1979 - Shabazzas Kampf
Lichtgeschwindigkeit beschleunigst!" Servenking war alles andere als ein Grobian, wenngleich er sein Äußeres gern in diese Richtung trimmte. Er hatte ein weiches Gesicht, dem er auch durch die eckige Kinnrasur keinen bärbeißigen Ausdruck verleihen konnte. Servenking galt als Charakter, den man mit Fug und Recht als freundlich bezeichnen konnte. Doch jetzt lagen seine Nerven blank.
Die Arbeiten an der SOL erforderten seine höchste Konzentration und erzwangen immer wieder Kompromisse, weil er keine hochqualifizierten Werftarbeiter zur Verfügung hatte, sondern Raumfahrer, die dazu ausgebildet waren, ein Schiff wie die SOL zu bedienen, nicht aber Von Grund auf zu überholen. Der Mann, der sich ihm näherte, war deutlich kleiner als er. Linkisch und augenscheinlich unsicher schritt er auf ihn zu. Er wirkte sehr jung auf den Cheftechniker, hatte eine athletische Figur mit ausgesprochen breiten Schultern. Eine dunkle, straffe Haut spannte sich über den unbedeckten Partien seines Körpers. Er trug einen braunen, mit zahlreichen Taschen versehenen Overall und unterschied sich in dieser Hinsicht kaum von anderen Mitarbeitern.
Im gleichen Maße, wie der seltsame Mann Ruud Servenking näher kam, wuchs die Unsicherheit des Cheftechnikers, der nicht mehr wusste, wie er ihn einzustufen hatte. Eine Hautfarbe wie bei ihm war ihm zuvor noch niemals begegnet. Er erkannte, dass es falsch gewesen wäre, ihn als schwarz zu bezeichnen. Seine dunkle Hautfarbe unterschied sich von allem, was Servenking jemals gesehen hatte. „Kannst du mir mal erklären, weshalb Homer G. Adams dich ausgewählt hat?" bellte der Cheftechniker ihn an. „Du bewegst dich nicht nur wie Falschgeld unter den anderen, du bist eine einzige Katastrophe. Du streckst deine Hände nach irgend etwas aus, aber dann packst du nicht zu, du stehst den anderen im Weg und behinderst sie, und du hast das einmalige Talent, immer gerade dort herumzustehen, wo du die anderen am meisten störst."
„Homer G. Adams hat mich nicht geschickt", antwortete der Dunkelhäutige in Interkosmo. Der Fremde blieb vor Ruud Servenking stehen und fuhr sich mit beiden Händen durch das blonde Haar, das in einem geradezu schrillen Kontrast zu seinem Teint stand. „Nicht?" staunte der Cheftechniker. „Wieso bist du dann an Bord der SOL? Irgend jemand muss dich doch hierher abgestellt haben." Er blickte sein Gegenüber prüfend an, und je genauer er hinsah, desto mehr verstärkte sich der Eindruck, dass die Körpersubstanz des anderen nicht organischer Natur war, sondern aus einem metallischen Material bestand. Dabei war es ungemein beweglich und schien außerordentlich elastisch zu sein. Jeder einzelne Muskel - falls es Muskeln waren - zeichnete sich darunter ab. „Abgestellt ist vielleicht nicht das treffendste Wort", versetzte der rätselhafte Fremde, „aber ansonsten bist du auf der richtigen Spur."
„Ich hab' keine Zeit, Rätsel zu lösen", fuhr Servenking ihn an. „Wer bist du?"
Betroffen blickte Kranna Theyres auf den Rücken ihrer linken Hand, auf dem sich unter den zermalmten Resten des Insekts ein roter Blutfleck abzeichnete. Sie ärgerte sich sehr über ihren Leichtsinn. Um zwei oder drei Sekunden zu früh hatte sie ihre Schutzschirmsysteme abgeschaltet und den Helm geöffnet, weil sie sicher gewesen war, dass nichts Bedrohliches von außen in die Schleusenkammer der Space-Jet eindringen konnte. Sie hatte einen Anfängerfehler begangen, der ihr nach der sorgfältigen Ausbildung, die sie genossen hatte, nicht hätte unterlaufen dürfen.
Sie presste ihre rechte Hand auf den linken Handrücken, verließ die Schleuse und eilte sofort in einen Hygieneraum, der sich unmittelbar daneben befand, entfernte das Blut und die Reste des Insekts, um die Wunde danach vom Medosyn desinfizieren zu lassen. Beruhigt atmete sie auf, als das syntronisch gesteuerte Gerät ihr mitteilte, dass keine gefährlichen Keime in ihre Blutbahn eingedrungen waren. „Alles ist sicher", versprach der Syntron. „Mach dir keine Sorgen!" Die junge Frau schwor sich, von sofort an sehr viel vorsichtiger und sorgfältiger zu sein und niemals mehr irgendwelche Vorschriften zu missachten. Hoffentlich merkt Bré nichts, dachte sie. Verdammt, sie würde mich zusammenstauchen, und sie hätte recht damit. Vielleicht würde sie mich von weiteren Projekten ausschließen, weil ich ein Risiko für sie bin.
Während die NESTA startete, um zur SOL zurückzukehren, schwebte Kranna im zentralen Schacht zur Zentrale hoch,
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