1981 - Richard
würden es wieder fünfzehntausend Kilometer sein, erstaunlich dachte Colette. Marc drängte jetzt auf die Besucherterrasse.
Später sahen sie dem Start einer Air-France-Maschine zu, in der Florence sicherlich saß. Colette musste ihrem Sohn zu Liebe noch fast zwanzig Minuten in der Kälte auf der Terrasse aushalten. Später wollte er auch noch in das kleine Luftfahrtmuseum, so dass sie den Flughafen erst gegen Mittag wieder verließen.
Zu Hause angekommen dachte Colette an etwas, das sie sofort erledigen musste, weil sie es sonst bestimmt vergessen würde. Sie hielt den Fotoapparat in der Hand und ging damit in das Arbeitszimmer ihres Mannes. Eigentlich war es ihr beider Arbeitszimmer. Sie nutzte es hauptsächlich tagsüber und Simon nur am Wochenende, dennoch war die gesamte Einrichtung von Blammer bezahlt worden. Selbst wenn das Telefon oder der Computer oder die anderen Bürogeräte eine Störung hatten, kam eine Firma, die auch bei Blammer die Hard- und Software betreute und brachte alles wieder in Ordnung. Colette schaltete ihr Laptop ein. Sie besaßen zwei Geräte. Eines hatte Simon immer dabei, das andere stand im Arbeitszimmer und wurde nur von ihr benutzt. Hier hatte sie die Schulungsunterlagen gespeichert, die sie für ihren Unterricht an der Wirtschaftsakademie brauchte. Aus der Schreibtischschublade holte sie ein Kabel, mit dem sie die Digitalkamera an den Laptop anschloss. Das Programm, mit dem Colette die Bilder herunter auf den Computer speichern konnte, startete automatisch. Sie wollte die Fotos nur kopieren und nicht gleich von der Kamera löschen. Sie wählte die Option alle Bilder kopieren und ließ dass Programm den Befehl abarbeiten. Die Aufnahmen begannen über den Bildschirm zu rattern. Das Herunterladen würde einige Minuten dauern. Colette verließ das Arbeitszimmer um nach Marc zu sehen.
Als sie nach fünfzehn Minuten zurückkam, war das Übertragen der Bilder bereits erledigt. Colette wollte sich die Aufnahmen der letzten beiden Tage später in Ruhe ansehen, jetzt hatte sie nur noch vor, die Bilder an Florence zu mailen. Die E-Mail-Adresse hatte sie in einem Adressordner gespeichert. Die beiden Frauen schrieben sich regelmäßig. Ganz früher waren es noch Briefe, doch seit einigen Jahren hatte sich der Kontakt über das Internet als praktischer erwiesen. Es ging schneller und so würden die Fotografien auch lange vor Florence auf den Marquesas eintreffen. Die Datei mit den Bildern hatte eine Größe von fast zehn Megabytes und es dauerte einige Zeit, bis der Sendevorgang abgeschlossen war. Colette schaltete den Laptop wieder aus. Die Digitalkamera gehörte ihrem Mann. Er hatte sie aber bis heute morgen noch nicht vermisst. Colette ließ die Kamera einfach auf dem Schreibtisch liegen. Simon würde sie spätestens am Abend dort finden.
*
Florence hatte die Mittagsmaschine nach New York genommen. Der Flug von Paris Charles-De-Gaulle zum John F. Kennedy International Airport dauerte genau acht Stunden, sie verlor aber wegen der Zeitverschiebung nur zwei Stunden. Am frühen Abend ging es weiter nach Los Angeles, sechs Stunden Flug, noch einmal drei Stunden Zeitverschiebung. Florence innere Uhr kam immer mehr durcheinander. In Los Angelos hatte sie in einem Radisson Hotel am Airport übernachtet. Der Anschlussflug nach Tahiti ging erst am nächsten Vormittag. Der Airbus der Tahiti Nui brauchte acht Stunden. Beim Landeanflug auf die Insel zog das Flugzeug in einer Rechtskurve an der kleineren der beiden Vulkaninsel vorbei. Die schmale Landverbindung zwischen Tahiti Nui und Tahiti Iti mit dem Dorf Afahiti war deutlich aus der Luft zu erkennen. An der Südküste vorbei ging es schließlich in Richtung Faaa. Als die Maschine auf dem Flugplatz landete, rechnete Florence zusammen. Sie war vor einundvierzig Stunden aus München abgeflogen und noch immer nicht ganz zu Hause. Sie fuhr mit dem Bus nach Papeete hinein. Es war noch früh. Sie brachte ihre Reisetasche ins Hotel und ging dann zu Fuß in den Hafen. Sie verbrachte den Abend in einem Café am Boulevard Pomare. Sie beobachtete die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe und bewunderte die schönen, luxuriösen Yachten. Obwohl Schiffe und Yachten nichts Besonderes in ihrer Inselwelt waren, gab es wohl nur auf Tahiti, im Hafen von Papeete eine derartige Vielzahl zu sehen. Interessant war es auch, die Menschen zu beobachten. Neben amerikanischen, europäischen und japanischen Kreuzfahrern, die in den Hafen strömten, fanden sich immer auch
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