1969 - Grausame Götter
einer Dummheit aufs Spiel, Benostrian?" erkundigte sich Lobon sanft. „Was ich tat, geschah nicht aus Übermut, sondern aus Forschungsdrang, mein Scoctore" ,rechtfertigte sich Benostrian. „Ich war der Initiator, Genemendevo und Ringoradet wurden von mir zu dieser Tat verführt. Sie wissen nicht, was sie taten."
„Doch, das wussten wir!" Einer der Jungen trat vor, und der andere tat es ihm gleich. Als Lobon ihnen in die Augen blickte, sah er darin ein wildes Feuer lodern.
Der zweite ergriff das Wort und fügte hinzu: „Und wir bereuen nichts. Was wir dank Benostrian zu sehen bekamen, ist es sogar wert, das Leben dafür zu geben." Lobon wandte sich erwartungsvoll wieder Benostrian zu: „Was hast du den beiden Jungen gezeigt?" Als Benostrian antwortete, da erwachte auch in seinen Augen das Lodern einer eigenartigen Leidenschaft. Er sagte: „Ich habe ein kosmisches Leuchtfeuer entdeckt, das im Hyperspektrum stärker als alle anderen kosmischen Objekte strahlt. Ja, stärker als die Galaxis Yeguenol selbst, in deren Peripherie diese Hyperquelle angesiedelt ist. Es ist von solcher Urgewalt, wie es eigentlich nur der Mittelpunkt des Universums sein kann - oder der Sitz der Götter ..."
„Versündige dich nicht, Benostrian!" ermahnte Lobon aro Vish. „Man beschwört die Götter nicht leichtfertig."
„Ich bin keineswegs leichtfertig, mein Scoctore", sagte Benostrian leidenschaftlich. „Ich bin abgeklärt genug, um sehr vorsichtig zu sein. Aber ich versichere dir, wenn du diesen Hyperstrahler mit eigenen Augen sehen könntest, dann musst selbst du, der du Umgang mit den Göttern hast, ins Schwärmen kommen. Es ist unglaublich, einzigartig, phänomenal... Mir fehlen die Worte, dieses Ereignis zu beschreiben."
„Wieso kann man dieses unglaubliche kosmische Leuchtfeuer denn nicht im normalen Spektrum sehen?"
„Weil das Licht von der Galaxis Yeguenol Vier Millionen Jahre benötigt um uns zu erreichen, und es damals wohl noch nicht existiert hat", erklärte Benostrian mit leichtem Unbehagen. „Im Hyperspektrum spielt der Zeitfaktor jedoch keine Rolle ..."
„Ja, ja, schon gut", unterbrach Lobon ihn, als er merkte, welche Blöße er sich durch seine Unwissenheit gab; es war für ihn noch keine Selbstverständlichkeit, in hyperphysikalischen Maßstäben zu denken. Er versprach: „Ich werde es mir ansehen".
Der Scoctore besprach sich danach mit den drei „Sündern" und trat dann Mash Giorossatako entgegen. Er erklärte dem urungabischen Kommandanten, dass er die drei Schuldigen zwar gefunden habe, er für die Festsetzung des Strafmaßes jedoch ihre Tat rekonstruieren lassen müsse.
Mash Giorossatako war von einer solchen umständlichen Prozedur zwar nicht begeistert, aber da er wusste, dass den Tazolen sehr viel an Ritualen lag, gab er sein Einverständnis. Benostrian und die beiden jungen Tazolen machten sich umgehend ans Werk. Die diensthabenden Urungaber ließen ihnen auf Befehl des Kommandanten völlige Handlungsfreiheit an den Hypergeräten. Die vier Tazolen bedienten die Schaltanlagen der Ortungsgeräte mit einer Sicherheit, um die Lobon sie beneidete.
Der Scoctore betrachtete die Batterie von Ortungsschirmen gespannt. Auf ihnen wechselten die Bilder ständig. Eigentlich waren es keine Bilder, sondern lediglich grafisch aufgelöste Reflexionen von Vorgängen in der fünften Dimension. Für Lobon aro Vish waren diese Hyperechos nichtssagend, aber immerhin erkannte er, dass die Ortungsgeräte beim Aufspüren des gesuchten Objekts einen Streifzug durch kosmische Bereiche machten. Dem Scoctoren entging auch nicht, dass einige aus der urungabischen Mannschaft immer unruhiger wurden und Mash Giorossatako durch warnende Zeichen auf sich aufmerksam zu machen versuchten. Doch als der Kommandant dies begriff, war es bereits zu spät, um den drei Tazolen Einhalt zu gebieten.
Sie hatten das kosmische Leuchtfeuer wiedergefunden, und nun leuchtete es von allen Ortungsschirmen in unterschiedlichen Auflösungen und in verschiedenen Spektralanalysen. Doch blieb dieses unglaublich intensiv strahlende Fanal in allen Bereichen, in allen aufgezeigten Auflösungen ein einzigartiger, phänomenaler Anblick...
Auch Lobon aro Vish fehlten die Worte zu beschreiben, welchen Eindruck der Anblick dieses kosmischen Leuchtfeuers auf ihn machte. Die synchron dazu ausgegebenen Werte wiesen aus, dass es sich um einen örtlich eng begrenzten Hyperstrahler von einer Stärke handelte, wie ihn normalerweise nur' millionenfach größere
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