197 - Der Geist im Kristall
er den Sil von sich.
Grao’sil’aana schlidderte an Est’lun’bowaan und Liob’lan’taraasis vorbei und prallte gegen einen der Lunsteine.
Ohne ihn weiter zu beachten, trat der Sol vor den Kristall.
Seine Echsenpranken drückten sich an den Stein.
Grao’sil’aana richtete sich verwirrt auf. Seine Kehle brannte und seine Glieder schmerzten. Er zog sich an dem Lunstein hoch und taumelte gegen die Wand. Hilflos schaute er zu, wie der Sol den Kristall aktivierte. Die beiden anderen standen ihm zur Seite.
Waren denn alle verrückt geworden? Oder steckte gar der Finder hinter dem, was hier geschah? Reichte seine Macht bereits bis in die Höhle des Sol?
Grao’sil’aana ordnete seine Gedanken, bis er ein klares Konzept von dem hatte, was zu tun notwendig war. Innerhalb weniger Sekunden organisierte er seinen Wirtskörper neu.
Baute an den schmerzenden Körperteilen Schuppen auf und konzentrierte sich mental auf seine Kräfte. Er würde die Daa’muren zum Wandler führen. Aber vorher würde er den Geist von Jeecob’smeis auslöschen.
Grao’sil’aana bückte sich kurz und umklammerte einen Stein der Lun. Mit der Kraft seines Wirtskörpers riss er den Stein aus dem Boden. Dann richtete er sich auf und lief los, über dem Kopf der dunkle Quader.
Als sie den Sil mit dem mächtigen Steinbrocken auf sich zu stürzen sahen, wichen Est’lun’bowaan und Liob’lan’taraasis erschrocken zurück.
Der Sol aber blieb, wo er war. Kaum wahrnehmbar glitt eine seiner Klauen in sein Schuppenkleid und zog den Kristallsplitter hervor.
Er schleuderte ihn Grao’sil’aana entgegen. Der Daa’mure versuchte der Waffe auszuweichen und strauchelte. Der Stein entglitt seinen Händen. Krachend fiel er zu Boden.
Staubwolken von zerborstenem Gestein wirbelten auf.
Grao’sil’aana starrte gebannt auf den Kristallsplitter, der vor seinem Gesicht schwebte. Er war bewegungsunfähig. Seine mentale Kraft reichte nicht aus, sich von dem Splitter zu lösen.
Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme des Sol: (Du weißt, was geschieht, wenn du meine Waffe berührst, Grao’sil’aana.)
***
Professor Dr. Jacob Smythe spürte die Aura des Sol. Es war also so weit. Der Führer der Daa’muren hatte sich entschieden!
Würde er auf seine Forderungen eingehen? Smythe fieberte seiner Antwort entgegen.
(Jeecob’smeis, ich werde dich…)
Dann – Stille.
Der Kontakt zu Ora’sol’guudo war plötzlich abgebrochen.
Smythe lauschte angestrengt. Erleichtert stellte er fest, dass sein Kristall noch aktiviert war. Doch irgendetwas schien den Sol abgelenkt zu haben. Was es war, das konnte der Professor nicht erkennen. Das Einzige, was er noch schwach wahrnahm, waren die Auren von Liob’lan’taraasis und Est’lun’bowaan.
Sie schienen beunruhigt und aufgewühlt.
Smythe richtete seine Konzentration auf die Daa’murin.
Jetzt wurden die Eindrücke stärker: Von Taraasis ging eine aufgeregte Spannung aus, als erwarte sie ein freudiges Ereignis. Und anscheinend erfüllten sich gerade in diesem Augenblick ihre Erwartungen: Zufriedene Erleichterung perlte von ihrer Aura wie die Tropfen eines erfrischenden Sommerregens.
Was war geschehen? Doch Smythe kam nicht mehr dazu, darüber nachzugrübeln. Ora’sol’guudo war wieder bei ihm.
Und der Professor schenkte ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit. (Wie habt ihr euch entschieden?) (Wir haben zu wenig Zeit, nach einem geeigneten Wirtskörper für dich zu suchen, Jeecob’smeis! Ich werde dich in mir aufnehmen), ließ der Sol ihn wissen.
Für einen Augenblick krampfte sich Smythe Aura zusammen. Der Gedanke, Bestandteil von Ora’sol’guudos defektem Gehirn zu werden, gefiel ihm nicht. Aber hatte er eine Wahl? Er musste eben rasch dafür sorgen, dass der Sol seinen Wirtskörper wechselte!
Ora’sol’guudo bemerkte, dass der Geist in der Kristallhülle zögerte. (Hast du irgendwelche Einwände?) Smythe nahm sich zusammen. (Wie könnte ich? Du bist der Sol! Bringen wir es hinter uns.) Das hier war zwar keine ideale Gelegenheit, wieder im Weltgeschehen mitzumischen, aber für den Moment die einzige.
Der Geist des Sol tauchte in den Kristall. Smythe spürte, wie er in seine Gedanken drang. Tausend Nadeln schienen sich in sein imaginäres Hirn zu bohren. Ein Feuerwerk von Blitzen und Lichtfunken ging los, als seine Aura und mit der des Sol verschmolz.
Plötzlich war es finster. Jacob Smythe schien ins Bodenlose zu stürzen. Aber es fühlte sich nicht an wie sonst, wenn die Daa’muren ihn
Weitere Kostenlose Bücher