren telepathisch zu belauschen, fehlten ihr noch die Kraft und die Übung - selbst wenn Benjameen sie unterstützte.
So kam es, daß sich die Gefährten am späten Abend nichtsahnend trennten und schlafen gingen.
Aber an diesem Abend fand Benjameen von Jacinta keinen richtigen Schlaf. Erst lange nach Mittemacht döste er endlich ein. und gegen Morgen schreckte er schweißgebadet aus Träumen hoch, wie er sie nie hatte träumen wollen.
5.
Zophengorn: Das Massaker „Um Himmels willen. Benjameen!" rief Tess aus, als der junge Arkonide neben ihr sich von einer Seite auf die andere wälzte und dabei stöhnende Geräusche ausstieß.
Sie richtete sich im Bett auf und nahm seinen Kopf in beide Hände. Er war naß und heiß, wie von Fieber.
Benjameen hatte die Augen weit geöffnet und starrte sie an - anfangs blickte er sogar wie durch sie hindurch. Erst allmählich normalisierte sich sein Blick Sein Kopf sank in das Kissen, als sie ihn sanft losließ. Der junge Arkonide stieß einige unverständliche Worte aus.
Tess holte ein Tuch und tupfte ihm damit die Stirn und die Wangen ab.
„Du hast geträumt", sagte sie. „Kannst du mir sagen, wovon?"
„Es war ... furchtbar", sagte er. „Und ich weiß. daß es wahr sein könnte. Ich war...
Direktor zwei und dann... Direktor sieben."
„Und? Was ist mit dir ... mit ihnen geschehen?"
„Ich wurde ... sie wurden getötet. Ich erlebte in meinem Traum ihr Sterben mit. Es war schrecklich. Sie hatten keine Chance und litten furchtbar. Es muß wahr sein. Tess!
Direktor zwei und Direktor sieben müssen tot sein. beide von einem grausamen Täter ermordet, den ich in meinem Traum nicht sehen konnte."
„Das müssen wir sofort Eismer Störmengord berichten", sagte sie. „Bist du wieder kräftig genug, um aufzustehen?"
„Mach dir um mich keine Sorgen! Es geht schon. Wenn ich nur schnell unter die Dusche gehen könnte. Ich klebe am ganzen Körper."
„Dusch sofort! Ich laufe zu Eismer und hoffe, daß er schon auf ist. Ich alarmiere auch Treul und Goriph."
Sie zog sich an, hörte ihn dabei duschen. „Bist du auch wirklich in Ordnung?" fragte sie.
„Bestimmt. Du solltest doch keine Zeit verlieren!"
„Ich fliege schon!"
Tess verließ das Quartier und lief auf den Gang hinaus. Richtung Störmengords Kabine." Unterwegs klopfte sie an die Tür, hinter der sich die beiden Swoons mit Norman aufhielten. Noch ehe sie Störmengords Unterkunft erreichte. blieb die Telepathin wie vom Blitz getroffen stehen.
Eismer Störmengord war nicht allein!
Die Tür zur Unterkunft des Goldners stand einen winzigen Spaltbreit auf, und in dem gleichen Augenblick, als sie das sah, nahm Tess die Gedankenimpulse wahr.
Sie gehörten zu einem Volk, das ihr fremd war. Allerdings hatte sie ähnliche Impulse schon in Zophengorn festgestellt und von Eismer erfahren, daß sie von den sogenannten Prolongiden stammten, einem streitbaren, in großer Zahl im Ring vertretenen Volk.
und diese Prolongiden sind zweifellos gekommen, um Eismer Störmengord zu töten!
Tess blieb abrupt stehen. Sie sah sich um. Für eine Sekunde wußte sie nicht. was sie zu tun hatte. Sofort in Störmengords Kabine zu stürmen hätte ihrer beider
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