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1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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- die Tage wurden länger, die erste Blüte setzte ein, und es wurde wärmer.
    Damit war es fortan möglich, das genaue Alter der Tazolen zu bestimmen und für die Zukunft vorzuplanen. Und nun konnten auch die Männer endlich ihre Arbeit so einteilen, dass davon keine Göttertage beeinflusst wurden. Sie konnten dadurch dem Zorn der Götter entgehen. Isho erhielt den ehrenvollen Titel „Inkarnation Ramsohs" und wurde fortan mit äußerstem Respekt behandelt. Boten wurden in die ganze Welt ausgeschickt, um das neue Wissen weiterzugeben.
    Die Hohepriesterin entschloss sich daraufhin, einige weise Frauen auszuwählen und mit ihnen in das Gebirge des Westens zu wandern. Dort, das war schon lange bekannt, befand sich ein irdischer Sitz der Götter. Sie wollte dort eine Zeit des Gebets und der Me ditation verbringen, um den Göttern ihre Dankbarkeit zu erweisen. Es war eine lange Reise, doch die Frauen waren frohen Mutes. Sie gestatteten keinem Mann, sie zu begleiten. Erst nach fünf mal 37 Tagen kehrten sie zurück, ein wenig abgezehrt, aber wohlauf. In der Öffentlichkeit erzählten sie nicht, was sie dort im Gebirge getan hatten.
    Aber von da an wurden jedes Jahr auserwählte Priesteranwärterrinnen in das Gebirge geschickt, um das begonnene Werk - nämlich die Aufzeichnung der tazolischen Geschichte - fortzuführen. Darüber hinaus opferten sie dort den Göttern und tanzten unter den Sternen, um das Leben der Tazolen zu erleichtern und zu sichern.
    Nach dieser geistigen Anstrengung wandte Isho sich weltlichen Dingen zu. Wie jeder anderen Hohepriesterin standen ihr einige Männer zu, die sie selbst auswählte. Isho wusste, dass ihre Ahnen nie weniger als zehn, meistens eher zwanzig Männer in ihren Haushalt aufgenommen hatten. Sie aber wollte von Anfang an nur zwei - Gor und Kif, die besonders edel und von kräftigem Wuchs waren, denn sie stammten ebenfalls von dem Geschlecht der Hohepriesterrinnen ab. Gor und Kif verehrten Isho und lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Über lange Zeit hinweg waren sie untröstlich, weil sie nur Sinn für das Geistige hatte, doch sie übten sich in Geduld und ließen sich ihren Kummer nie anmerken. Isho liebte sie beide, und sie dachte nach ihrer Rückkehr von den Bergen sehr lange darüber nach, wer der Vater ihres Kindes werden sollte. Da sie nie um einen Mann kämpfen musste und in weltlichen Dingen völlig unerfahren war, beging sie den Fehler, den Favoriten zu benennen.
    Sie verkündete ihre Entscheidung strahlend und voller Vorfreude und erwartete dieselbe Reaktion von den beiden Männern: „Kif soll der Vater meiner Kinder werden!"
    Die Freude blieb allein auf ihrer Seite. Die Männer sahen sie entgeistert an, und Gors Haut um den lippenlosen Mund wurde sehr dunkel. „Weshalb nicht ich?" fragte er. Isho war so verblüfft, dass ihr für einen Moment nichts dazu einfiel. Dann sagte sie: „Es kann nur einer Vater werden ..."
    „Und weshalb nicht ich?" wiederholte Gor. „Was ist schlechter an mir als an Kif?"
    „Nichts, ich musste doch nur ..." Kif sagte zuerst gar nichts. Er versuchte immer noch, die Neuigkeit zu verdauen. Außerdem verstand er Gors Zorn nicht. „Isho meint doch nur das erste Kind", meinte er. „Das zweite Kind wird selbstverständlich deines sein, Gor."
    „Sie sagte aber: meiner Kinder!" widersprach Gor heftig. „Gor, weshalb bist du so zornig?" fragte Isho verzweifelt. „Deshalb liebe ich dich nicht weniger. Es war eine schwere Entscheidung, aber du musst doch verstehen, dass ich nur das Beste für..."
    „Das reicht!" brüllte Gor. „Du hast uns alle getäuscht, Isho, du bist nicht gerecht! Vielleicht bist du vom Wahn sinn besessen, denn das ist nicht der Götterwillen! Kif ist nicht besser als ich!" Isho zuckte zusammen. Sie hoffte, dass niemand diese hässliche Szene draußen hörte; doch normalerweise respektierte man die abendliche Ruhezeit und hielt sich von ihrem Domizil fern. Isho hatte diesen Moment als den richtigen angesehen, etwas so Intimes mit ihren Männern zu besprechen.
    Und jetzt war sie besorgt, dass jemand etwas von diesem Streit mitbekommen könnte - dabei wäre vielleicht genau das, eine plötzliche Einmischung, ihre Lebensrettung gewesen. Kif versuchte, beruhigend auf Gor einzureden, doch der schäumte im wahrsten Sinne des Wortes vor Zorn. Auf seiner Haut hatte sich gelblicher Schaum gebildet, der ihn bald ganz bedeckte und noch zu Boden troff. Gor lief in den Werkzeugraum gleich neben der Speisekammer; blind vor Wut, packte

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