196 - Das Schwert des Druiden
Finsternis verirrt und würde nun den Ausgang suchen.
Je länger mein Trip durch die Horrorwelt dauerte, desto mehr strafften sich meine Nervenstränge, den mit jeder Minute erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit Rufus.
Licht flammte jäh auf und schuf eine weiße Insel in der Dunkelheit. Ich sah Rufus und feuerte sofort. Feuerblumen platzten vor der Mündung des Diamondback auf und zwei geweihte Silberkugeln trafen den Knöchernen.
Die Fäden, die ihn aufrecht hielten, zerrissen - und das Kunststoff-Skelett flog in eine dunkle Ecke. Das Licht erlosch, und ich fuhr mit der Gewißheit weiter, den falschen Feind ›vernichtet‹ zu haben.
***
Glenn Barrows tastete mit vorgestreckten Händen durch die undurchdringliche Schwärze. Plötzlich stand ein Vampir vor ihm und starrte ihn mit blutgierigem Blick an. Lange Hauer blitzten im grellen Licht eines Spotlights, und eine Blutspur zog sich vom Mundwinkel zum Kinn hinunter.
Barrows blieb fast das Herz stehen. Er schluckte trocken, wich dem leblosen Blutsauger aus und setzte den Weg mit steifen Schritten fort.
Sein Puls raste, und er fragte sich in diesem quälenden Moment, ob er sich nicht zuviel zumutete. Aber es ging um Linda! Zum erstenmal wurde ihm bewußt, wieviel ihm seine Frau eigentlich bedeutéte. Nach sieben Jahren Ehe konnte er sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen.
Schüsse fielen - irgendwo. Barrows zuckte heftig zusammen. War nun alles entschieden? War Linda außer Gefahr? Er hätte sie gern in seine Arme genommen, sie getröstet und mit ihr diese gruselige Geisterbahn verlassen.
***
Kurz darauf erblickte ich Rufus noch einmal. Diesmal war er es wirklich! Denn er war nicht allein - die Frau befand sich bei ihm! Aber er machte einen Fehler: er suchte nicht Schutz hinter Linda Barrows, blieb reglos stehen, als wäre er felsenfest davon überzeugt, daß ich ihm nichts anhaben konnte.
Einen größeren Gefallen konnte er mir nicht erweisen. Ich hatte reichlich Zeit, genau zu zielen.
Natürlich war der Dämon mit den vielen Gesichtern mit geweihtem Silber allein nicht zu vernichten, dazu war er zu stark. Aber ich konnte ihn immerhin so schwer anschlagen, daß er von Linda Barrows ablassen mußte.
Ich zielte und schoß. Und dann begriff ich, wieso sich Rufus nicht in Sicherheit gebracht hatte. Es war nicht nötig gewesen, denn ich hatte ihn und die Frau nur in einem Spiegel gesehen, den meine Silbergeschosse zertrümmerten.
Der Knochen-Dämon stimmte ein hohntriefendes Gelächter an, und die Frau kreischte verzweifelt, als er sie in die Dunkelheit riß. Von einem Herzschlag zum anderen waren die beiden verschwunden, und ich hatte Mühe, meine Wut unter Kontrolle zu halten.
***
Mr. Silver nahm eine Bewegung in der Dunkelheit war und blieb sofort stehen. Der erste leere Wagen ratterte an ihm vorbei. Neben ihm sauste ein Fallbeil herab, und ein Kopf fiel in einen Weidenkorb.
Mit zum Schlag erhobenem Schwert preßte sich der Ex-Dämon in eine Nische und wartete. Schritte näherten sich, rasch und stolpernd.
Und dann hörte er das Schluchzen einer Frau! Linda Barrows! Sie hatte es geschafft, sich von Rufus zu trennen und war nun auf der Flucht.
Wahrscheinlich hatte das Tony Ballard mit seinen Schüssen ermöglicht. Wie ging es Rufus? War er angeschlagen? Mr. Silver senkte das Höllenschwert und trat vor.
Ein entsetztes Krächzen entrang sich der zugeschnürten Kehle der Frau, die beinahe gegen den Hünen geprallt wäre. »Keine Angst«, sagte der Ex-Dämon schnell. »Ich bin es.«
»Als… als der Mann schoß…, riß ich mich los…!« stammelte die Frau.
»Und dann lief ich… einfach drauflos…«
»Laufen Sie weiter«, sagte Mr. Silver. »Ihr Mann sitzt draußen in unserem Wagen. Wo ist das Skelett?«
»Ich… weiß es nicht… Ich habe total die Orientierung verloren…«
»Bringen Sie sich in Sicherheit. Den Rest erledigen mein Freund und ich.«
***
Glenn Barrows ging hinter einem grauen Grabstein in Deckung, doch als er seine Frau erkannte, sprang er mit einem freudigen Satz vor.
»Linda!« Er umarmte sie glücklich. »Mein Gott, bin ich froh.«
»Wir müssen hier weg, Glenn!«
Er wandte sich um und stolperte mit seiner Frau aus der Geisterbahn. Draußen umarmte er Linda noch einmal und küßte sie ungestüm.
»Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mich um dich gesorgt habe, Linda. In diesen schrecklichen Minuten habe ich für all meine Sünden gebüßt, und ich habe begriffen, wie sehr ich dich
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