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1972 - Die Kosmische Fabrik

Titel: 1972 - Die Kosmische Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnte. Außer Beten vielleicht. Aber dazu liefen die Ereignisse einfach zu schnell ab.
    Aus der Akkretionsscheibe hatte sich vor wenigen Minuten eine riesige Plasmafontäne gelöst und raste schräg nach oben in einem gewaltigen Bogen Richtung Ereignishorizont. Sie kreuzte die Fluchtbahn unseres Schiffes. Mit ihr einher ging eine Hyperschockwelle, deren Spitze ebenfalls in unsere Richtung zielte. Für ein Ausweichmanöver blieb keine Zeit. Zudem hätte uns das den Traktorstrahlen der Kosmischen Fabrik endgültig ausgeliefert.
    Ich hielt die Luft an. Jeden Augenblick musste die Schockwelle das Schiff zerfetzen. Stattdessen schoss die Geschwindigkeitsanzeige nach oben. Ein Keil der hyperenergetischen Stoßfront streifte uns und warf das Hantelschiff wie einen Ball vor sich her. Einen Sekundenbruchteil später verschwand das diffuse Licht der Akkretionsscheibe vom Bildschirm und wich der Dunkelheit. Gerade so, als habe sich das Schiff in das Schwarze Loch gestürzt.
    Auf dem Panoramabildschirm blendete sich ein Fenster ein und zeigte die grelle Lichtfülle der Hypertakt-Tastung, welche diese zwölfhundertdreißigmal pro Sekunde bei ihrem Fast-Eintauchen in den Normalraum unternahm. Ich holte tief Luft.
    Wenige Minuten später kehrte das Schiff wieder vollständig in das Einsteinsche Kontinuum zurück. „Distanz neunhundertachtundneunzig Lichtjahre, drei Lichttage und zwei Lichtminuten", meldete SENECA. „Die Abweichung von den vorgesehenen Koordinaten des Fluchtpunktes beträgt rund zwei Lichtjahre."
    „Nächsten Notsprung über zweitausend Lichtjahre vorbereiten!" ordnete Perry an. Die Hypertakt-Taster arbeiteten auf Hochtouren.
    Jeden Augenblick rechneten wir mit dem Auftauchen der Kosmischen Fabrik.
    Es blieb aus. MATERIA kam nicht. Sie ließ uns ziehen und gab damit bereits zum zweiten Mal zu verstehen, dass sie eine deutlich wichtigere Aufgabe zu erfüllen hatte. Perry und ich sahen uns an. Wir kannten uns gut genug, um uns auch ohne Worte zu verständigen. Die Superintelligenz unbekannten Namens - war es nun ES oder nicht? Hielt sich noch immer unter dem Ereignishorizont des Dengejaa Uveso auf? Das Wissen darum würde unser weiteres Handeln bestimmen.
    Die Lagebesprechung dauerte nicht einmal zehn Minuten. Sie fand im hinteren Teil der Hauptleitzentrale statt. Alle Verantwortlichen nahmen an ihr teil. Nur Tautmo Aagenfelt ließ sich entschuldigen. Er würde später dazustoßen. Blo Rakane hatte für das Abwehrsystem der Kosmischen Fabrik einen Begriff geprägt. Er lautete POSD. Das war die Abkürzung für „punktorientierte Selektiv-Defensive". „Wir können MATERIA nicht mit konventionellen Mitteln angreifen", zog der Haluter ein erstes Fazit. „Es wäre uns vermutlich nicht einmal mit einer galaktischen Flotte möglich. Jemand, der winzige Entmaterialisationsfelder in großer Zahl und an beliebige Stellen projizieren kann, ist auch ohne Probleme in der Lage, zehntausend Schiffe in den Hyperraum zu schicken.
    Er nahm mir die Worte aus dem Mund. Vermutlich hätten wir nicht einmal mit der geballten Ladung des Arsenals der Macht etwas ausgerichtet.
    Unser Vorhaben war bereits gescheitert, ehe wir es richtig in Angriff nahmen. Um Perrys Mundwinkel erschien ein eigentümliches Lächeln, das ich nur zu gut kannte. Es tauchte immer dann auf, wenn er der Meinung war, dass es jetzt erst richtig losging. „Auch eine Kosmische Fabrik besitzt eine Achillesferse", sagte er. „Wir müssen sie nur finden. Selbst die PAN-THAU-RA hatte eine." Er sprach von dem einst gestrandeten Sporenschiff, in dem Laire, der einäugige Roboter der Kosmokraten, Gottheit gespielt hatte. In einem Kommandounternehmen hatten wir die PAN-THAU-RA erobert und den Umtrieben im Innern des 1126 Kilometer durchmessenden Gebildes ein Ende gesetzt. Und wir waren besagtem Roboter begegnet, dem die Loower einst ein Auge gestohlen hatten. Ausgerechnet das Auge, in dem sich die Technik für die Rückkehr hinter die Materiequellen befunden hatte. Das ist verdammt lang her, schoss es mir kurz durchs Hirn. Ich verscheuchte die Gedanken an die Vergangenheit. „Du hast völlig recht, Rhodan." Monkey schob sich an mir vorbei und trat vor Perry. „Am einfachsten wäre gewesen, die SOL hätte sich von MA-TERIA schlucken lassen. Allerdings wäre es wohl auf Kosten der Besatzung gegangen. Deshalb bevorzuge ich die kompliziertere Lösung."
    „Und wie sieht die aus?" fragte ich ziemlich laut. „Sollen wir uns als Korrago verkleiden und um Einlass bitten?"

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