1960 - Gefangene des Bordgehirns
hinter allem Übel in diesem Teil des Universums."
„Laß SENECA bitte selbst antworten, Don", bat Rhodan.
Doch SENECA schwieg in diesem Augenblick.
Perry Rhodans Gedanken kreisten. Er erinnerte sich an die Situation an Bord kurz nach der Eroberung der SOL. Damals herrschte Ungewißheit, ob Shabazza eine Nano-Kolonne an Bord zurückgelassen hatte. Dies schien sich nicht zu bestätigen, insbesondere als man mit Profer Zund seinen Androiden eine heimtückische Hinterlassenschaft Shabazzas aus dem Weg geräumt hatte.
Nun sah das vielleicht alles anders aus. Nun stellte sich Rhodan die Frage, ob Shabazza die Androiden nicht nur zu reinen Ablenkungszwecken an Bord zurückgelassen hatte, während die Nano-Kolonne bereits die eigentliche Arbeit tat.
Aber welche Arbeit war das?
„SENECA?"
„Jetzt schaltet er auf stur", meinte Bully. „Er weiß ganz genau, was du von ihm wissen willst."
„Vielleicht maß ich nur die Frage anders formulieren", meinte Rhodan gedehnt.
Ball und die anderen sahen ihn neugierig an. Vor den Robotern, die sie drohend umstanden, waren sie immer enger zusammengerückt. Perry Rhodan wandte sich noch einmal an SENECA.
„Spreche ich noch mit SENECA oder mit einer Nano-Kolonne?" fragte der Sechste Bote von Thoregon laut.
Und die Antwort hieß: „Mit beiden, Perry."
*
„Es tut mir leid, Perry", sagte SENECA, „aber ich kann euch jetzt nicht mehr in der Hauptzentrale dulden. Die Roboter werden euch zu euren Privatunterkünften bringen. Dort wartet ihr ab, bis ihr wieder von mir hört. Denkt daran, daß ich mich mittels des ZIC-Beobachtungssystems jederzeit davon überzeugen kann, wo ihr euch bewegt. Ich rate euch also in eurem eigenen Interesse: Macht keine Dummheiten."
„Würdest du uns sonst töten, SENECA?" fragte Reginald Bull.
„Ich muß alles tun, um meine Mission zu erfüllen", lautete die gleichermaßen viel- und nichtssagende Antwort.
Rhodan fragte sofort: „Und worin besteht diese Mission?"
„Ihr werdet es früh genug erfahren. Nun folgt meinem Befehl und laßt euch von den Robotern zu euren Quartieren führen. Ihr habt euch von allen relevanten Räumlichkeiten der Schiffsführung fernzuhalten, von den Antriebsbereichen, den Reaktoren, den Funkanlagen und so weiter. Bitte macht keine Schwierigkeiten - es täte mir leid um jeden von euch."
Rhodan gab den in der Zentrale eingesperrten Besatzungsmitgliedern das Zeichen, ihm zu folgen. Nur hier und da regte sich Widerspruch. Nacheinander verließen sie die Zentrale, Rhodan ganz zuletzt. Und das letzte, was er mitbekam, war die Aufforderung zur Identifikation, die über Hyperfunk von Terra hereinkam.
Major Viena Zakata, Leiter der Abteilung Funk und Ortung, der zufällig vor ihm ging, wollte stehenbleiben und umkehren. Perry drehte ihn wieder um und stieß ihn sanft vor sich her.
„Später, Viena, später", flüsterte er.
Dabei fragte er sich, ob er tatsächlich noch an ein „Später" glaubte. SENECA hatte auf der SOL alles unter Kontrolle. Es gab bis auf die wenigen Inseln, auf die er keinen Zugriff hatte, die aber dafür von seinen Robotern bewacht wurden, nichts an Bord, was ihm nicht gehorchte.
Sie ließen sich ohne Widerstand zu den Privatquartieren führen. Roboter marschierten oder schwebten voraus und machten die Kabinentrakte auf der anderen Seite dicht. Die andere Hälfte wartete, bis sich die Menschen auf die Kabinen verteilt hatten, und blieb am Eingang der Trakte als schwerstbewaffnete Mauer stehen.
Die TARA-V-UHs mit ihrer furchtbaren Kampfkraft stammten aus den Beständen des TLD-Towers von Alashan. Die anderen Maschinenwesen, zum Teil aus dem Reparaturbereich, waren von SENECA mit wirksamen Waffen versehen worden.
SENECA hatte an Bord das Kommando übernommen, und zwar nicht mehr im geheimen, sondern völlig offen. Seine Gefangenen schienen sich in ihrem privaten Bereich frei bewegen zu können, sonst aber auch nicht. Perry Rhodan fragte sich, was mit der übrigen Besatzung geschehen war. Hatte man sie auch matt gesetzt?
Nichts sprach dafür. Die Kabinentrakte waren leer bis auf die in der Hauptzentrale festgesetzten Raumfahrer. Wo blieben die anderen?
Aber wenn SENECA sie unbehelligt ließ, aus welchem Grund? Weshalb nahm er nicht die gesamte Besatzung gefangen? Sicher würde es einen Kampf mit vielen Opfern und beträchtlichen Zerstörungen geben, aber Rhodan konnte sich nicht vorstellen, daß dies eine Nano-Kolonne ernsthaft schrecken würde.
SENECA mußte also einen gewichtigen Grund
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