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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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der Verkehr hier in München wird genauso dicht sein wie in Paris . Da schaue ich dir lieber noch etwas zu.«
    Colette startete den Motor, der kurz aufheulte und dann in ein tiefes Brummen überging. Sie legte den ersten Gang ein und fuhr an. Sie wendete auf dem Parkplatz und fuhr hinaus auf die Straße, genau in die entgegengesetzte Richtung, die Georg genommen hatte. Florence riskierte noch einen Blick, aber sein Wagen war natürlich nicht mehr zu sehen. Sie schaute wieder in Fahrtrichtung und dachte noch einmal über die Begegnung nach. Dann riss Colette sie aus ihren Gedanken.
    »Bitte sieh mal im Handschuhfach nach«, sagte sie. »Ich habe da drin eine Karte für das Parkhaus am Elisenhof. Wir haben nämlich zwei Stellplätze gemietet. Ich brauche die Karte gleich bei der Einfahrt.«
    Florence versuchte das Handschuhfach zu öffnen. Als sie es nicht gleich schaffte, griff Colette hinüber und die Klappe sprang auf. Während sich Colette wieder auf den Verkehr konzentrierte, suchte Florence im Handschuhfach nach der Parkhauskarte.
    »Sie ist in einer blauen Hülle«, sagte Colette. »Schau mal an der Seite.«
    »Einen Fotoapparat habe ich gefunden«, meldete Florence. »Und Moment, hier ist auch die Karte.«
    Sie hielt die blaue Hülle mit der linken Hand hoch. In der Rechten hatte sie den Fotoapparat. Colette nahm ihr die Karte aus der Hand und legte sie sich auf den Schoß. Sie fuhren noch ein paar Kilometer und bogen dann in die Luitpoldstraße ein. Es waren nur noch wenige Meter bis zur Parkhauseinfahrt. Sie stoppte an der Schranke, fummelte die Karte aus der Hülle und steckte sie in den Schlitz der Säule neben sich. Im Parkhaus fuhr sie die Rampe hoch, in den ersten Stock und ganz nach hinten zu den Plätzen hundertvierzehn und hundertfünfzehn, die beide frei waren. Colette stieg aus und schloss eine der Sperren auf. Der Metallbügel ließ sich nach unten klappen. Sie stieg wieder in den Wagen und fuhr auf ihren Parkplatz.
    »So, da wären wir. Es ist etwas umständlich, das Ding immer erst aufschließen zu müssen, aber sonst stellt sich jeder hierhin und die Plätze wären am Ende nicht frei, wenn wir sie mal brauchen. Die Miete für die Parkplätze wird von Blammer bezahlt. Es gehört quasi zu Simons Gehalt. In München ist so ein Stellplatz Luxus und natürlich auch eine praktische Sache, besonders am Wochenende.«
    Florence nickte. »Was ist mit der Kamera?«
    Colette nahm den Apparat und hielt ihn hoch.
    »Der gehört Simon«, sagte sie nachdenklich. »Er hat ihn wohl gestern liegenlassen.« Sie überlegte. »Weißt du was, das ist eigentlich eine gute Idee. Wir sehen uns so selten. Wir müssen deinen Besuch unbedingt festhalten. Das haben wir glaube ich noch nie richtig gemacht. Den Fotoapparat nehmen wir einfach mit und ich schicke dir die Bilder dann später.«
    Florence dachte an ihre Besuche in München. Sie war immer nur kurz hier, aber sie hatten doch bestimmt schon einmal Fotos gemacht, war sie sich sicher. Sie besaß sogar eine Aufnahme, auf der sie mit Colette, Simon und Marc zusehen war. Es war bei den Halters im Wohnzimmer und Marc war noch sehr klein. Es wurde also wieder Zeit, neue Erinnerungen zu schaffen. Sie nahm Colette den Apparat ab und steckte ihn dann in ihre Handtasche.
    »Den nehme ich. Ich fürchte sonst, dass du mich bei jeder Gelegenheit aufnimmst und es nachher diese Horrorbilder gibt«, lachte sie.
    Colette sah sie ernst an. »Das würde ich niemals tun«, sagte sie spöttisch. »Die Zeiten sind vorbei, ich schwöre es dir.«
    Florence lachte. »So lange es mich nicht trifft, wie damals die Drillinge in Angers, an der Uni, als du sie schlafend fotografiert hast.«
    »Das war aber doch auch komisch«, meinte Colette, »wie die drei nebeneinander lagen, alle den Mund offen. Leider konnte ich ihr schnarchen nicht mit aufnehmen.«
    »Dafür hast du aber das Foto fünfzig Mal kopiert und es überall auf dem Campus aufgehängt.« Florence musste wieder lachen, bei dem Gedanken daran. »Zum Glück haben die Drillinge nie herausgefunden, dass du es warst.«
    »Eigentlich müsste ich es ja mal beichten«, sagte Colette.
    »Tu es lieber nicht, sie würden dich noch heute in zwei Teile hauen, wenn sie könnten.«
    »Ja«, seufzte Colette, »Spaß haben die drei nie verstanden, sie würden mich sogar dreiteilen, die Drillinge.«
    Sie lachten und stiegen schließlich aus. Sie gingen quer über die Parkebene zu den Treppen. Vom Parkhaus aus gab es eine überdachte Verbindung direkt

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