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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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aus dem Dämmerschlaf weckten.
    Angst erfüllte ihn. Würde er sich auflösen in der Schmelze?
    Würde er auf hartem Grund zerschmettern? Ein Rauschen war in seinen Ohren.
    Smythe stutzte. Seine Ohren? Tatsächlich spürte er um sein Denken herum einen Schädel mit Stirn, Augen, Mund und Ohren. Aber er fiel immer noch. Heiße Wände umschlangen ihn. Seine Füße prallten auf harten Boden. Ihm wurde speiübel.
    Er taumelte und fing sich wieder. Formen und Farben zerflossen vor seinen Augen und schwappten wieder zusammen.
    Schließlich wurde es still in seinem Kopf, und die Übelkeit verflog. Sein Blick erfasste klare Konturen, aus denen sich schließlich zwei Gestalten lösten.
    Es waren schuppige Echsenwesen, die da auf ihn zukamen.
    »Geht es dir gut, mein Sol?«
    Smythe erkannte Bowaan, der dicht vor ihm stand. Hinter ihm entdeckte er die Daa’murin. Sie erschien ihm das Schönste zu sein, was er seit ewigen Zeiten gesehen hatte. Er wollte zu ihr, sie anfassen, ihren Körper berühren. Aber weder Füße noch Arme gehorchten ihm. Jemand anderes steuerte seinen Körper.
    (Nicht jetzt, Jeecob’smeis! Wir haben Wichtigeres zu tun!) Smythe war überrascht. So hatte er sich seine neue Freiheit nicht vorgestellt! Gleichzeitig war er überwältigt von den Eindrücken, die die Sinne des Wirtskörpers ihm vermittelten.
    Der Geruch von Erde und feuchten Steinen stieg ihm in die Nase. Ein Luftzug streichelte seine Schuppenhaut. Er fühlte die Wärme unter seinen Füßen, die der dunkle Boden abstrahlte.
    Funkelnde Kristallreihen ragten aus ihm.
    Er sog jede Bewegung der anderen Daa’muren in sich auf.
    Und was tat das Echsenwesen, das dort reglos hinter Taraasis stand? Leider konnte er sein Blickfeld nicht ändern. So sah er nur einen Teil des sehnigen Schuppenkörpers. Aber den faustgroßen Splitter, der in der Luft schwebte, den sah er gut.
    Es musste die Waffe des Sol sein. Sie summte. Aus dem Kristall flirrte ein gleißendes Licht. Der Sol hatte sie also umgebaut! Ob sie wohl Stromstöße abgab, wie Smythe es ihm vorgeschlagen hatte?
    »Geht es dir gut?«, wiederholte Est’lun’bowaan seine Frage.
    Seine grauen Augen schoben sich vor Smythes Gesicht. Er wollte antworten, aber der Sol kam ihm zuvor.
    »Ja, es geht mir gut. Jeecob’smeis ist bei mir!«
    Ora’sol’guudo setzte sich in Bewegung. Smythe hatte das Gefühl, in einer Ganzkörpermaschine zu sein. Nicht er näherte sich dem reglosen Daa’muren vor dem Kristallsplitter, sondern der Daa’mure schien auf ihn zuzugleiten.
    Plötzlich vernahm er ein schwaches Rufen. (Mein Sol, ich habe Nachricht für dich!) Jemand nahm mental Kontakt mit ihnen auf.
    (Ich höre dich, Thgáan!), antwortete der Sol.
    Wer oder was war nun wieder Thgáan? Smythe hatte die Frage kaum fertig gedacht, da erschien das Bild eines großen Todesrochens vor seinem inneren Auge.
    (Mefju’drex ist am Kratersee. Er hat das Innere des Wandlers betreten!)
    Smythe konnte nicht fassen, was er da hörte. Commander Matthew Drax war hier! Würde er diesen Mistkerl denn niemals loswerden? Was für ein scheiß Spiel veranstaltete das Schicksal mit ihm?!
    Der Wirtskörper des Sol vibrierte. Sein Atem wurde schneller. Erstaunt registrierte Smythe das erste Mal, dass der Echsenkörper über zwei Herzen verfügte. Beide trommelten wild gegen die Brust.
    (Weißt du, was er vorhat?)
    (Ich habe seine Signatur erst erkannt, nachdem er schon im Felsen verschwunden war. Aber die Logik legt nahe, dass er dem Wandler schaden will, vielleicht sogar ihn töten.
    Ansonsten würde er das Risiko kaum eingehen.) Smythe konnte sein Glück kaum fassen. Er jubelte innerlich.
    Wunderbar! Da kam dieser verfluchte Drax nicht nur vorbei, um den Wandler für ihn zu erledigen, sondern er lieferte sich dabei auch noch selbst ans Messer. Schien so, als meinte das Schicksal es doch gut mit Professor Dr. Jacob Smythe
    ***
    Der Wandler spürte die fremde Berührung in seinem Herzen.
    Es war Mefju’drex’. Seine Hand – die linke – lag auf einem der uralten Kristalle. Sie fühlte sich kalt an.
    Noch nie hatte irgendein Wesen sein Innerstes betreten oder gar berührt. Die Öffnungen zum Kristallsaal waren selbst während seines Äonen dauernden Schlafes geschlossen geblieben. Aber bei diesen Menschenwesen musste er eine Ausnahme machen. Zu wichtig war ihre Verbindung zum Finder, zu groß die Chance, über sie an den Feind heranzukommen.
    Die Neugierde und die Emotionen, zu denen diese kleinen Erdenwesen fähig waren, gefielen

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