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1959 - Im Hypertakt

Titel: 1959 - Im Hypertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schiffsführung ganz gezielt überwacht wurde. Je weniger Personen Bescheid wussten, desto größer ihre Chance, gegen den verborgenen Feind etwas auszurichten.
    Servenking ließ sich nach oben treiben, ins obere Drittel der SOL-Zelle-I. Ein Laufband transportierte den Techniker über einen halben Kilometer bis zum Rand der Kugel. Servenking betrat einen Beiboothangar. Vor sich sah er eine 60 Meter durchmessende Korvette stehen, auf einem Dutzend Teleskop-Landestützen. Es handelte sich um eine der ältesten Einheiten, über die die SOL verfügte. Die Korvette war stark beschädigt. Die Hülle bestand nicht aus Carit, sondern aus einer eingebeulten Ynkonit-Legierung.
    Servenking wusste sicher, dass niemand auch nur eine Stunde Arbeit in die Korvette investiert hatte. Die Einheit konnte demnach nicht mit SENECA vernetzt sein. Da der Antigrav nicht funktionierte, begab sich Servenking zu Fuß in die Zentrale, über eine Nottreppe und zur Hälfte eingebrochene Korridore. Er schaffte es, einen Notreaktor in Betrieb zu nehmen und damit die Positronik des Schiffes zu betreiben. In erster Linie legte er Wert auf die astronomische Bibliothek des Schiffes. Egal wie alt die Korvette war, gleich wie beschädigt, zur Grundausstattung gehörte ein ausgezeichneter Kartentank. Servenking zog aus der Tasche einen Speicherkristall.
    Monkey hatte dreimal die Sterne gesehen: im freien Weltraum, mit Aagenfelts Hypertakt-Orter, aus der Zentrale der SOL. Alle drei Datensätze befanden sich auf dem Speicher. Servenking speiste die Daten in die Positronik ein. Die Positronik brauchte zehn Minuten, dann waren die Daten durchgerechnet. Potentielle Ungenauigkeiten beruhten auf der Tatsache, dass Monkey nicht mit einem Teleskop, sondern mit seinen Augen aus SAC-Metall beobachtet hatte. Dennoch war das Ergebnis aussagekräftig. Der erste Datensatz beschrieb die Sternbilder, die Monkey aus der Zentrale der SOL gesehen hatte. Jene Position, die der Besatzung vorgespiegelt werden sollte, lag auf einer Linie zwischen DaGlausch und Gorhoon, zwei Millionen Lichtjahre vom Ziel entfernt. Sie war identisch mit der Position, an der sie sich laut Flugplan aufhalten sollten.
    Schenkte man den Anzeigen der Ortung Glauben, dann befand sich die SOL exakt im Soll. Der zweite Datensatz bestand aus den Daten, die Aagenfelt mit dem Hypertakt-Orter gesammelt hatte. Die Galaxien in Flugrichtung konnten nicht identifiziert werden. Allerdings schloss die Positronik mit Gewissheit aus, dass es sich um Galaxien zwischen DaGlausch und Gorhoon handelte. Der dritte Datensatz war es schließlich, der den ersehnten Aufschluss brachte. Servenking weigerte sich anfangs, die Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen. Es ist nicht möglich. Es ergibt keinen Sinn.
    Jedem an Bord der SOL war bekannt, dass das Hypertakt-Triebwerk nur vierzig Prozent Leistung lieferte. Er hatte Wochen seines Lebens auf das Problem verschwendet. Mit einer Geschwindigkeit von 48 Millionen Überlicht konnten sie nicht an jenem Ort des Universums sein, den die Positronik auswarf. Die Galaxis, auf die das Hantelschiff in direkter Linie zuflog, war definitiv nicht Gorhoon. Es handelte sich um die Milchstraße.
    Monkey hatte sie nur deswegen nicht erkannt, weil die Annäherung aus einem ungewöhnlichen Winkel erfolgte. Die SOL war auf dem Weg nach Hause.
    Monkey ließ dem Techniker ein paar Minuten Zeit. Servenking kehrte gerade erst zurück, und die Nachrichten, die er brachte, waren geeignet, selbst den Oxtorner aus dem Gleichgewicht zu werfen. Er stellte einen Tee her der mit einem beruhigenden Additiv versetzt war. „Ich verstehe das nicht, Monkey!" klagte Servenking; „Wir fliegen maximal 48 Millionen Überlicht. Das ist der Wert, den wir seit mehr als sechzehn Wochen messen. Die Zwischenstopps müssen wir abrechnen, die Phasen mit gedrosselter Geschwindigkeit ebenso. Ergebnis?" Der Techniker blickte herausfordernd auf.
    Monkey sah, dass er den Tee bereits ausgetrunken hatte. „Du wirst es mir sicher sagen."
    „Es ist vollständig ausgeschlossen, dass wir in dieser Zeit mehr als zwölf Millionen Lichtjahre zurückgelegt haben."Monkey stellte ihm eine zweite Tasse hin. Er war dringend auf den Techniker als Verbündeten angewiesen, und er konnte es sich nicht leisten, dass Servenking die Nerven verlor. „Kannst du das irgendwie erklären, Monkey? Zwölf Millionen Lichtjahre sind das Maximum. Die Milchstraße und DaGlausch liegen aber 23,5 Millionen Lichtjahre auseinander. Es ist physikalisch unmöglich, dass

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