Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1970 - Hiobsbotschaft

Titel: 1970 - Hiobsbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Thorrimer auftrat. „Oh, bitte, Papa", bettelte der inzwischen 13 Jahre alte Earth, „geh mit uns dorthin! Wir haben unsere Freunde so lange nicht mehr gesehen."
    „Ja, bitte", sagte auch seine jüngere Schwester. Jedder Colusha räusperte sich. Ihm entgingen nicht Darnes tadelnde Blicke. Jetzt war Diplomatie angesagt, und mit Diplomatie war er nach diesem Tag der Konferenzen und Auseinandersetzungen eigentlich bedient. „Also - vielleicht", sagte er. „Wenn eure Mutter einverstanden ist und wenn wir ihr köstliches Mahl gegessen haben. Es riecht ja wie im Himmel." Jedder hatte keine Ahnung, wie es im Himmel roch, aber auf Darne verfehlten seine Worte die Wirkung nicht. „Wenn es denn unbedingt sein muss ...", sagte sie, „und wenn du mir versprichst, mit den Kindern beizeiten wieder zu Hause zu sein, Jedder, dann trollt euch nach dem Abendessen. Ich hatte mir den Abend etwas familiärer vorgestellt, aber wenn der Wunsch der Kinder so groß ist ..."
    Er zog sie an sich und küsste sie. „Danke, mein Schatz. Hast du keine Lust, mitzukommen?"
    „Ich?" fragte sie, fast empört. „Es reicht, wenn ich mir den ganzen Tag über im Haus diesen Krach anhören muss. Nein, danke. Ich wünsche euch viel Spaß, aber ich verzichte gerne." Sie aßen. Was Darne zubereitet hatte, schmeckte wirklich ganz ausgezeichnet. Sie hatte ein Rezept benutzt, das sie angeblich noch von ihrer Mutter hatte und diese wieder von ihrer Mutter und so weiter: ein Nudelauflauf mit Gemüsen und Schinkenstückchen, Käse und Eiern, dazu köstliche Soßen. Es schmeckte einfach vortrefflich. Als Jedder satt war, hatte er eigentlich keine Lust mehr, mit seinen Sprösslingen in den Kosmos-Klub zu fahren, aber sie ließen nicht locker. „Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Darne?" fragte er seine Frau, als sie abmarschbereit vor der Tür standen. „Nun verschwindet schon", antwortete sie, „und bleibt mir nicht zu lange! Lasst mich an diesen letzten Tagen nicht länger als nötig allein!"
    „Bestimmt nicht", versprach Jedder.
    Dann schloss er die Tür hinter sich und den Kindern. Sie gingen zur nahen Rohrbahnstation und fuhren in die Innenstadt, wo sich der Kosmos-Klub nahe der Octavian-Wohnanlage befand. Jedder war seit längerer Zeit nicht mehr hier gewesen. Für ihn bedeutete der Besuch auch und vor allem, sich ein Bild von der Stimmung in der Stadt zu machen. An der Theke erfuhr man erfahrungsgemäß immer mehr als auf Konferenzen und Empfängen.
    Also verband er das Angenehme mit dem Nützlichen. Dass Darne partout nicht mitkommen wollte, tat ihm leid. Aber er würde sich in den nächsten Tagen für die Mühe, die sie sich gemacht hatte, schon noch revanchieren.
    Lara Jamirkis, die aufregende rothaarige Besitzerin des Klubs, empfing ihn mit einem Vurguzz, seinem Lieblingsgetränk. Die Preise für das grüne Getränk waren gestiegen; es gab keinen Nachschub aus der Milchstraße, und langsam gingen die Vorräte im TLD-Tower zur Neige. Es war damit zu rechnen, dass es bald „nachgemachten Vurguzz" geben würde. Jedder graute davor. China und Earth bekamen je einen Thorr-Drink, das derzeit angesagte Getränk vieler Jugendlicher, das von Thorrimern speziell für die Alashaner hergestellt wurde. Im Kosmos-Klub war es voll wie nicht anders zu erwarten. „Interkosmo" machten gerade eine Pause. „Nun, Jed?" fragte die Wirtin. „Was führt dich nach so langer Zeit wieder her?" Er seufzte und nahm einen Schluck. Dann grinste er über beide Backen. .„Ich wollte dich einmal wiedersehen, Lara." Sie boxte ihm in die Schulter und sagte: „Alter Schmeichler, du. Aber ich weiß schon: Deine Kinder wollten >Interkosmo< wieder einmal hören, und dich interessiert die Stimmung im gemeinen Volk."
    „Du hast mich durchschaut, Lara."Sie lachte und stellte ihm einen zweiten Vurguzz hin. In diesem Moment sprangen die Musiker auf die freischwebende Bühne und griffen nach ihren Instrumenten. Danach war für eine halbe Stunde keine Unterhaltung mehr möglich. Earth und China drängten sich nach vorne.
    Jedder wippte mit den Füßen und wartete darauf, dass mit der Vorstellung bald Schluss sein möge. Normalerweise hörte er „Interkosmo" ja auch gerne, aber jetzt ... Endlich taten ihm die Musiker den Gefallen. Nach dem Applaus war wieder eine Unterhaltung im Bereich des Möglichen. Jedder verwickelte den einen oder anderen an der Theke in ein Gespräch über die neuesten Nachrichten. Dabei stellte sich heraus, dass es zwei vorherrschende Meinungen

Weitere Kostenlose Bücher