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1976 - Die Sonnenwürmer

Titel: 1976 - Die Sonnenwürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fünften Dimension.
    Wie soll ich es dir erklären? Solltest du jemals nach Louipaz kommen, würdest du eine Vielzahl ausgebrannter Sonnen sehen, die die Entwicklung zur Nova hinter sich haben. Ich hingegen sah nur die unendlichen roten Schlieren des Hyperraums, aber nie die Verwüstung im Normalraum. Und mir wurde sofort klar, dass meine Existenz schon im Augenblick ihres Entstehens aufs höchste gefährdet war. Ich verspürte Hunger, schrecklichen Hunger, doch nur noch ganz wenige Hyperspektren von Sonnen, von deren Energie ich mich ernähren konnte, ragten in die Gefilde, die meine Sinne wahrnehmen konnten, in jenen Bereich, den du den Hyperraum nennst. Von dem, was unterhalb dieses Spektralbereichs lag, nahm ich gar nichts wahr.
    Von dir weiß ich, dass diese Sonnen Planeten hatten und diese Planeten von Lebewesen bewohnt waren, intelligenten und nicht intelligenten, doch für mich existierten sie nicht. Ich sah nur die Energien im Hyperraumspektrum, an denen ich mich laben konnte. Und ich fand niemanden, mit dem ich die ausweglose Situation erörtern konnte. Natürlich wusste ich aufgrund meines Rassenbewusstseins, wieso dem so war, doch es war schrecklich, der einzige Guan a Var zu sein, der noch im Vollbesitz seiner Intelligenz war. Alle anderen agierten rein instinktgetrieben, hielten nur noch Ausschau nach .Energieweiden, um fressen und sich vermehren zu können.
    Ich war von Hunderttausenden Artgenossen umgeben, doch sie reagierten nicht auf meine Impulssprache. Es gab zwar weitere Dutzende Sonnenwürmer, die noch über eine rudimentäre Intelligenz verfügten, doch sprechen konnte ich mit ihnen auch nicht mehr. Ich war als letzter Guan a Var noch klar bei Verstand. Über Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte - wie willst du ohne jedes Bezugssystem im Hyperraum die Zeit messen? - grasten wir die letzten Energieweiden von Louipaz ab und sahen allmählich dem sicheren Hungertod entgegen, als ich beschloss, mit meinen Artgenossen den Sprung zum nächsten Bereich im Hyperraum zu wagen, in den schier unendlich viele Spektren energiereicher Sonnen hineinragten.
    Wie soll ich es dir erklären, Vincent? Das rote Wabern des Hyperraums er streckte sich über fast unendliche Weiten überall um Louipaz gleichförmig, ohne Höhen und Tiefen, ohne Spektralspitzen von Sonnen. Wir nahmen solche Spitzen zwar wahr, aber sie waren so weit entfernt, dass der Sprung zu ihnen lebensgefährlich war. Sollten wir sie nicht beim ersten Versuch erreichen, würden wir mitten in einem von Hyperstrahlung leeren Raum stranden und nie mehr genug Energie aufnehmen können, um einen Folgesprung zu schaffen.
    Von dir weiß ich, dass es sich bei diesen Ansammlungen von Spektralspitzen um die Gebilde handelt, die ihr Galaxien nennt, und bei dem inhaltlosen Wabern zwischen ihnen um den Leerraum des Alls. Dann aber ... dann flammte in großer Entfernung plötzlich ein kosmisches Leuchtfeuer auf. Es war uns schon vorher aufgefallen, aber jetzt wurde sein Licht noch heller als alles andere. Es strahlte in einem für uns überaus verlockenden Hyperraumspektrum und kündete von Energie im Überfluss, von ewig anhaltender Nahrung und Fortpflanzung. Wir zögerten keinen Augenblick. Mit einem einzigen Sprung peilten wir das kosmische Leuchtfeuer an - und erreichten das Ziel. Doch das vermeintliche Paradies war ein Kerker.
    Wir mussten erkennen, dass wir uns innerhalb des angepeilten Hyperraumspektrums befanden - in einer Sonne, wie du es ausdrücken würdest, im roten Überriesen Skoghal. Wir nahmen in nächster Nähe sechzig weitere Spektren wahr, konnten jedoch nicht auf sie überwechseln, weil sie auf den ersten Eindruck zwar völlig chaotisch angeordnet zu sein schienen, aber trotzdem eine ganz bestimmte Geometrie der Energie erzeugten. Die Anordnung all dieser Sonnen bildete im Hyperraum, und nur den .nahmen wir wahr, nur in ihm konnten wir existieren, ein geometrisches Muster, das wir nicht erfassen konnten und das für uns ein unüberwindliches Schirmfeld darstellte.
    Die Strahlung dieser anderen Sonnen verursachte bei uns eine völlige Irritation und Desorientierung. Wir bewegten uns in unserem Gefängnis wie in einem Labyrinth. Wollten wir von Skoghal aus auf eine der äußeren Sonnen überwechseln, wurden wir in Etappen zu unserem Ausgangspunkt zurückgeleitet. Wir tobten. Wir wüteten und rasten. Und wir starben. Schon kurz nach unserer Ankunft wurde die Mehrzahl von uns dahingerafft. Es war nicht genug Energie für uns alle vorhanden. Wir

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