1975 - Sonnenecho
denn eine Wahl? Entweder ich werde zum Befreier Gaintanus, oder... Gib mir bitte deinen Segen für dieses Unternehmen, Dro ga Dremm!"
Dro ga Dremm hätte Norgo ro Yong beinahe die Hand aufs fette, schwammige Haupt gelegt, doch zuckte er im letzten Moment angeekelt zurück; er würde nach dieser Begegnung ohnehin ein ausgiebiges Bad nehmen müssen. Er hätte es nie für möglich gehalten, daß aus einem Tazolen ein solch abstoßendes, unappetitliches Monster werden könnte. Besser, Norgo ro Yong verschwand weit, weit weg von hier, egal, was aus ihm wurde.
„Eigentlich beneide ich dich um diese Mission, Norgo ro Yong", log Dro ga Dremm. „Wie gerne würde ich an deiner Stelle zu diesem heiligen Abenteuer aufbrechen. Aber leider haben mich die Götter dazu bestimmt, Vil an Deschs Verantwortung zu übernehmen, so daß ich unabkömmlich bin."
Dro ga Dremm seufzte. Vil an Desch war erst vor wenigen Tagen in Gefangenschaft der Ungläubigen geraten, und nach Dro ga Dremms Willen konnte er dort bis ans Ende aller Tage schmoren. Dro ga Dremm hatte schon immer den Oberbefehl über die heilige Befreiungsflotte gewollt. Er besaß einen unbändigen Willen zum Siegen und war fest entschlossen, seine Algioten zum Triumph über die Chearther und deren Verbündete zu führen.
Dro ga Dremm seufzte wieder und verabschiedete Norgo ro Yong mit den salbungsvollen Worten: „Ziehe hin und befolge den Willen der Götter! Sie mögen mit dir sein."
1.
Drei besaß einen schlanken Körper mit schmalen Schultern und einem länglichen Kopf. Das blonde Haar trug er schulterlang; es war zu einer Pagenfrisur geschnitten, mit Stirnfransen, die fast bis zu den schmalen, hellen Augenbrauen reichten.
Die äußere Erscheinung von Drei war von einem Zufallsgenerator entworfen worden. Das bezeugten die graublauen Augen und die etwas vorspringenden Oberzähne, die nicht so recht zum Gesamtbild passen wollten.
„Hallo, Drei", begrüßte ihn der Biomechaniker Arnulf Rohmer, als der Avatara den Checkpoint betrat.
„Du hast eine längere Ruhepause gehabt, als ein Murmeltier Winterschlaf hält."
„Aber ich habe nicht von positronischen Schafen geträumt", antwortete Drei mit einem Grinsen, das seine Vorderzähne aufblitzen ließ. Er war der humorvollere der beiden männlichen Avataras. Er stülpte die Oberlippe über die Zähne und meinte ernsthafter: „Warum so förmlich, Nuffy? Mir hat es besser gefallen, als du mich Bernie nanntest."
„Es könnte für dich einen Einsatz geben, Drei", sagte Arnulf distanziert. „Da ist es besser, wenn wir die alte Ordnung wiederherstellen. Ich soll dich darauf vorbereiten."
„Einsatz ist gut. Ich bin schon wie eingerostet. Worum geht es?"
„Das weiß ich selbst nicht", log Arnulf. „Man hat mir nur gesagt, was ich mit dir anzustellen habe."
Drei ließ seinen Blick durch den Raum wandern, seine Mundwinkel verzogen sich mißbilligend.
„Was ist mit den Siganesen?" fragte er dann. „Warum sind sie bei so einer heiklen Angelegenheit nicht anwesend?"
Arnulf Rohmer hob die Schultern und schnitt eine Grimasse; irgendwie war Dreis Mienenspiel ansteckend.
„Keine Ahnung, aber ich vermute, Domino Ross und die anderen sind anderweitig beschäftigt. Ihre Anwesenheit ist auch gar nicht nötig, alles nur Routine." Er deutete auf die junge; dunkelhaarige Frau an seiner Seite. „Ach ja, das ist Dr. Sam, Samantha Ogris, eine ausgezeichnete Biokybernetikerin. Bei uns bist du in den besten Händen, Drei."
„Guten Tag, Drei", sagte Samantha Ogris mit freundlichem Lächeln. „Wir werden uns bemühen, dir die rechte Behandlung zu geben."
„Hallo, Doc Sam", sagte Drei ohne Begeisterung. Er wandte sich wieder Arnulf zu: „Verrätst du mir wenigstens, was für Zusatzausrüstung ich bekomme, Nuffy?"
„Äh ... nun, ja ...", stotterte Arnulf Rohmer unbehaglich und blickte hilfesuchend zu der jungen Frau. Er war einem Androiden keine Rechenschaft schuldig. Obwohl Drei so etwas wie ein Neutrum war - auf sein Ich bezogen - ,hatte sich zwischen ihnen dennoch ein gewisses Vertrauensverhältnis gebildet. „Die Sache ist die ..."
„Machen wir doch erst mal den technischen und den medizinischen Check!" fiel ihm Samantha Ogris ins Wort. „Dann sehen wir weiter. Okay?"
„Meinetwegen. Aber den Check könntet ihr euch sparen. Ich kenne meinen Körper. Mit mir steht alles zum besten."
„Was sollte mit dir auch nicht stimmen?" meinte Arnulf. „Aber Ordnung muß sein. Ist ja bloß Routine.
Ich brauche das
Weitere Kostenlose Bücher