196 - Das Schwert des Druiden
und konnte ein Aufstöhnen nicht vermeiden.
Der Hüne musterte mich sogleich mit besorgtem Blick. »Bist du verletzt?«
»Mein Arm…«
»Laß mal sehen.«
Der Hüne schob meinen Ärmel hoch. Mein Unterarm war dick geschwollen und knallrot. »Sieht nicht sehr schön aus«, stellte der Ex-Dämon fest.
Ich zog den Ärmel wieder runter. »Ich schlage vor, wir schenken der Schwellung keine Beachtung.«
»Vielleicht ist der Arm gebrochen«, warf Daryl Crenna ein.
Ich schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht.«
»Wieso bist du so sicher?« fragte Mr. Silver. »Hast du Röntgenaugen?«
Ich grinste. »Ich kenne meine Knochen. Hast du Mago erwischt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hör mal, du mußt doch wissen…«
Der Ex-Dämon erzählte, wie der Kampf geendet hatte.
»Du hast ihn mit dem Schwert durchbohrt«, sagte ich. »Jedenfalls hoffe ich das.« Mein Blick fiel auf den Deckel des Sarkophags, und ich erkannte, daß darauf kein Name mehr stand. Weder meiner noch irgendein anderer.
Ich verließ mit meinen Freunden die Gruft, und auch über dem Eingang war die Inschrift HIER RUHT TONY BALLARD verschwunden. Die hatte mir Mago nur vorgegaukelt.
Mein Blick wanderte über den Boden.
»Suchst du das?« fragte Pakka-dee und hielt die Kette mit dem Dämonendiskus hoch.
»Allerdings.«
Er gab mir mein Eigentum, und ich hängte mir den Diskus um den Hals. Um in Tucker Peckinpahs Haus zurückzukehren, konnten wir nicht denselben Weg einschlagen, den wir gekommen waren.
Nachdem wir den Friedhof verlassen hatten, konnten wir uns orientieren. Magos Kraft hatte mich ans südliche Ende der Stadt transportiert.
Ein Taxi brachte uns zu Tucker Peckinpahs Anwesen zurück. Cruvs Doppelgänger hatte sich inzwischen restlos aufgelöst. In Peckinpahs Arbeitszimmer bot sich ein verhältnismäßig unverändertes Bild.
Die Wirkung des magischen Gifts hatte kaum nachgelassen. Roxane hatte mit ihrer Hilfe keinen nennenswerten Erfolg erzielt. Sie sagte, sie verspreche sich mehr davon, wenn sie ihre Kraft mit der des Ex-Dämons Zusammenlegen würde. Mr. Silver war damit einverstanden.
Um dem Parapsychologen und der weißen Hexe in ihm Mut zu machen, sprach Daryl Crenna über die eventuelle Möglichkeit, aus ihnen wieder zwei komplette selbständige Personen zu machen, und ich sah in Lance Selbys Augen einen Hoffnungsschimmer. Hoffentlich enttäuschen wir dich nicht, Junge, dachte ich beklommen.
Im Raum nebenan war alles wieder beim alten - als wären Morron Kull und Mago nie dagewesen. Erfreulicherweise war auch Tucker Peckinpah wieder der alte.
Er trieb keine falschen Spielchen mehr mit uns, wir konnten wieder auf ihn bauen, und er war spontan damit einverstanden, die Mittel für den Kauf des Druidenschwerts zur Verfügung zu stellen. Da wir nicht wußten, mit welcher Summe sich Steward Huntington einverstanden erklären würde, stellte uns der Industrielle kurzerhand einen Blankoscheck aus.
Während sich Roxane und Mr. Silver des Parapsychologen annehmen würden, wollten Daryl Crenna und ich unser Glück bei Steward Huntington versuchen.
»Hoffentlich ist der komische Kauz nicht zu störrisch«, sagte ich.
»Er wird mit sich reden lassen«, gab Daryl Crenna zuversichtlich zurück. »Wir werden ihn mit den richtigen Worten überzeugen.«
»Lance bleibt bis auf weiteres hier«, entschied Tucker Peckinpah. »Ich brauche jetzt irgendeine Aufgabe. Ich möchte wiedergutmachen, was ich an unserer Freundschaft verbrochen habe.«
»Lassen Sie nur ja keine Schuldgefühle aufkommen, Partner«, riet ich ihm. »Wenn wir Ihnen nichts vorwerfen, brauchen Sie sich auch nicht mit Selbstvorwürfen zu geißeln.«
»Ich… warte… mit großer Hoffnung… auf euch«, sagte Lance Selby schleppend.
»Wenn ihr zurückkommt, wird es ihm bessergehen«, versicherte Mr. Silver.
Ich war gespannt, wie uns Steward Huntington empfangen würde. Wir brauchten das Schwert des Druiden unbedingt.
»Haltet uns, wenn möglich, auf dem laufenden«, bat Tucker Peckinpah, als wir uns verabschiedeten.
»Kopf hoch, mein Freund«, sagte Daryl Crenna zu Lance Selby. »Ich habe ein gutes Gefühl.«
Als wir aus dem Haus traten, war der Himmel bleigrau, und die ersten dicken Regentropfen fielen. Ich zog die Schultern hoch und lief zum Rover.
***
Wir kamen in ein ziemlich böses Unwetter. Enorme Wassermassen stürzten vom Himmel. Die Scheibenwischer konnten sie nicht bändigen.
Die Sicht war denkbar schlecht. Unwirkliche Zerrbilder machten die Fahrt zum Abenteuer. An
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