Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1970 - Hiobsbotschaft

Titel: 1970 - Hiobsbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihre Zukunft, die der jungen und jüngsten Bürger von Alashan. Von ersten Selbstmorden war bereits die Rede - einsame Menschen, die weder Kinder noch Partner hatten, an die sie sich klammern konnten. Stendal Navajo wusste, dass man ihm dies zum Vorwurf machen würde. Aber er musste jetzt das sein, was er verabscheute: knallhart. Es ging um zweihunderttausend Menschen, nicht um wenige Opfer. Er hasste sich dafür, so denken zu müssen, doch es war ein Gebot der Logik.
    Gegen Mittag des Tages rief er eine Runde von Beratern zusammen und diskutierte mit ihnen die Lage. Das Fazit der Diskussion fasste er schließlich zusammen: „Es gibt im Moment nur einen denkbaren Ausweg: Wir müssen eines oder mehrere Raumschiffe mit genug freier Ladekapazität und Ferntriebwerken finden. Die Einwohner von Alashan müssen sich in die nächstgelegene Galaxis in Sicherheit bringen." Und das war die 1,4 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis Rokantara. Zwar umgaben zahlreiche Kugelsternhaufen die Doppelgalaxis aus DaGlausch und Salmenghest, doch man konnte davon ausgehen, dass die Kugelsternhaufen ebenso vom Superbeben betroffen sein würden wie die galaktischen Hauptebenen.
    Gegen Rokantara sprach lediglich, dass die Galaxis sich an jener Seite von DaGlausch befand, die von der Milchstraße abgewandt war. Die Entfernung zur eigentlichen Heimat wurde damit noch einmal größer.
    Für Rokantara sprach außer der „geringen" Entfernung, dass dorthin einst auch die legendären Bandaren verschwunden waren, die den Ring von Zophengorn erbaut hatten. Man konnte also davon ausgehen, dass dort auch annehmbare Lebensbedingungen herrschten. Nach der Sitzung begab sich Stendal Navajo mit einem Gleiter und Jedder Colusha als Begleiter nach Zortengaam und zum Regierungssitz König Corn Markées. Beide Terraner wurden sofort vorgelassen. Der König erwartete sie in seinem Prunksaal. Es entging Navajo nicht, dass die Thorrimer ihnen verstohlene Blicke zuwarfen, als sähen sie in ihnen den Keim allen Übels. „Ich gehe davon aus, dass du über die neueste Entwicklung informiert bist, König Markée", sagte der Bürgermeister nach den ersten Begrüßungen. „Dennoch halte ich es für meine Pflicht, dir persönlich Bericht zu erstatten."
    „Das ehrt dich, Stendal Navajo", sagte der Thorrimer. Navajo erklärte dem König noch einmal in allen Einzelheiten, worum es bei der Bedrohung ging. Sein kurzer Vortrag endete mit den Worten: „Wir sind übereingekommen, dass sich im Fall einer Gefahr jeder von uns selbst um eine Evakuierung seiner Leute kümmert. Ich frage dich, Corn Markée, ob das immer noch deine Meinung ist oder nicht."
    „Es ... es ist meine Meinung", sagte der Thorrimer-König mit erstaunlich fester Stimme. „Ich danke dir dafür, dass du zu mir gekommen bist. Aber was zu tun ist, werden wir selbst tun."
    „Ihr habt bessere Chancen als wir", gab Navajo zu. „Ihr verfügt über weit mehr Raumschiffe, die vielleicht nach der einen oder anderen Umrüstung die Nachbargalaxis erreichen können. Sollten wir euch dabei behilflich sein können, so lasst es uns wissen."
    „Ich danke dir nochmals", sagte der König. „Erweist mir die Ehre, euch vor eurem Abflug noch zu bewirten. Ihr seid echte Freunde, die nicht mit leerem Magen nach Hause zurückkehren sollen." Navajo und Colusha nahmen dankend an, obwohl ihnen der Sinn nicht gerade nach Festessen stand.
    Markée offenbar auch nicht, denn die Tafel war nicht so üppig gedeckt wie bei früheren Anlässen, und das Essen fand nur in kleinem Kreis statt.
    Nach einer Stunde befanden sich Stendal Navajo und Jedder Colusha auf dem Heimweg. „Welchen Eindruck hattest du von der Reaktion unserer Gastgeber, Jedder?" fragte Navajo. „Sie nahmen sich sehr zusammen", sagte der Thorrimer-Beauftragte und persönliche Bekannte des Königs. „In Wahrheit haben sie viel mehr Angst als wir. Aber es war wichtig, sie offiziell zu informieren."
    „Ja", sagte der Bürgermeister ge dehnt. „Das denke ich auch."
    Viele Menschen waren, je mehr Zeit sie hatten, um über ihre Lage nachzudenken, tödlich verzweifelt. Es gab in ganz DaGlausch keine Raumschiffe, die mehr als rund hunderttausend Lichtjahre am Stück zurücklegen konnten. Am weitesten entwickelt waren die Yachten der Bebenforscher, aber selbst die eigneten sich maximal für den Pendelverkehr zwischen DaGlausch und der ebenfalls dem Untergang geweihten Galaxis Salmenghest auf der anderen Seite des Kessels. Also waren alle Hoffnungen, Raumschiffe mit

Weitere Kostenlose Bücher