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1975 - Sonnenecho

Titel: 1975 - Sonnenecho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er einem tiefgläubigen Tazolen alles nimmt, was das Leben lebenswert macht? Wenn dieser Mann zwar weiterhin gezwungen ist, Elcoxol zu nehmen, dieses Lebenselixier auf ihn aber nicht mehr die gewünschte Wirkung hat. Ja, wenn es statt dessen seinen Leib weit über jedes erträgliche Maß aufquellen läßt und ihm Krämpfe und Leibschmerzen beschert. Was für ein Sinn soll darin liegen?"
    Norgo ro Yong machte eine Pause und krümmte wie zur Bestätigung seiner Worte seinen Körper zusammen. Nachdem er sich wieder etwas entspannt hatte, fuhr er fort: „Ich habe lange nachdenken müssen, bis mir die Eingebung eine mögliche Antwort beschert hat. Ich maßte erst deutlich erkennen, daß ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen, weswegen mich die Götter bestrafen könnten. Wenn das aber keine Strafe ist, so kann es dennoch schwerlich eine Gunst sein. Siechtum ist keine Belohnung, aber es kann sehr wohl der Läuterung und der Erlangung höherer Erkenntnisse dienen: Ich habe die einzige mögliche Erkenntnis gewonnen, daß die Götter mich für eine ungewöhnliche Aufgabe auserwählt haben. Sie wollen nichts anderes, als daß ich persönlich in den Sonnentresor einfliege und Gaintanu aus seinem Kerker befreie."
    Norgo ro Yong hatte sich während des Sprechens so sehr in blinden Eifer gesteigert, daß er jegliches Distanzgefühl vergaß und Dro ga Dremm immer näher rückte. Dem obersten Scoctoren wurde fast übel, als ihn der Atem ins Gesicht traf und der Gestank ihm die Atemwege blockierte. Erst als Dro ga Dremm sich angewidert abwandte und ihm mit einer Abwehrbewegung ins Gesicht schlug, zog sich Norgo ro Yong erschrocken zurück.
    Norgo ro Yong sabberte irgend etwas zur Entschuldigung und wischte sich Schleim von den aufgedunsenen Lippen.
    Widerwärtig! Dro ga Dremm wollte rasch zu einem Ende kommen. Was immer dieser Todgeweihte von ihm forderte, er wollte es ihm geben, um ihn loszuwerden.
    „Wieso glaubst du, Norgo ro Yong, daß die Götter ausgerechnet dir persönlich den Auftrag gegeben haben, Gaintanu zu befreien?" fragte Dro ga Dremm mit leichtem Unmut. „Sind wir nicht alle, Millionen und aber Millionen Gläubige, in dieser Mission nach Chearth gekommen?"
    „Wir wissen, daß es durch die Einmischung der Ungläubigen ein schwerer und langwieriger Prozeß sein wird, bis wir auf herkömmliche Weise ans Ziel gelangen können", antwortete Norgo ro Yong. „Das sehen wohl auch die Götter so, doch ist es ihr Wille, Gaintanu rasch zu sich holen zu lassen, damit er ihre Riege vervollständigt. Sie haben mir die Aussicht auf ein langes Leben genommen und mir nur eine einzige Chance zum Überleben gelassen: Ich muß Gaintanu befreien, um zum Dank von ihm Unsterblichkeit zu erhalten. Du siehst, mir bleibt keine andere Wahl, Dro ga Dremm. Um zu überleben, maß ich Gaintanu aus seinem Kerker holen."
    „So habe ich deine Situation noch gar nicht betrachtet", sagte Dro ga Dremm überlegend.
    Norgo ro Yong hatte wahrhaftig ein starkes Motiv, sich Gaintanus Freiheit zu wünschen. In seiner Verzweiflung redete er sich sogar ein, daß die Götter ihn als ihr Instrument auserwählt hatten. Wie auch immer: Selbst wenn purer Egoismus Norgo ro Yongs Antrieb war, sein Vorhaben hatte etwas für sich.
    „Hast du dir einen Plan zurechtgelegt, wie du das Unmögliche vollbringen könntest, Norgo ro Yong?"
    fragte Dro ga Dremm „Gib mit eine kleine Flotte, nicht mehr als fünfzig Schiffe!" bat Norgo ro Yong. „Diese genügen mir, um die schwersten Hürden zu nehmen. Ich werde die Siegel der Sonne Skoghal brechen und Gaintanu aus seinem Kerker holen."
    „Bist du dir im klaren, daß du und deine Leute auf euch selbst gestellt sein werdet?" sagte Dro ga Dremm eindringlich.
    Er wies jedoch nicht auf die zu erwartenden Widernisse hin, um Norgo ro Yong von seinem Vorhaben abzuhalten, sondern mehr um seinen Eifer zu schüren.
    „Von außen könnt ihr keine Hilfe erwarten, denn ihr werdet für lange Zeit im Sonnentresor völlig isoliert sein", erinnerte er den Fleischberg. „Hyperfunk ist in keine Richtung möglich. Auch werdet ihr den Viereinhalbraum nicht zur Überwindung der Distanzen nützen können. Der Flug durch die elementaren Gewalten, die im Sonnentresor herrschen, kann lange dauern. Ihr werdet große Entbehrungen auf euch nehmen müssen. Für viele wird es ein Flug ohne Wiederkehr werden. Und wer weiß, ob ich dich jemals wiedersehen werde ..."
    „Das alles ist mir vollauf bewußt", beteuerte Norgo ro Yong. „Aber habe ich

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