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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Gesicht, lächelte sich selbst an, griff dann nach seiner Jacke und verschloss den Schrank wieder. Seinen Talar und eine weiße Krawatte hatte er immer im Wagen liegen. Er würde sich erst im Gerichtsgebäude umziehen. Als er aus der Tür trat, stand Frau Stelljes schon bereit. Sie war eine erfahrene Anwaltsgehilfin, eine reine Sekretärin brauchte Georg nicht. Er brauchte jemanden, der für ihn alle Routinearbeiten erledigen konnte und zu dem noch vom Fach war. Frau Stelljes bemutterte Georg immer ein wenig, obwohl sie kaum älter war als er. Es war eigentlich auch kein bemuttern, es war Zuverlässigkeit, wie es Georg vor den Partnern immer ausdrückte.
    In der schwarzen Aktenmappe, die sie ihm reichte, war wie immer alles verstaut, was er für heute Vormittag benötigte.
    »Danke!«, sagte er noch einmal.
    »Haben sie ihr Handy auf stumm geschaltet?«, fragte Frau Stelljes pflichtbewusst.
    »Nein, ich glaube, ich habe es gar nicht dabei.«
    Georg tastete seine Hose und Jacke ab. Er gab ihr die Aktentasche zurück und ging noch einmal in sein Büro. Sein Handy lag auf dem Schreibtisch. Er griff es. Beim Verlassen des Büros tippte er die Tastenkombination für die Stummschaltung ein. Frau Stelljes hatte Recht, es war besser, das Handy jetzt und hier stumm zuschalten, als es später im Gericht zu vergessen. Sie streckte ihm wieder die Aktentasche entgegen. Im Vorbeilaufen nahm er die Tasche und verabschiedete sich mit einem Winken. Der Fahrstuhl stand schon in der fünften Etage. Die Schiebetüren öffneten sich sofort, als er den Knopf neben dem Fahrstuhlschacht drückte. Ohne Unterbrechung kam er unten an. In dem Bürogebäude hatten gut ein halbes Dutzend Firmen ihre Büros und zusätzlich noch zwei Arztpraxen. Seinen Wagen hatte er direkt an der Straße geparkt. Hinter dem Bürogebäude gab es noch einen größeren Parkplatz, den er aber fast nie benutzte, weil ihm der Weg dorthin zu weit war. Mit der Fernbedienung seines Autoschlüssels öffnete er die Heckklappe, die automatisch aufsprang. Er legte die schwarze Aktenmappe neben eine Kleiderhülle, in der sich Talar und Krawatte befanden, und klappte den Kofferraumdeckel wieder zu. Sein Blick ging auf die andere Straßenseite. Auf dem großzügigen Grundstück von Gegenüber hatte das Kunst- und Auktionshaus Blammer seine Geschäftsgebäude. Der silberne Cabriolet mit dem schwarzen Stoffdach glänzte in der Sonne und er erkannte Colette Halter und eine andere Frau, die neben dem Wagen standen und zu ihm hinüber sahen. Er winkte Ihnen zu. Dann sah er nach dem Verkehr, wartete noch einen vorbeifahrenden Transporter ab und ging dann über die Straße. Er hatte Colette Halter schon länger nicht mehr gesehen. Er hatte zwar nicht viel Zeit aber er musste sie wenigstens kurz begrüßen. Er ging durchs Tor und erreichte das Cabriolet.
    »Salou, Georg«, sagte Colette.
    Sie sprach Georg immer auf Französisch an, aber nur wenn sie allein waren oder jemand dabei war, der die Sprache ebenfalls verstand.
    »Salou, Colette. Da musste ich einfach kurz herüberkommen, wo wir uns solange nicht gesehen haben. Du weißt ja, dass ich die Ehefrauen meiner Klienten besonders aufmerksam zu behandeln habe, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.«
    »Oh, du musst gar nichts«, antwortete Colette und lachte dabei, »aber trotzdem schön dich zu sehen. Wo du gerade hier bist, Marc drängt mich immer. Er ist neuerdings ganz verrückt nach Flugzeugen und du hast doch Beziehungen zum Flughafen in Schwabmünchen. Er möchte sich so gerne die Sportflugzeuge dort ansehen.«
    »Dann müssen wir das wohl mal an einem Wochenende einplanen«, sagte Georg.
    »Ja, das würde mir eine große Last nehmen«, seufzte Colette.
    Georg nickte, dann sah er Florence an.
    »Oh entschuldige, Georg«, sagte Colette. »Darf ich dir meine Freundin vorstellen. Das ist Madame Florence Uzar. Sie besucht mich hier in München für zwei Tage.«
    »Bonjour Madame Uzar«, sagte Georg und deutete eine Verbeugung an. »Ich wusste doch, dass Frankreich außer unserer Colette noch mehr zu bieten hat.« Er grinste verschmitzt.
    »Nicht ganz«, antwortete Florence, »Ich bin zwar Französin, aber ich komme nicht aus Frankreich, ich stamme aus Übersee, aus Polynesien, von den Marquesas. Kennen sie sich in der Südsee aus?«
    »Oh, nicht so gut, fürchte ich, aber ich werde es heute Abend nachholen, das verspreche ich. Marquesas sagten sie?«
    »Ja, die Marquesas«, sagte Florence und lächelte.
    Sie sahen sich einige Sekunden

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