1970 - Hiobsbotschaft
theoretisch in einer Stunde hier sein, und sie. verfügt über wirkungsvolle Waffen."
„So weit reicht in DaGlausch angesichts der hyperphysikalischen Zustände kein ordentlicher Hyperfunkruf", sagte der Cheffunker. „Es sind fast 1600 Lichtjahre!"
„Das weiß ich selbst", erwiderte der Kommandant. „Aber wir müssen es wenigstens versuchen!"
„Ich bin dafür", sagte Pira. „Zu verlieren haben wir nichts."„Ebenfalls dafür", kam es von Kreiloz. Foo Monitor zuckte mit den Achseln und' nickte. Auch die restlichen Mitglieder der Zentralebesatzung wollten den Versuch wagen. Jacho Hornung erteilte dem Cheffunker den Befehl, den SOS-Ruf an Alashan abzustrahlen. „Und jetzt spreche ich mit den Hamaraden" ,entschied der Kommandant. „Es geht darum, Zeit zu gewinnen. Je länger wir sie hinhalten können, desto besser sind unsere Chancen, dass Hilfe kommt." Dabei war ihm völlig klar, wie gering diese Hoffnung war. Es musste schon ein Wunder geschehen, wenn der Hilferuf bis nach Thorrim gelangte; Wunder passierten aber nicht auf Bestellung. „Die Hamaraden antworten", sagte der Funker. „Sie halten unseren Kontaktversuch für die Kapitulation. Wir sollen den Schutz schirm ausschalten und das Schiff verlassen."
„Gib mir diesen Lugrea auf meinen Schirm!" sagte Hornung. „Ich will selbst mit dem Froschgesicht reden." Sekunden später blickte ihm das „Froschgesicht" des gegnerischen Kommandanten dreidimensional entgegen. Hornung starrte ihn einige Augenblicke lang an; er wusste, dass er auf den Hamaraden sehr fremdartig wirken musste. Die Terraner waren in DaGlausch nach wie vor nicht allgemein bekannt. Dann sagte er: „Wir sind bereit zu verhandeln, Kommandant Lugrea. Wir wissen, dass ihr in der Übermacht seid, aber wir kapitulieren nicht ohne Zusicherungen, dass uns nichts geschieht. Eher sterben wir."
„Dann sterbt!" sagte der Hamarade und schaltete sich aus der Verbindung. Fast im gleichen Moment eröffneten die Hamaraden das Feuer. Der erste Schuss fuhr in den Paratronschirm der ALVAREZ und' wurde in den Hyperraum abgeleitet. Das Ende schien unaufhaltsam zu sein. Alle hatten sich angeschnallt. Die ALVAREZ wurde schwer erschüttert. Der nächste Treffer schlug in den Schirm ein, dann der übernächste. Hornung hörte, wie jemand betete.
6.
Alashan
19. September 1290 NGZ
Die Stimmung in der Bevölkerung war furchtbar. Zwar war bisher keine Panik ausgebrochen, aber die Menschen standen nahe davor. Sie hatten innerhalb weniger Minuten ihre Zukunftshoffnungen und Visionen begraben und sich in den Stunden nach der Ansprache ihres Bürgermeisters mit dem Gedanken abfinden müssen, dass ihre Lebenszeit von nun an auf noch maximal ein Jahr terminiert war. Es war, als hätte man ihnen gesagt, dass sie an einer unheilbaren Krankheit litten und nur noch einige Monate zu leben hätten. Dabei war es zuerst wie ein Schock gewesen. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch. Stendal Navajo hatten ihnen versprochen, alles Menschenmögliche zu tun, um dem Superbeben zu entkommen. Aber jeder, der seine fünf Sinne beisammenhatte, wusste, wie unmöglich das war. Alashan besaß keine Mittel für eine Massenevakuierung.
Am Morgen des 19. September gingen viele Bürger nicht zu ihrer Arbeit. Die Lehrer in den Schulen waren damit überfordert, den Kindern ihre Fragen zu beantworten, was mit ihren Eltern los sei und warum viele von ihnen weinten. In den Familien, auf den Straßen, in den Büros und der Verwaltung - überall wurde heftig und teilweise kontrovers diskutiert. Jedder Colusha, der Staatssekretär im Ministerium für äußere Beziehungen, empfing eine Abordnung des Königs Corn Markée. Die Thorrimer hatten die Trividsendungen ihrer Nachbarn beobachtet und wollten jetzt genau wissen, was es mit dem Superbeben und der Voraussage der Bebenforscher auf sich hatte. Colusha war vollkommen überfordert und sagte ihnen zu, dass der Bürgermeister sich in dieser Sache mit ihrem König direkt in Verbindung setzen würde. Vielleicht war das sogar schon geschehen?
Jedder wusste nicht viel mehr als jeder andere Bürger, der die Ansprache ihres Bürgermeisters im Trivid mitbekommen hatte. Er hatte die halbe Nacht mit seiner Frau Dame diskutiert, während den Kindern die Situation noch gar nicht klargeworden war. So wie den Colushas erging es fast allen Familien in Alashan. Viele Kinder verstanden nicht, warum ihre Eltern so verzweifelt waren, und quälten sie mit ihren Fragen. Und dabei ging es doch um
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