1969 - Grausame Götter
geschworen hatte...
Ein knallendes Geräusch hallte durch das Bad und riss ihn aus seiner Trance. Dabei entfiel ihm sein Liandos und wurde weggeschwemmt. Jemand schaltete die Düsen ab, und Lobon fühlte sich schutzlos und verletzlich. Als Lobon aro Vish die' Augen öffnete, sah er über sich ein rundliches Gesicht mit einem Rüssel. Es war Mash Giorossatako, der urungabische Kommandant der Weltraumstation. Der Stützpunkt in den Tiefen des Raumes, Hunderte Lichtjahre fern der Heimat Tazolar, besaß eine gemischte Mannschaft aus Tazolen und Urungabern. Die Tazolen waren zur Schulung im Umgang mit fünfdimensionalen Kräften hier. „Ich wüsste nicht, dass ich dich eingeladen habe, mit mir ein Bad zu nehmen", sagte Lobon aro Vish mit nur mühsam unterdrücktem Zorn. „Jemand hat die Hyperortung manipuliert!" herrschte der Urungaber den Scoctoren aufgebracht an; sein Gesicht zeigte gelbe Flecken, untrügliches Zeichen für höchste Aufregung. „Die linkische Handhabung beweist, dass es nur einer von euch Tazolen gewesen sein kann. Ich habe die unsachgemäße Bedienung der Hypergeräte ausdrücklich verboten."
„Ich werde den Schuldigen ausfindig machen und mit der Silengis züchtigen", sagte Lobon aro Vish, während er sich vor den Augen des Urungabers ungeniert sein Untergewand anzog. „Wie groß ist der angerichtete Schaden?"
„Zum Glück ist nichts passiert, aber... Ich erwarte auch von euch Disziplin und Gehorsam und die strikte Einhaltung meiner Befehle." Lobon schlüpfte wortlos in die Uniform, die zu tragen ihnen die Urungaber vorschrieben. In den Augen der „Säcke", wie die Tazolen die Urungaber unter sich boshaft nannten, waren die auf der Station Dienst tuenden Tazolen nichts weiter als Söldner, die für den Ernstfall, eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Voranesen, geschult wurden.
Lobon folgte Mash Giorossatako in die Hauptzentrale, wo er sich davon überzeugen konnte, dass eine Reihe von Hypergeräten völlig unsinnige Einstellungen aufwiesen. Selbst ihm als hyperphysikalischem Noch-Laien war klar, dass diese nur von einem Tazolen vorgenommen worden sein konnten. Die Hyperortungsgeräte waren alle auf einen lichtjahreweiten Grenzabschnitt des Voranesen-Imperiums ausgerichtet gewesen, der bei einer möglichen Auseinandersetzung mit den Echsenwesen zur Front werden konnte. Jetzt stimmte keiner der ursprünglichen Parameter mehr, die Hyperortung lieferte völlig nutzlose Ergebnisse. „Erlaube mir, Mash, dass ich die Sache mit meinen Leuten ohne Einmischung der Urungaber regle", bat der Scoctore. „Ich würde in Anwesenheit Ungläubiger kein Schuldbekenntnis bekommen."
„Aber gewiss, Lobon mach wie du meinst. Nur finde den Schuldigen. Und bestrafe Ihn hart. Am besten mit Elcoxol-Entzug." Lobon aro Vish wusste, dass Mash Giorossatako den allgemeinen Gemeinschaftsraum überwachen ließ, um so stets die Kontrolle auch über die eigenen Leute zu haben. Darum versammelte er seine Leute in der Badesektion für Tazolen, die sie sich selbst nach ihren Bedürfnissen eingerichtet hatten. Auf dem Fort taten 230 Tazolen Dienst, sie alle folgten Lobons Aufruf zu diesem Disziplinarverfahren.
Lobon hielt statt seines Liandos eine Silengis und spielte vielsagend mit ihr. Es handelte sich um ein modernes Modell, eine Peitsche, die Elektroschläge verteilte und auf der empfindlichen Haut von Tazolen schmerzhafte Irritationen verursachte. Er erzählte, was vorgefallen war. „Wir sind hier unter uns, kein Urungaber kann uns beobachten oder abhören", fügte er dann hinzu. „Ich möchte, dass sich der Schuldige stellt. Ich möchte von ihm erfahren, warum er eine solche Sabotage betrieben hat, die keinen Sinn zu ergeben scheint. Wir sind hier, um zu lernen, nicht um die Urungaber zu ärgern. Ich frage euch: Wer hat den Urungabern diesen dummen Streich gespielt?"
Lobon aro Vish ließ seinen Blick ruhig über die dichtgedrängten Reihen der Versammelten gleiten; er hatte keinerlei Zweifel, dass der Schuldige sich stellen würde. In die Versammelten kamen Unruhe und Bewegung, als drei Männer sich einen Weg ins Freie bahnten und vor Lobon aro Vish Aufstellung nahmen. Zwei davon waren noch sehr jung und Lobon namentlich unbekannt, der dritte war über zwei. hundert Jahre alt und gehörte der privilegierten Kaste der Wissenschaftler an. Er hieß Benostrian und durchschaute die Geheimnisse des Hyperraumes wie kein anderer aus Lobons Mannschaft. „Wieso setzt du deine Karriere und ein langes Leben mit so
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