1965 - Mission des Boten
Arkon mit der SOL anzutreten."
„Warum?"
„Ich bin nicht naiv, Homer. Ich brauche gegen MATERIA alle Hilfe, die ich bekommen kann. Die SOL ist ein Symbol, das man in der Galaxis kennt. Wenn ich mit der SOL komme, bin ich kein profaner Bittsteller mehr. Dann bin ich der Befehlshaber einer Legende."
„Drei Tage?" vergewisserte sich Adams noch einmal, mit einem ungläubigen Vibrieren in der Stimme, das nicht zu überhören war.
„Drei Tage", bestätigte Rhodan. „Um genau zu sein, dreieinhalb."
„Du weißt, daß wir in dieser Zeit kaum etwas bewirken können."
„Natürlich. Das wichtigste ist, daß du uns dreitausend Leute als Besatzung an Bord schickst. Sozusagen als Erste Hilfe. Der Rest findet sich. Homer."
Der Terraner preßte die Lippen zusammen und erhob sich aus seinem Sessel. Es tat ihm leid, daß er Adams Schwierigkeiten bereiten mußte, doch er konnte es nicht ändern.
Rhodan trat ans Fenster. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an. Er ließ seinen Blick über die Dächer und bepflanzten Flächen der Stadt wandern, und seine Gedanken bewegten sich an einen Ort, der viele Galaxien von Camelot entfernt war.
Zur falschen Zeit. Am falschen Ort.
In Gedanken zitierte er den zweiten Satz der Thoregon-Agenda: Der einzelne ist soviel wert wie das Kollektiv. Das Wohl des einzelnen soll nicht für übergeordnete Ziele geopfert werden. Am eigenen Beispiel erkannte Rhodan, was der hehre Grundsatz in der Praxis wert war, nämlich gar nichts.
Neben sich gewahrte er leise Atemzüge. Homer G. Adams war an seine Seite getreten.
„Du hast doch irgendwas auf dem Herzen, Perry", unterstellte der kleine Unsterbliche mit sanfter Stimme.
„Ja."
„Ist es MATERIA?"
„Nein", antwortete Rhodan widerwillig, „die Sache ist persönlich."
Adams sagte: „Du weißt, daß ich dein Freund bin."
Rhodan blickte den beinahe kahlköpfigen Mann, den er schon seit den Tagen der Dritten Macht kannte, lange an „Ich weiß", sagte er. Dann verkündete er: „Homer, in diesem Jahr werde ich zum vierten Mal Vater."
Adams breites Gesicht spiegelte einen Moment lang Verblüffung wider. Er schien mit allem gerechnet zu haben, nur nicht damit. „Aber ... Ich gratuliere dir, Perry. Wer ist sie?
Lernen wir die Dame bei Gelegenheit kennen?"
„Homer. Ich werde Vater in Alashan. Dreiundzwanzigeinhalb Millionen Lichtjahre von hier entfernt. Wenn das Kind geboren wird, werde ich nicht dort sein."
Adams schaute ihn forschend an, bis der Unglaube einem verständnisvollen Ausdruck wich.
Er legte Rhodan eine Hand auf die Schulter. Die Geste schien im ersten Moment unpassend, doch dann spürte Rhodan, daß Adams ihm menschliche Nähe vermitteln wollte.
„Ich verstehe dich, Perry. Wie heißt sie?"
„Sie heißt Mondra Diamond."
„Ein seltsamer Name."
„Ja. Mondra war eine Artistin. Sie hat in einem Zirkus gearbeitet."
„Wie ist ihr wahrer Name?"
„Agalija Teekate."
„Klingt auch nicht sehr viel besser." Adams lachte einen Moment lang, bis er unvermittelt wieder ernst wurde: „Aber da gibt es etwas, das du in dieser Frau siehst. Etwas, das sie von den anderen unterscheidet."
„Ja, Homer. Sie ist für mich etwas Be- sonderes."
„Ich habe es nicht anders erwartet. Warum hast du sie nicht mit in die Milchstraße gebracht?"
„Das war eine Entscheidung, die Mondra getroffen hat", antwortete er düster. „Ich habe diese Entscheidung respektiert."
„Und du bist ohne sie in die Milchstraße geflogen."
„Ja. Homer, das mußte ich."
*
Homer G. Adams konnte nicht ins Innere seine Freundes blicken. Doch er spürte, daß Rhodan sich allein gelassen und verzweifelt fühlte Er war nicht imstande, ihm zu helfen.
Rhodan hätte das nicht gestattet.
Die einzige Unterstützung, die er ihm zukommen lassen konnte, bestand in einer zügigen Abwicklung aller Pläne.
Adams machte sich mit dem Gedanken vertraut, daß er innerhalb von achtzig Stunden dreitausend Personen beschaffen mußte: die Mindestanzahl, die Rhodan benötigte, und zwar keine technischen Laien, sondern geschultes Personal, das sich zur Führung eines Raumschiffs eignete. Mittelfristig würde eine Besatzungsstärke von neuntausend Personen notwendig sein.
Camelot verfügte im Normalfall über etwa eine halbe Million Bürger, allesamt höchstqualifizierte Fachleute. Das hörte sich sehr viel an.
Eine große Zahl der aktiven Raumfahrer hatte Camelot jedoch verlassen, mit dem Raumschiff GILGAMESCH in die Galaxis Chearth, um dem fünften Thoregon-Volk zu
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