1981 - Richard
zum Bahnhof hinüber. Colette und Florence gingen aber in die andere Richtung zur Innenstadt und zu den Einkaufsstraßen. Colette steuerte sofort zum Marienplatz. Dort machte Florence die ersten Aufnahmen. Vor dem Rathaus ließen sie sich von einem jungen Mädchen knipsen. Dann vergaßen sie den Fotoapparat für eine Weile. In den Geschäften des Marienplatzes hielten sie sich am längsten auf. Es gab zahllose Modehäuser, Schmuckgeschäfte und Parfümerien. Florence dachte auch an die Lederhosen, die sie ihrem Bruder schenken wollte. Am Färbergraben gab es ein Spezialgeschäft, in dem sie schließlich fündig wurde. Sie war allerdings überrascht, wie teuer die Hosen waren. Sie entschied sich schließlich für ein billiges Modell, das laut der Verkäuferin extra für Freizeitaktivitäten seines Trägers bestimmt war. Colette handelte sogar noch am Preis, weil Florence immerhin gleich zwei Lederhosen nahm. Dann bummelten sie weiter zur Maffeistraße und natürlich auch in die Maximilianstraße. Hier hatten es Florence die Schuhgeschäfte angetan. Zum Mittagessen kehrten sie zurück zum Marienplatz, ins Wirtshaus zum Goldenen-Brunnen. Colette wollte mit Florence unbedingt eine echt bayerische Wurstplatte probieren. Als die Speisen zu ihrem Tisch gebracht wurden, machte sie ein Foto von ihrer Freundin, wie sie zwischen den Einkaufstüten saß. Bevor sie zu essen begannen, stellten sie die Kamera auf den Nebentisch und machten noch eine weitere Aufnahme, diesmal ohne Hilfestellung durch einen anderen Gast, sondern mit dem Selbstauslöser der Kamera. Colette schaffte es gerade noch an den Tisch zurück, beinahe wäre sie gestolpert. Sie setzten sich nebeneinander und konnten eben noch ihre Getränke hochhalten, als das Blitzlicht auslöste. Nach dem Essen hatten sie noch etwas Zeit. Das Wellnessprogramm sollte erst ab 15:00 Uhr beginnen. Sie gingen wieder ein Stück zu Fuß zum Sendlinger-Tor-Platz. Auch hier machten sie einige Aufnahmen. Einmal stellte sich Florence unter den weiten Bogen eines der ehemaligen Stadttore und ließ sich von Colette in einer übermütigen Pose fotografieren. Sie überprüfte aber sofort an dem kleinen Monitor der Kamera, ob die Aufnahme nicht zu peinlich geworden war. Sie ließ es durchgehen. Zu ihrer Überraschung fand auf dem Platz eine große Veranstaltung statt. Florence konnte nicht fassen, dass es der Hamburger Fischmarkt war, der hier quasi ein Gastspiel gab. Sie kauften zwar keinen Fisch, schlenderten aber dennoch über eine Stunde lang an den Ständen und Verkaufswagen vorbei. Es wurde bei weitem nicht nur Fisch verkauft. Am Rande des Platzes boten zahlreiche Händler auch Gebäck, Fleisch und sogar Lederwaren und T-Shirts an. Dann mussten sie sich beeilen, ihren Termin nicht zu verpassen.
Es war Florence erster Besuch in einer Wellnessoase. Sie sah sich das Angebot der Massagen an und entschied sich ausgerechnet für die Hawaiianische-Lomi-Lomi-Nui-Massage. Colette fand ihre Wahl in Anbetracht ihrer Herkunft als etwas langweilig, musste aber zugeben, dass es mit die beste Massage war, die das Wellnessprogramm zu bieten hatte. Sie selbst entschied sich auch für das Lomi-Lomi, was wiederum Florence langweilig fand. Sie ließen sich fast eine halbe Stunde lang durchkneten, einreiben und massieren. Danach gingen sie zum Schwimmen in die Aquawelt, die ebenfalls zu der Wellnessoase gehörte. Den Nachmittag beendeten sie schließlich in der Ruhezone. Colette hatte Recht, wie Florence feststellen musste, in der Ruhezone ließ es sich wunderbar entspannen.
3 Nuku Hiva
Am nächsten Morgen frühstückten sie alle gemeinsam. Florence war zusammen mit der Familie aufgestanden. Simon reichte ihr ein Brötchen. Marc spielte am Tisch. Florence hatte ihm aus Paris eine Actionfigur mitgebracht, die es anscheinend in Deutschland nicht zu kaufen gab. Er war begeistert und kündigte an, die Figur gleich morgen mit in die Schule nehmen zu wollen.
»Florence war das erste Mal in so einem Studio«, erklärte Colette.
»Es war herrlich«, bestätigte Florence. »Schwimmen und ausruhen kann ich natürlich auch zu Hause, aber es ist schon etwas anderes, wenn man sich ganz abschotten kann. Und dann war natürlich auch die Massage toll.«
»Wie hieß die noch gleich?«, fragte Simon.
»Hawaiianische-Lomi-Lomi-Nui«, sagte Colette.
»Das passt ja zu dir, Florence. Und was bedeuten die Worte?«
»Nui ist eigentlich der Begriff für groß und Lomi bedeutet wohl kneten oder so ähnlich, also die große
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