1965 - Mission des Boten
inaktiven Zustand war Moo ein Relief, das am Bruststück seines blauen Anzugs klebte.
Im Aktiv-Modus wandelte Moo das energetische Potential seiner Umgebung in Masse um. Das Relief bildete sich im Bruchteil einer Sekunde um. schneller, als das menschliche Auge der Veränderung folgen konnte.
Von Rhodans Brust herab hüpfte ein kleiner, gedrungen wirkender Roboter. Die blauhäutige Gestalt erinnerte an eine stark verkleinerte Buddha-Figur, sie besaß eine unzerstörbare blaue Außenhaut und diente ihm als Helfer.
„Moo. sieh dir diesen Körper an!"
Rhodan deutete nach vom auf den Umriß, den er trotz Vergrößerungsoptik nur unscharf erkennen konnte. Moo entfernte sich mit trippelnden kurzen Schritten, obwohl er ein Flugaggregat besaß.
Es liegt an der Brücke, behauptete das Passantum. Er kann nicht fliegen, solange er auf der Brücke weilt.
Rhodan konnte Moo nicht mehr erkennen. Er ließ ein paar Momente verstreichen. Dann erkundigte er sich mit gehobener Stimme: „Erkennst du eine Gefahr, Moo?"
Akustik schien sich auf der Brücke zuverlässiger fortzupflanzen als sichtbares Licht.
„Nein. Perry Rhodan. Ich bin mir allerdings aus bestimmten Gründen nicht völlig sicher."
„Was für Gründe sind das?"
„Nur ein lebendiges Wesen kann das beurteilen", antwortete Moo unschlüssig.
Rhodan kam mit einem unguten Gefühl näher.
Von nahem betrachtet konnte am eingetretenen Tod des Wesens kein Zweifel bestehen: Was aus der Entfernung wie ein Körper ausgesehen hatte, entpuppte sich als Skelett.
Der Körper konnte nicht aus Zufall hierhergelangt sein. Jemand hatte die Leiche möglicherweise mit Absicht auf den Bohlensteg transportiert und hier zurückgelassen.
Nach Lage der Dinge kamen dafür nur die Boten von Thoregon in Frage. Der Zugang auf die Brücke in die Unendlichkeit war eingeschränkt. Nur wer ein Passantum besaß, konnte die Wandung eines Pilzdoms durchdringen.
„Welchen Grund gibt es", murmelte er. „mit einer Leiche im Gepäck den Weg auf die Brücke in die Unendlichkeit anzutreten?"
Moo gab ihm keine Antwort.
Rhodan kniete neben dem Körper nieder.
Die Skelettknochen besaßen eine gelbliche Farbe, und sie wiesen einen Querschnitt auf, der - verglichen mit einem ausgewachsenen Menschen - um das Dreifache vergrößert war.
Das Skelett ließ auf eine etwa zweieinhalb Meter große, entfernt humanoide Gestalt schließen.
Am furchtbarsten wirkte der Totenschädel; Rhodan konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß das Wesen unter sehr großen Schmerzen gestorben war.
Der zahnbewehrte Rachen stand nicht offen, noch im Tod waren die Kauwerkzeuge zusammengepreßt. Die Leiche wartete auf eine Gelegenheit, zurückzuschlagen.
Der Brustkorb des Wesens bestand aus einer laufgitterartigen Stangenstruktur, von seitlichen Knochenstreben zusammengehalten. Das Wesen mußte eine tonnenförmige, extrem stabile Brust besessen haben. Dazu paßten die Arme, deren Glieder von doppelt faustdicken Gelenken verbunden wurden. Wo ein Mensch Elle und Speiche besaß, wiesen die Arme des Fremden eine viergeteilte Struktur auf.
„Diese Arme ...", murmelte er leise. „Sie sind beide gebrochen."
„Das ist richtig", bemerkte Moo. „Die Knochenstruktur läßt darauf schließen, daß dazu eine hohe mechanische Gewalt notwendig war."
„Es kann also nicht so einfach gewesen sein, dieses Wesen umzubringen."
Die Identität der Leiche ließ sich natürlich nicht feststellen. Das Wesen war jedoch kein Galorne. kein Mensch, kein Baolin-Nda, kein Gharrer und kein Nonggo.
Die entfernte Möglichkeit, daß ein Gestalter aus dem ersten Thoregon-Volk hinter dem Geheimnis des Körpers steckte, konnte nicht ausgeschlossen werden, aber Rhodan hielt das nicht für wahrscheinlich.
Wie lange befand sich die Leiche auf der Brücke in die Unendlichkeit?
Das war nach Rhodans Ansicht die zentrale Frage.
In der extrem keimarmen Umgebung der Brücke, in der kein Luftzug und keine Witterung existierte, brauchte ein Körper unter Umständen Jahrtausende, um zu skelettieren.
Vor sechzehn Monaten, bei seinem letzten Besuch, hatte sie noch nicht auf den Bohlen gelegen Oder hatte er den Korpus aus nicht nachvollziehbaren Gründen möglicherweise nur nicht bemerkt?
Das Wesen besaß immerhin kein Passantum. Was, wenn die Aussagen der Helioten nicht zutrafen? Wenn es noch andere außer den Boten von Thoregon gab. die die Brücke betreten konnten?
Was, wenn eine noch unbekannte Macht dahinterstand? Die unbekannte Erscheinungsform des
Weitere Kostenlose Bücher