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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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dass das Riesenschaf sich einfach nur auf die Hinterhufe stellen brauchte, um ihn und seine Mutter auch von dort oben herunter zu pflücken…
    Dann fiel ihm auf, dass es in den Erinnerungen der Bewohner von Hollow Creek keine Fleisch fressenden Schafe gab. Aus schmalen Augen spähte er dem Monstertier entgegen.
    Höchstens achthundert Meter trennten es noch von dem Felsen.
    Warum preschte es so zielstrebig darauf zu? Wollte es vielleicht nur ans Wasserloch, um zu saufen?
    Doch die kurz aufflackernde Hoffnung wurde jäh zerstört, als er dunkle Körper im Kopffell des Monsters erkannte, und zwei weitere über der Schulter.
    Daa’tan begriff sofort: Es waren die Anangu! Sie wollten ihre Gefangene wiederhaben.
    Die Flucht fortzusetzen war aussichtslos. Mit dem Malala konnte Daa’tan einem solchen Giganten nicht entkommen.
    Er fuhr herum, sprang in den Kamin und rutschte den Felsen hinunter. Unten angekommen, warf er sich neben dem Wasserloch auf den Boden, legte die Handflächen auf die Erde und das dürre Gras und versank in Trance.
    ***
    Die Dunkelheit war vollkommen. Das Gewicht auf Aruulas Brust drückte ihr schier die Luft ab. Irgendwann war sie überzeugt davon, tot zu sein und unter der Last von einem Meter Erde begraben zu liegen. Sie stemmte sich mit aller Macht dagegen.
    Irgendwie gelang es ihr tatsächlich, das Gewicht abzuschütteln. Sie fuhr hoch, riss die Augen auf und atmete keuchend durch. Keine Dunkelheit mehr, keine Last mehr auf ihrer Brust – ungehindert strömte die Luft in ihre Lungen.
    Nur ein Traum! Der Junge am Seeufer, der Pflanzengott, das schleimige Tentakelmonster – es war alles nur ein böser Traum gewesen! Grenzenlose Erleichterung überkam sie.
    Andererseits – hatte nicht tatsächlich vor fünf Wintern ein Tentakelwesen ihr das Kind aus dem Leib gestohlen? Seit die verschüttete Erinnerung freigelegt war, stand das schreckliche Geschehen überdeutlich vor ihrem inneren Auge.
    Aruula schüttelte sich und verdrängte den Gedanken.
    Sie blickte sich um – und erschrak: Sie saß zwanzig Meter über dem Boden auf einem kleinen Felsplateau. Wie kam sie hierher? Wer hatte sie hier herauf getragen? Für einen Moment glaubte sie, ihr Traum ginge noch weiter. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder und blinzelte ins Tageslicht.
    Nein, das hier war die Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit jedoch, die Aruula genauso wenig zu fassen vermochte wie den gerade eben verflogenen Albdruck.
    Auf einmal erhob sich überirdischer Lärm. Die Luft dröhnte, als brauste ein Orkan heran, der sich von einem Augenblick zum anderen aus dem Nichts erhoben hatte. Aruula zuckte zusammen und hielt den Atem an. Sie blickte auf: Etwa vierhundert Meter entfernt stand ein gewaltiges Tier in dichtem Dornengestrüpp, riss das Maul auf und blökte, als wäre es in Todesnot.
    Aruula traute ihren Augen nicht. Auf Knien und Händen kroch sie an den Rand des Felsplateaus. Das Tier warf den Kopf hin und her und versuchte abwechselnd Hinter- und Vorderläufe aus dem Gestrüpp zu ziehen. Doch offensichtlich hing es fest.
    Es war ein Mammutschaf. Aruula kannte diese Tiere. Am Uluru, beim Lager der Telepathen, hatte sie einige dieser Giganten zusammen mit den Riesenwaranen weiden sehen.
    Stammte auch dieser Schaftstitan dort vom Uluru? Hockten gar Anangu in seinem Fell?
    Kaum hatte Aruula den Gedanken beendet, sah sie auch schon die schwarzen Krieger, die sich aus dem Bauchfell des Schafstitanen abseilten. Die ersten drei sprangen ins Gestrüpp, zogen ihre Klingen und begannen eine Bresche in die Dornenhecke zu schlagen.
    Warum hatten diese Schwachköpfe das Tier überhaupt in die Dornen gelenkt?
    Aruula konnte nicht begreifen, was sie da beobachtete. Noch immer versuchte sie sich zu orientieren. Wie war sie hierher gelangt? Waren die Anangu hinter ihr her? Wenn ihr die Flucht gelungen war, warum konnte sie sich nicht daran erinnern?
    Insgesamt elf Anangu seilten sich nacheinander aus dem Bauchfell des Schafstitanen ab. Schnell hatten sie eine Bresche in das Gestrüpp geschlagen, sprangen aus den Dornen und stürmten heran. Der letzte stolperte und schlug lang hin.
    Stachelige Ranken überwucherten sein Bein und zogen ihn zurück in die Hecke. Aruula hörte ihn schreien.
    Atemlos beobachtete sie das grausame Schauspiel. Jetzt erst bemerkte sie, dass die Dornenhecke wuchs. Und wie rasch sie wuchs! So schnell, dass Aruula buchstäblich zusehen konnte, wucherte sie an den Vorderläufen des Schafstitanen hinauf, hüllte sie bald

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