1970 - Hiobsbotschaft
Ferntriebwerken zu finden, von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Das wiederum bedeutete für die Nation Alashan, dass alle zweihunderttausend Einwohner umkommen mussten, wenn nicht noch eine Art Wunder geschah. Das Wunder hatte immerhin fast ein Jahr Zeit, um sich einzustellen. Der Kalender sprang wieder um.
Man schrieb den 20. September, als die ersten ernsthaften Pläne entwickelt und wieder verworfen wurden. „Wir haben die GOOD HOPE In", sagte der Bürgermeister zu seinem Beraterstab, zu dem sich Gia de Moleon und einige führende Besatzungsmitglieder der GOOD HO PE III gesellt hatten, „und wir haben die ALVAREZ, die momentan mit bekanntem Auftrag in DaGlausch unterwegs ist. Es müsste möglich sein, die beiden Raumschiffe umzubauen. Ihre Triebwerke müssten mit ein bisschen Glück - bis zur Nachbargalaxis Rokantara durchhalten."
„Die GOOD HO PE vielleicht", sagte einer der Berater, „aber die ALVAREZ nie und nimmer. Niemals könnte sie die 1,4 Millionen Lichtjahre durchhalten, auch bei aller technischen Aufrüstung nicht." Zähneknirschend musste Stendal Navajo das einsehen. Er warf einen Blick zu Gia de Moleon hinüber und glaubte, ein feines Lächeln auf ihrem Gesicht zu entdecken. Und das in der jetzigen Situation! Seine Gedanken klammerten sich weiter an die beiden Alashan-Schiffe. Die ALVAREZ war zwar momentan nicht erreichbar, doch mit ihrer Rückkehr wurde bald gerechnet - jedenfalls lange vor der angekündigten Apokalypse.
Allerdings konnte ihr in den Tiefen von DaGlausch alles Mögliche passieren. Es war daher realistisch, sich auf die GOOD HO PE In zu konzentrieren und mit ihr Pläne zu machen. Langsam nahm in den Gedanken des Bürgermeisters solch ein Plan Formen an. Es war ein durch und durch phan - tastischer Plan, aber nichts konnte in dieser Situation phantastisch genug sein. „Wir haben momentan nur die GOOD HOPE III", sagte er. „Sie könnte Rokantara erreichen, aber sie hat natürlich viel zuwenig Aufnahmefähigkeit für alle zweihunderttausend Bürger der Nation. Aber was, wenn wir um die Kugelhülle der GOOD HOPE einige zusätzliche Kugelschalen in Leichtbauweise herumzögen? Technisch ist das machbar. Diese Kugelschalen müssten als reine Wohn- und Versorgungsfläche benutzt werden, im Gegensatz zu den bisherigen Decks des Schiffes, die mit Maschinenblöcken, Ausrüstung und so weiter vollgestopft sind."
„Du sprichst in Rätseln", kam es von Gia de Moleon. „Bitte erklär uns deine wahnwitzige Absicht besser." Navajo beugte sich vor und sah ihr in die Augen. „Sind wir einer Meinung, dass es hier um das Wohl der Nation Alashan geht, Gia?" fragte er. „Natürlich!"
„Dann lass uns unsere persönlichen Streitereien später an einem anderen Ort austragen!"
„Einverstanden", sagte sie nüchtern. Stendal Navajo atmete tief aus. „Na gut, fahren wir fort. Ich lege pro Alashan-Einwohner einen Platzbedarf von fünf Quadratmetern zugrunde.„„Fünf Quadratmeter?" fragte eine Frau. „Das ist ja wohl ein Witz!". „Keineswegs, es geht ja nur um ein paar Tage Flug. In diesen fünf Quadratmetern sind die reine Wohnfläche und der Platzbedarf für Nahrung, komprimierte Atemluft und so weiter enthalten. Es wären also zusätzlich zu dem, was die GOOD HOPE III an sich befördern kann, rund eine Million Quadratmeter Fläche bei drei Metern Höhe nötig, um alle Einwohner Alashans zu transportieren."
„Es ist eine einfache Rechnung", sagte Tuck Mergenburgh, der Cheftechniker der GOOD HOPE III. „Die Oberfläche einer Kugelschale berechnet sich mit Ogleich vier mal Pi mal den Radius im Quadrat. Die GOOD HOPE durchmisst 120 Meter, der Radius beträgt also sechzig Meter. - Ich verstehe dich doch richtig: Du willst ein zusätzliches reines Wohndeck von drei Metern Höhe um die Hülle herumziehen. Die bisherige Außenhülle wird dann sozusagen der Fußboden dieser neuen Schicht."
„Ich stelle eine Überlegung zur Diskussion", sagte Navajo, „mehr nicht. Es darf keine unmöglichen Pläne mehr geben, alles muss geprüft werden."
„Jaja, schon gut", sagte Mergenburgh. „Die Oberfläche der GOOD HOPE-Kugelschale beträgt also vier mal 3,14 mal sechzig zum Quadrat das ergibt ... wieviel, Syntron?" fragte er in den Raum. „... genau 45.216 Quadratmeter", meldete die Kunststimme der TLD-Syntronik, die dem Gespräch zugeschaltet worden war. „Das aber nur unter der Annahme, dass Pi mit einem reduzierten Wert angegeben wird. Ansonsten würde sich die Zahl der Quadratmeter auf einen
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