1979 - Shabazzas Kampf
Freizeichen. „Wir lassen ihn laufen", entschied er. „Wir schleusen ihn mit der Plattform aus."
„Warum das?" fragte Kranna Theyres. „Damit wäre er frei beweglich."
„Es soll nichts bei uns bleiben, was mit ihm in Berührung gekommen ist", erläuterte Rhodan. „Ich will nichts von ihm an Bord haben - und sei es auch nur eine einzige Bakterie, die an der Plattform haften bliebe. Allerdings haben wir die Plattform bereits präpariert. Ihr Gravo fällt irreparabel aus, sobald Shabazza sich außerhalb der NESTA befindet." Sie schlossen ihre Schutzanzüge und gingen durch die Schleuse hinaus. Nachdem sie einige Schritte zur Seite getreten waren, zeigte ein akustisches Signal an, dass nunmehr Shabazza mit dem Paratronfeld ausgeschleust werden sollte.
Kranna Theyres blickte an der Space-Jet vorbei auf das Land hinaus, das steil bis zum Meer hin abfiel. Die blassrote Sonne stand tief über dem Horizont, und ihr Licht ließ das Meer rätlich leuchten. Riesige Vogelschwärme zogen langsam an der Küste entlang. Offenbar große Fische jagten Schwärme von kleineren Fischen vor sich her, von denen zahllose immer wieder versuchten, den Räubern durch Luftsprünge zu entgehen. Doch oberhalb der Wellen lauerten Vögel, die nunmehr reiche Beute machten, indem sie die springenden Fische in der Luft fingen. „Träum nicht!" ermahnte Bré Tsinga die Praktikantin. „Wir sind nicht hier, um die Natur zu bewundern." Kranna Theyres fuhr erschrocken zusammen. Sie verstand sich selbst nicht, weil sie in einem so wichtigen Moment vorübergehend vergessen hatte, dass es um Shabazza ging und dass dahinter alles andere zurückzustehen hatte. Was ist mit mir? fragte sie sich. Hat er mich beeinflusst? Besorgt horchte sie in sich hinein, und etwas Seltsames geschah, was ihre innere Unruhe noch weiter steigerte. Als sie für einen kurzen Augenblick die Lider schloss, sah sie einen schwarzen, von vier Pferden gezogenen Wagen über ein verzerrt aussehendes Schachbrett rollen. Auf dem Kutschbock saß eine dunkle Gestalt, die eine Peitsche schwang und mit einem bösartigen Lachen auf sie herabblickte.
Kranna Theyres spürte, wie es sie eiskalt überlief. Dieses ihr unerklärliche Bild hatte sie schon einige Male in ihrem Leben gesehen - immer dann, wenn sie unmittelbar vor einem für sie gefährlichen Ereignis gestanden hatte: vor dem Ausbruch einer schweren Krankheit, vor einem verhängnisvollen Sturz oder vor dem lebensbedrohenden Versagen einer für sie wichtigen Maschine. Mittlerweile war sie fest davon überzeugt, dass sie eine Art Schutzengel hatte, der sie mit diesem Bild warnen wollte, um das Verhängnis in letzter Sekunde abzuwehren.
Einige Male hatte sie die Warnung beherzigen können und war dadurch der Gefahr entgangen, doch das waren die Ausnahmen gewesen. In den meisten Fällen hatte sie zu spät auf die Warnung reagiert. Unwillkürlich zog sie sich einige Schritte von Perry Rhodan und Bré Tsinga zurück, um näher bei der Schleuse der Jet zu sein und sich notfalls dorthin retten zu können. Sie war sich dessen bewusst, dass sie Shabazza dabei näher kam, doch das beunruhigte sie nicht, da er sich in einem Paratronschirm befand.
In nach wie vor unveränderter Haltung schwebte er aus der Schleuse hervor und entfernte sich von der NESTA. Als ihn etwa hundert Meter von der Space-Jet trennten, hob er den Kopf, streckte die Beine aus und richtete sich steil auf. Der Paratronschirm erlosch. Shabazza war frei. Er glitt von der.
Antigravplattform herunter, und unmittelbar darauf stürzte sie zu Boden. Die Plattform schlug hart auf und schleuderte dabei Pflanzenteile in die Höhe. Shabazza drehte sich langsam um und blickte zu Rhodan und den beiden Frauen zurück. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht.
Plötzlich schossen Hunderte von handlangen Tieren aus den Büschen und Gräsern hervor und griffen an. Es wirkte wie eine Bande kleiner Bestien, die auf Futter hofften. Sie sahen aus wie kleine terranische Eichhörnchen. Angriffslustig schnellten sie sich in die Höhe, stießen schrille Schreie aus und versuchten, Rhodan und die beiden Frauen zu beißen. „Anscheinend versucht er es", versetzte der Unsterbliche. „Der Kerl hat seinen Geist in eines dieser Tiere verpflanzt. Wenn es ihm gelingt, einen von uns zu berühren, kann er weiterleben."
„Da kann er lange warten", meinte Bré Tsinga. „Die Schutzschirme kann keines dieser Tiere durchdringen."
Der Gestalter im Körper des Zophengorn-Direktors wandte sich grußlos
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