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1959 - Im Hypertakt

Titel: 1959 - Im Hypertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aagenfelt hielt plötzlich inne: Schritte. Er hatte es wieder gehört, und diesmal war er sicher. Bevor er Zeit hatte, es sich anders zu überlegen, setzte der Physiker zum Sprung an. Aagenfelt rutschte durch die geöffnete Tür auf den Korridor. Er prallte gegen die Wand, drehte sich, gewahrte einen Schatten auf der anderen Seite und warf sich herum.
    Dann spürte er, wie sein Kopf feuerrot wurde. Er blickte an der Gestalt hoch, die sich mit völlig ausdrucksloser Miene vor ihm aufgebaut hatte. „Monkey", sagte er leise. „Du bist das also ..." Der Oxtorner forderte: „Ich hätte gern eine Erklärung für dieses seltsame Verhalten."Tautmo Aagenfelt kam wieder auf die Beine. Das Vorkommnis war ihm sehr peinlich. Monkey gab sich fehlerlos und unantastbar, und Aagenfelt hasste seine unmenschliche, roboterhafte Art. Vor dem Oxtorner als Idiot dazustehen machte ihn verrückt. „Ich... ich habe immer wieder Schritte gehört. Seit vorgestern. Weil ich nicht wusste, wer die Schritte verursachte, war ich besorgt. Ist doch wohl verständlich, oder? - Ich ahnte ja nicht, dass du da her - umschleichst."
    Monkey gab eine Weile keine Antwort. „Ich betrete diese Sektion der SOL zum ersten Mal", sagte er schließlich. „Willst du damit andeuten, ich bilde mir die Schritte ein?" fragte Aagenfelt. „Nein. Du weißt, dass ich deine psychische Stabilität gering einschätze. Aber ich kann nicht glauben, dass Shabazza uns die SOL ohne einen weiteren Hinterhalt überlassen hat. Ich rechne stündlich mit einer neuen Gefahr. Deshalb könnte es sein, dass es diese Schritte wirklich gibt." Tautmo Aagenfelt schwieg. Er beobachtete voller Misstrauen, wie Monkey den Blick seiner Kamera-Augen durch das Labor wandern ließ.
    Nach einer Weile fragte er den Oxtorner: „Sag mal, Monkey, was suchst du hier eigentlich? Deine kostbare Zeit verschwendest du doch nicht grundlos."
    „Nein, Tautmo." Der Oxtorner wandte sich plötzlich um und fixierte Aagenfelt. „Ich bin als Bote hier. Es wurde fünfzehn Minuten lang versucht, dich per Interkom anzurufen. Du hast nicht reagiert. SENECA behauptet, du hast den Interkom des Labors abgeschaltet."
    „Das ist richtig", versuchte sich Aagenfelt zu verteidigen. „Ich wollte nicht gestört werden, darum."
    „Dann nimm bitte zur Kenntnis, dass die Versammlung seit einigen Minuten begonnen hat. Es gibt Personen an Bord, die auf dein Mitwirken Wert legen." Monkey ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er nicht zu diesen Personen gehörte.
    Aagenfelts Gesicht wurde noch einmal rot. „Ich hab nicht mehr dran gedacht." Dann folgte er Monkey hastig auf den Korridor hinaus.
     
    3.
     
    Roman Muel-Chen: „Was mir dieses Schiff bedeutet? Nun, ich kann nicht leugnen, dass dies meine erste Bewährungschance sein wird. Ich gebe zu, meine Ausbildung als Emotionaut ist heutzutage eine exotische, unübliche Angelegenheit. Ich weiß auch, dass einige Besatzungsmitglieder mich für einen Spinner halten. - Jedenfalls ist das der Ausdruck, mit dem ich mehrfach belegt wurde. Aber ich versichere der gesamten Besatzung, dass ich Tag und Nacht arbeite. Ich versuche, über meine SERT-Haube dieses Schiff zu beherrschen. SENECA hat hochgerechnet, dass ein Emotionaut im Ernstfall die Handlungsfähigkeit des Schiffes um mehr als 25 Prozent beschleunigen kann. Ich denke, dass das ein beachtlicher Wert ist.
    Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Dieses Schiff und seine Besatzung können sich auf mich verlassen."Interview des Tages in der Bordzeitung der SOL, am 29. August 1290 NGZ Als Don Kerk'radian Messe C-8 betrat, die größte im Mittelstück der SOL, trug er die Unterschriftenliste bei sich. An der Stirnseite des Saals erhob sich ein provisorisches Rednerpult. Es war mit einem unsichtbaren Mikrofon-Cache bestückt, und ein Redner konnte von dort die aufgestellten Stuhlreihen bequem überblicken. Ab 19.30 Uhr Bordzeit fanden sich die ersten Leute ein.
    Die Stimmung der Menschen war gedrückt. Schwer zu arbeiten und keinen Lohn zu ernten war frustrierend.
    Um kurz vor acht tönte das Stimmengewirr von neunhundert Menschen durch die Messe. Die restlichen knapp hundertdreißig Leute dienten als Notbesatzung. Unter ihnen war Roman Muel-Chen, der selbsternannte Emotionaut. Es war Don Kerk'radian nicht recht, dass Muel-Chen in diesem Augenblick das Kommando führte, aber er konnte es nicht ändern. SENECA übertrug die Versammlung nach draußen. An jeder Stelle des Schiffes, wo ein Mitglied der Notbesatzung Dienst

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