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1973 - MATERIA

Titel: 1973 - MATERIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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obwohl ich davon absah, genauer zu scannen: Shabazza! Ich beherrschte mich. Rache war ein Gericht, das kalt verspeist werden musste. Atlan hatte mal behautet, diese Aussage gehe auf einen gewissen Napoleon In. zurück. Nun, der Alte musste es wissen; als „Beuteterraner" kannte er sich besser in der irdischen Geschichte aus als seine hassgeliebten Barbaren selbst. Der dritte Input schließlich ließ mich frösteln. Es handelte sich um ein mächtiges Gedankenfeld, dessen Intensität einen furchterregenden Nachhall hinterließ.
    Torr Samaho, der Befehlshaber MATERIAS, Shabazzas geheimnisvoller „Meister"? Auch bei ihm sah ich davon ab, in tiefere Gedankenschichten vorzudringen, beließ es bei einer Auswertung der ausströmenden Impulse, so dass ich nicht bemerkt werden konnte. Risikobereitschaft war eines, übertriebene Leichtsinnigkeit was anderes! Bemerkenswertes Triumvirat, das sich da zusammengefunden hat! dachte ich bitter. Ein Dreigestirn des Schreckens!
    Ich wusste, dass ich voreingenommen bewertete und vor allem von Shabazzas Aktionen geprägt war. Als Telepathen wurden mir allerdings im allgemeinen neben den vordergründigen, lautlos vorformulierten Gedanken der Oberfläche auch intuitiv die der tieferen Bewusstseinsschichten als grundsätzliches Individualmuster zugänglich, welche ein rasches Einschätzen zuließen. Sympathie und Antipathie waren für einen Telepathen eine Angelegenheit von Sekundenbruchteilen - während unsereins aber solche Einflüsse exakt zu deuten wusste, unterlag bei normalen Lebewesen diese Einschätzung dem Filter des Verstandes.
    Es hieß treffend, dass die ersten fünf Sekunden bei einer neuen Begegnung entschieden. Doch in den seltensten Fällen wurden solche Regungen beachtet. Sitten und Gebräuche, die Konventionen des Zusammenlebens, häufig verknüpft mit der zwanghaften Vorstellung, stets „gut miteinander auskommen" zu müssen, behielten die Oberhand, statt von vornherein für klare Verhältnisse zu sorgen. Wenn ich eines hasste, dann Heuchelei und Doppelzüngigkeit - selbst wenn es auf unbewusster Ebene ablief. Nicht zuletzt wurde so das latent paranormale Potential eines jeden Bewusstseins standhaft geleugnet. Insbesondere die Terraner, das wusste ich aus langer Beobachtung, waren Meister des Verdrängens. Häufig durchaus von Vorteil; nicht umsonst galten meine Freunde als tatkräftige Praktiker, als Leute, die zupackten und sich nicht unterkriegen ließen.
    In der Praxis lief es andererseits auch darauf hinaus, dass das Paranormale, wenn nicht vollständig ignoriert, so doch beiseite geschoben wurde.
    Welche Möglichkeiten könnten sich ihnen erschließen, wenn sie sich mehr auf das Geistige und Paranormale konzentrieren würden? Ich rief mich zur Ordnung. Das waren Träumereien. Sogar mir waren viele Aspekte meiner Gaben nur inituitiv zugänglich. Ich tat dieses oder jenes, erfasste hier oder dort etwas und wusste es einzuschätzen. Das Warum und Wie blieb außen vor. Für mich überwog die pragmatische Seite. Ein schmerzliches Lächeln: Vor langer Zeit hatte ich etliche Vorlesungen hochgebildeter Paraphysiker besucht. Hochgestochene, wortreich und fein formulierte Theorien, sicher äußerst intelligent und vermutlich sogar zutreffend - aber fern aller Praxis: Blinde, die Tauben erklärten, was Farben sind!
    Ich seufzte in Gedanken. Prickeln durchzog meine Finger und das Schwanzende. Langsam kehrte das Gefühl in den Körper zurück. Ungeduld durchzog mich, machte mich ganz kribbelig. Warum ging es nicht schneller?
    Die eingehenden Impulse wurden immer klarer; vermehrt konnte ich Einzelgedanken unterscheiden. Selbstverständlich Vordergründiges, in erster Linie. Hunger, Durst, Druck auf der Blase, Jucken im Nacken - Banalitäten, die das Leben viel mehr bestimmten, als sich die meisten eingestanden. Die Macht von Stamm- und Kleinhirn ließ sich nicht so ohne weiteres Überwinden, Reflexe, Hormone und dergleichen bestimmten sogar bei ausgeprägter Dominanz des Großhirns viele Handlungen des täglichen Lebens und damit die vordergründigen Gedanken!
    Ein Telepath musste deshalb diesen Wust entschlüsseln, auf das Maßgebliche reduzieren. Genaueres Erfassen beanspruchte beispielsweise natürlich mehr Zeit und Konzentration als die oberflächliche Impulsaufnahme. Es war verbunden mit einer Einstimmung auf die komplexen Muster und Bilder, die für jede Lebensform, für jedes Individuum ganz spezifisch waren. Bei Erstkontakten mit fremden Völkern war das mitunter

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